schelble


SCHELBLE, JOHANN NEPOMUK * Hüfingen bei Donaueschingen 16. Mai 1789 | † ebd. 6. Aug. 1837; Sänger, Chorleiter und Komponist

Nach seiner Ausbildung als Sänger fand Schelble 1808 eine Anstellung als Tenor in Stuttgart und lehrte dort seit 1812 auch am Königlichen Musikinstitut. Im März 1814 verließ er Stuttgart in Richtung Wien (hier trat er noch Ende des Jahres 1815 als Sänger auf), verpflichtete sich anschließend kurzzeitig am Theater in Pest und reiste dann über Berlin (Auftritte im Sept. und Okt. 1816) nach Frankfurt, wo er sich im Dezember 1816 erstmals öffentlich hören ließ und wenig später ein Engagement am Theater einging; 1818 sang er die Titelrolle bei der Frankfurter Erstaufführung von Spohrs Faust. Bereits nach drei Jahren zog er sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. Ende 1817 übernahm Schelble die Leitung einer nach dem Vorbild „der Zelterschen zu Berlin“ von der musikalische Akademie in Frankfurt errichteten „Gesangsbildungsanstalt“ (Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 29. Nov. 1817), die er schon nach kurzer Zeit wieder niederlegte. Stattdessen engagierte er sich (neben privaten Unterrichtsverpflichtungen) als Dirigent für den im Juli 1818 gegründeten Musikverein, der 1820 den Namen Cäcilien-Verein erhielt und bis um die Mitte 1830er Jahre unter Schelbles Leitung in Frankfurt auftrat; anschließend ließ er sich, u. a. im Sommer 1836 von Felix →Mendelssohn Bartholdy, vertreten. Nach Schelbles Tod wurde Ferdinand Ries, der allerdings schon wenige Monate später verstarb, sein Nachfolger. Auch die Frankfurter Liedertafel, deren erster Dirigent nach der Neugründung (1836) Heinrich Adam Neeb war, wurde von Schelble ins Leben gerufen (1827). Sophie Seibt war seine Schülerin.

Werke — Neben seinen in MGG und in RISMonline genannten, handschriftlich (zumeist in D-F) überlieferten Kompositionen (geistliche und weltliche Vokalmusik, Klavierstücke) existierten weitere, die in der Presse erwähnt, aber verschollen sind. Bis 1850 veröffentlicht wurden: Selma und Selmar (2 Sst., Kl.), Frankfurt: Wenner [ca. 1820]; D-KA (digital) <> Gebet für die Abgestorbenen (4st., Chor, Kl.), Bonn/Köln: Simrock [1822]; D-Hu <> Romanze („Wie golden strahlt die Morgensonne“), ebd. [1822]; D-BNu (digital) <> Das Ruhethal (4st., ohne Begl.), o. O. [ca. 1830]; D-KA (digital) <> Beim Regierungsantritt Sr. Königlichen Hoheit des Grossherzogs Leopold von Baden nach der Huldigungsfeier am 4ten April 1830 (Sst., Kl.). Karlsruhe: Velten [1830]; D-KA (digital) <> Zweistimmige Sing-Übungen, Offenbach: André [1843]; GB-Lcm, D-OF

Quellen — Briefe Schelbles an Beethoven, Frankfurt 19. März 1823 (digital); an Spohr, Frankfurt 10. Dez. 1829 (s. Spohr Briefe, hrsg. von Karl Traugott Goldbach) <> AmZ 31. Jan. 1816, 29. Jan. 1817, 6. Mai 1818, 17. März 1819, 9. Dez. 1819, 21. Juni 1820 (erstmals der Cäcilien-Verein als solcher erwähnt), 23. Jan. 1839 (Nekrolog von Gottfried Wilhelm Fink); Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen 12. Nov. 1814, 29. Sept. 1816 („Schelble vom Theater in Pesth“); Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 29. Nov. 1817; NZfM 5. Sept. 1837 (Todesmeldung); zahlreiche weitere Notizen und Berichte in der regionalen Presse sowie in Kulturzeitschriften, etwa der Wiener Theater-Zeitung <> †, Der Cäcilienverein in Frankfurt am Main, in: Didaskalia 19. Dez. 1834 <> Heinrich Meidinger, Frankfurt’s gemeinnützige Anstalten, Frankfurt 1845, S. 237

Literatur — Friedrich Chrysander (und Wigand Oppel), Johann Nepomuk Schelble – der Gründer des Cäcilien-Vereins in Frankfurt a. M., in: AmZ Nr. 45–49 (4. Nov.–2. Dez.) 1868 <> Oskar Bormann, Johann Nepomuk Schelble 1789–1837. Sein Leben, sein Wirken und seine Werke, Diss. Frankfurt/M. 1926 <> Birgit Grün, Art. Schelble, in: MGG2P

Abbildung: Johann Nepomuk Schelble, Brustbild von Heinrich Ott (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Axel Beer

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  • angelegt 2019/08/07 18:19