Max Löwengard
LÖWENGARD (LOEWENGARD), MAX (JULIUS) * Frankfurt/M. 2. Okt. 1860 | † Hamburg 18. Nov. 1915; Kapellmeister, Pädagoge, Schriftsteller und Komponist
Als Sohn des Handelsmanns und Direktors der Lebensversicherung Deutscher Phönix Julius L. und dessen Ehefrau Pauline geb. Berend studierte Löwengard von 1880 bis 1882 Klavierspiel bei Max Schwarz und Bertrand Roth sowie Komposition bei Joachim Raff am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt/M. Anschließend war er als Musikberichterstatter der Frankfurter Zeitung und Kapellmeister der Symphoniekapelle in Kleve tätig, in deren Konzertprogrammen er auch mit eigenen Werken vertreten ist. 1883 und 1884 sind mehrere Auftritte in den Niederlanden (Amsterdam (als Pianist), Nimwegen, Arnheim) nachweisbar; anders als in der NZfM berichtet, nahm er mit der Kapelle jedoch kein dauerhaftes Engagement in Nimwegen an. Stattdessen erhielt Löwengard 1884 eine Lehrstelle an der neu gegründeten Musikschule in Kleve und leitete zudem den Dilettanten-Orchester-Verein. Während seine Tätigkeit dort noch bis Ende 1886 zu belegen ist, weisen die Geburtseinträge seines Sohns Hans Max (* Dresden 6. März 1886 | † gefallen an der Aisne 19. Sept. 1914; laut Todeseintrag Kriegsfreiwilliger, Musikschriftsteller und Schauspieler) sowie der Tochter Emma (* Leipzig Ende Sept. 1889 | † Wiesbaden 8. Jan. 1890) auf die Verlegung seines Lebensmittelpunkts hin. 1890/91 unterrichtete Löwengard Theorie am Freudenberg’schen Konservatorium in Wiesbaden unter Albert Fuchs und wandte sich daraufhin als privater Theorie- und Kompositionslehrer nach Berlin, wo er auch als Musikreferent für die Berliner Börsen-Zeitung und (von Juni bis Dez. 1899) Herausgeber der Berliner Signale. Zeitschrift für die Musikalische Welt arbeitete. Weitere Anstellungen an Konservatorien folgten: in Berlin 1898/99 am Klindworth-Scharwenka Kons. und von 1899/1900 bis 1904/05 am Stern’schen Kons. sowie in Hamburg von 1904 bis 1908 am Bernuth’schen Kons. und schließlich am Vogt’schen Kons., wo der mit ihm befreunde Goby Eberhardt kurzzeitig sein Kollege wurde. Daneben war er seit 1904 Musikreferent des Hamburgischen Correspondenten, wo ihm nach seinem Tod Hans Schaub nachfolgte. Löwengard war verheiratet mit Adolfine Hermine Janette geb. Portack (* Höxter 22. Nov. 1869 | † Berlin-Schöneberg 2. Juli 1923), der Tochter des Schausspieldirektors Anton Friedrich Portack. Eine Verwandtschaft zum Hamburger Theaterdirektor Adolf Löwengard besteht ebenso wenig wie zum Hamburger Maler Kurt L.
Werke (für Sst. mit Kl., sofern nicht anders angegeben) — Drei Lieder („Grün ist der Jasminenstrauch“, Zwei Wanderer, Der Unbeständige), Frankfurt: Henkel [1880] <> Serenata (Orch.; aufgef. Kleve 1886 sowie Bad Homburg 1887 (unter Gustav Tömlich)), Frankfurt: Steyl & Thomas [1886]; A-Wst, D-B, D-HEms, D-MZs <> Acht Lieder (Klänge, „Was du mir bist?“, Warum?, Wie es geht, „Nur das that mir so bitter weh“, „Was ziehen die Wolken so trübe“, Wie es den Sorgen erging, Heimath), Berlin: Raabe & Plothow [1891]; D-B <> Indessen „Sah den guten Burschen Heute“ op. 8 Nr. 1, Berlin: Sulzer Nachf. [1894]; D-B <> Die Verlassene. Cyklus in fünf Liedern op. 9, Berlin: Schlesinger [1893]; D-B <> Der alte Mönch op. 10, Berlin: Paez [1893]; D-B <> Fünf Lieder op. 11, Berlin: Schlesinger [1893]; A-Wst (Ex. mit hs. Widmung Löwengards an W. Kienzl) <> Drei Lieder op. 13, Berlin: Ries & Erler [1895]; A-Wst, D-B <> Zwei Lieder op. 14, ebd. [1896]; A-Wst, D-B, D-SWl <> Drei Lieder op. 15, ebd. [1896]; A-Wst, D-B, D-SWl <> Die Vierzehn Nothelfer. Komische Oper (UA Berlin 1897), Textbuch, ebd. [1897]; D-B <> Zwei Lieder (Gianettino, „Diese abgeschmackte Scheu“), Berlin: Sulzer Nachf. [1899] <> Ganz im Geheimen, Berlin: Dreililien [1901]; D-B, D-Dl – dass., Rotterdam: Lichtenauer; A-Wst <> Zwei Lieder (Mai, Mein und Dein), Berlin: Deneke [1902]; D-B <> Abschied, Berlin: Dreililien [1902]; D-B <> 8 Gedichte von Emil Alfr. Herrmann, Berlin: Staegemann jun. [1904]; D-B – 1906 an Stahl in Berlin <> 5 Lieder („Kauft Rosen, Herr! Kauft Rosen!“, „Sieh, im Garten der Nacht“, Das Glückchen, „Und was seh ich denn“, Zwei Rösle), Berlin: Staegemann jun. [1905] – 1906 an Stahl in Berlin <> Vier Lieder op. 21, Berlin: Ries & Erler; D-B, D-Dl <> Zwei Lieder op. 22, Berlin: Stahl; D-B <> Fünf Lieder op. 23, ebd. [1908]; D-B <> „Hab’ Sonne im Herzen“ op. 24, ebd. [1909]; D-B, D-LÜmh <> „Du musst des Lebens nicht verstehen“ op. 25, ebd. [1909]; D-B <> Drei Lieder op. 26, ebd. [1910]; D-B <> Zwei Lieder op. 28, Hamburg: Schumm; D-LÜmh <> Der Feldsoldat. Ballade, Hamburg: Benjamin [1915]; D-B, D-Hs, D-LÜmh <> Das Gebet des Kaisers (Mch.), ebd. [1915]; D-B <> „Du seiest tot – ich glaub’ es nicht“, Berlin: Stahl [1915]; D-B <> ungedruckt: Sonatensatz in A-Dur (Kl.), aufgef. im Hoch’schen Konservatorium 1882 <> 1–2 Konzertouvertüren (Orch.), aufgef. Kleve 1883, 1884 <> Marcia (Orch.), aufgef. Kleve 1886 <> Brautlied (2 Sst.); Hs. in D-MZs
Schriften (meist in zahlreichen Ex. überliefert, nur Auswahl der Fundorte genannt) — Die Harmonielehre als elementarer Unterrichtsgegenstand an der Hand des Gesangunterrichts in den öffentlichen Schulen, in: Musikalisches Wochenblatt 26. Jan. 1888; und zahlreiche weitere Breiträge in musikalischen Zeitschriften und Zeitungen <> Plaudereien und Nörgeleien in musicis. Gesammelte Feuilletons, Leipzig: Grandpierre 1889; D-B, D-Dl <> Lehrbuch der Harmonie für den Unterricht und Selbstunterricht Berlin: Raabe & Plothow 1892 [weitere Aufl., Berlin: Stahl 21900, 41903, 61908]; D-B (1. und 2. Aufl.), D-DS (4. Aufl.), D-MZmi (6. Aufl.), US-R (4. Aufl. digital) – engl. Ausgabe, Berlin: Stahl 1905; D-B – überarb. engl. Ausg., New York: Schirmer 1913; US-R (digital) <> Lehrbuch des Contrapunkts, Berlin: Dreililien 1902; D-B, D-BABHkrämer – engl. Ausgabe (A manual of Counterpoint), ebd. [1907] <> Aufgaben zur Harmonielehre, Berlin: Stahl [1903]; D-B <> Lehrbuch der musikalischen Formen, Berlin: Staegemann jun. 1904; D-B – 1906 an Stahl in Berlin <> Praktische Anleitung zum Generalbassspiel, zum Harmonisieren, Transponieren und Modulieren, Hamburg: Benjamin 1913; D-B, D-DS, D-LEdb
Quellen — Briefe, s. Kalliope <> Standesbücher Frankfurt/M., Standesamtsregister Berlin, Dresden, Hamburg, Wiesbaden, KB Höxter (St. Kiliani) <> Adressbücher Wiesbaden, Berlin, Hamburg <> Jahresberichte des Hoch’schen und Stern’schen Konservatoriums <> MMB <> Goby Eberhardt, Erinnerungen an bedeutende Männer meiner Epoche, Lübeck 1926, S. 166, 168, 169, 255 <> Nieuwe Amsterdamsche Courant 9. Mai 1883; Musikalisches Wochenblatt 18. Okt. 1883, 29. Nov. 1883, 27. Dez. 1883, 4. Sept. 1884, 9. Okt. 1884 (betr. Musikschule in Kleve), 26. Aug. 1886, 27. Jan. 1887, 24. Febr. 1887 (Aufführung seiner Serenata in Homburg vor der Höhe) und passim; Neue Berliner Musik-Zeitung 22. Nov. 1883; NZfM 23. Nov. 1883, 29. Febr. 1884 (betr. Engagement nach Nimwegen); Arnhemsche Courant 27. Nov. 1883; Leipziger Tageblatt und Anzeiger 1. Okt. 1889 (Geburtsanzeige der Tochter); Signale für die musikalische Welt Nr. 61 (Nov.) 1891 und folgende (Anzeige als Lehrer), 7. Sept. 1897, 5. Sept. 1898, 30. Jan. 1899, 26. Jan. 1916 <> Hamburgischer Correspondent 18. Aug. 1912, 24. Aug. 1913, 8. März 1914
Referenzwerke und Literatur — Art. Loewengard, Max, in: Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen 41909; Frank/Altmann 121926; RiemannL 111929; Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 6, 1997 <> FellingerVM
Abbildung: Max Loewengard (Berliner Musik-Kritiker, in: Berliner Leben 1905, Heft 10, S. 12)
Kristina Krämer