Hermann Deiters
DEITERS, HERMANN (CLEMENS OTTO) * Bonn 27. Juni 1833 | † Koblenz 11. Mai 1907; Lehrer und Musikhistoriker
Hermann Deiters dürfte bereits in jungen Jahren mit klassischer Musik in Kontakt gekommen sein. Sein Vater Peter Franz Deiters war Professor und Ordinarius (ab 1836) der Bonner juristischen Fakultät sowie später Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848). Der Sohn entwickelte schon als Schüler eine große Neigung zur Musik, die er im Wesentlichen autodidaktisch pflegte, auch wenn er dem aus dem Düsseldorfer Schumann-Brahms-Kreis bekannten Albert Dietrich, der von 1855 bis 1861 Dirigent in Bonn war, wesentliche Anregungen verdankte. Noch während der Gymnasialzeit entstanden erste Kompositionen des Geige und Klavier spielenden Jugendlichen. Nach juristischem Studium und Promotion (1854) entschloss sich Deiters zu einem philologischen Studium, das er 1858 mit seiner zweiten Promotion abschloss, wonach er sofort in den Schuldienst eintrat. Während seiner zweiten Studienzeit gehörte er in Bonn auch zum Schülerkreis von Otto Jahn, der ihm zum Vorbild wurde. Krönung seiner Schullaufbahn war – nach Stationen in Düren, Konitz (Chojnice, Polen) und Posen (Poznań) – 1885 die Berufung zum Provinzialschulrat nach Koblenz; als solcher ging er 1903 in den Ruhestand. Von 1890 bis zu seinem Tod gehörte er dem Vorstand des Musik-Instituts an. Die auf Vorschlag von Max Bruch an ihn herangetragene Berufung nach Berlin in die Nachfolge des 1894 verstorbenen Philipp Spitta als Universitätsprofessor, Direktor der Musikhochschule und Ständiger Sekretär der Akademie der Künste, lehnte er ab.
Deiters zahllose Rezensionen in diversen Fachzeitschriften verschafften ihm den Respekt und die Anerkennung seiner komponierenden Zeitgenossen, allen voran Johannes Brahms und Max Bruch. Seine musikwissenschaftliche Arbeit fand ihren Niederschlag vor allem in seiner deutschen Bearbeitung der Beethoven-Biographie Alexander W. Thayers (1. Aufl. Berlin 1866, 1872, 1879) und der Herausgabe der dritten Auflage von Otto Jahns Mozart-Biographie (Leipzig 1889/91).
Werke — Siehe das ausführliche Verzeichnis der Schriften bei Kahl, S. 76–81
Quellen — Akten in D-KBa (Best. 403 Nr. 14482, Nr. 9727, Nr. 9872, Nr. 5276 und Nr. 5277; Best. 405, Nr. 5752 (Personalakte als Mitglied des Provinzialschulkollegiums); Best. 405 Nr. 3619; Best. 441 Nr. 26141; Best. 708, Br. 60 und 61 <> Todesanzeige in: Coblenzer Zeitung 13. Mai 1907 (1. Blatt, Morgen-Ausgabe)
Literatur — Art. Deiters, Hermann Clemens Otto, in: Josef Niesen, Bonner Personenlexikon, Bonn 32011 <> Willi Kahl, Art. Deiters, Hermann, in: RhM 1 (1960), S. 72–81 <> Helga Lühning, Art. Deiters, Hermann, in MGG2P Bd. 5, Sp. 699–700 (hier weitere Literaturangaben)
Abbildung: Hermann Deiters nach einer anonymen Fotographie um 1890; Beethoven-Haus Bonn, B 1884 (Frau Friederike Grigat vielen Dank für die Veröffentlichungserlaubnis)
Uwe Baur (†) | Ergänzungen: Judith Höhn-Engers