Kittlitz-Schott (Musikverlag)


(zeitweise auch Kittlitz-Schott & Bieger)

Die seit dem 1. Okt. 1867 unter diesem Namen bestehende Kittlitz-Schott’sche Musikalienhandlung ist ein Folgeunternehmen der im Herbst 1840 in der Fuststraße 2 (bzw. Lit. C 116/3) eröffneten und zunächst von Johann Josephs Sohn August Schott (1808–1856) geführten Detail-Musikhandlung von B. Schott’s Söhne (i. e. eine Einzelhandelsfiliale neben der Musikverlagshandlung im Weihergarten). Diese ging nach dem Tod August Schotts zunächst auf dessen Witwe Anna Maria Laurenzia geb. Harth (1815–1882) über und ca. 1865 an ihren Schwiegersohn Friedrich (Heinrich Karl Ernst) Freiherrn von Kittlitz und Ottendorf (* Welkersdorf/ Niederschlesien (Rząsiny) 27. Nov. 1832 | † Mainz 14. Sept. 1869, Sohn des Ornithologen Heinrich von Kittlitz), der seinerseits über seine mütterliche Großmutter Therese Schott (1785–1845) vom Verlagsgründer Bernhard Schott abstammte und zuvor seit 1864 mit Leopold Lichtenstein in Frankfurt assoziiert gewesen war. Zur „Erledigung eines Rechtsstreits“ und um „die häufigen Verwechselungen beider Firmen zu vermeiden“ (Börsenblatt 2. und 23. Sept. 1867) erfolgte zum 1. Okt. 1867 die Umbenennung der Detail-Musikhandlung in F. v. Kittlitz-Schott. Alsbald wurde eine Leihanstalt angeschlossen und seit 1880 war Kittlitz-Schott auch als Verlag tätig – letzteres erst unter der Ägide der Witwe (Anna) Theresia (Magdalena) geb. Schott (* Mainz 12. März 1837 | † 1923), die seit von Kittlitz’ frühem Tod 1869 die Firma (1878/79 unter Teilhabe des Darmstädters Ludwig Glock) weitergeführt hatte. Zum 1. Jan. 1885 verkaufte sie die Musikalien- und Instrumentenhandlung an ihren Sohn Friedrich (Heinrich August) von Kittlitz (* Mainz 13. Juli 1860 | † ebd. 1. Juni 1924), der von 1894 an mit dem Musiker und Musikalienhändler Heinrich Bieger assoziiert war (nun Firma Kittlitz-Schott & Bieger; das frühere Ladengeschäft Biegers in der Ludwigstr. 7 blieb als Filiale bestehen). Gemeinsam übernahmen sie 1895 von Karl Falkenstein die Darmstädter Kunst- und Musikalienhandlung A. Schoedler Nachf., die fortan und bis zum Erlöschen 1899 in Darmstadt (separat) als Kittlitz-Schott & Co. firmierte (seit 1897 mit Bieger als alleinigem Inhaber). Das Mainzer Unternehmen wurde im September 1896 zwischen Bieger und Kittlitz-Schott aufgeteilt – ersterer erhielt (unter Beibehaltung des Firmennamens) Sortiment, Leihanstalt und Instrumentenlager, letzterer den Verlag, dessen Rechte er jedoch bereits im Oktober 1896 an den Mainzer Musiklehrer und Instrumentenhändler Friedrich Emmermann (1860–1932) veräußerte. Die Firma Kittlitz-Schott Verlag, als deren Inhaberin zu diesem Zeitpunkt (wieder?) die Witwe Theresia von Kittlitz genannt ist, blieb dennoch bestehen und ging zum Januar 1897 auf den Sohn Friedrich über (erloschen wohl mit seinem Tod 1924). Bis 1898 erschienen rund 300 Kompositionen (überwiegend Klavier- und Vokalmusik) bei Kittlitz-Schott, vielfach aus der Feder mittelrheinischer Musiker wie Wilhelm Aletter, Friedrich →Bayer, Ludwig →Beringer, Leo Cahn, Eugen Eschwege, Wilhelm Geis, Georg →Hartmann, Carl →Hohfeld, Carl August →Kern, Adolph Kugler, Eduard von →Lade, Adam Leydecker, Theodor Mohr, Ferdinand Möhring, August Muth, Philipp Orth, Heinrich Rupp, Paul Schumacher, Louis Seibert, Martin Vogel, Anton Weisser, Wilhelm Wollweber und Hermann Zeitzmann. Noch bis 1915 ist die Firmierung Kittlitz-Schott (& Bieger) vereinzelt auf Notenausgaben nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt schied Heinrich Bieger aus und Paul Sachs († vor 1926), seit 1904 Gesellschafter der Firma, wurde Alleininhaber. Zuerst seine Witwe und später der gemeinsame Sohn Hans (Gustav Friedrich) Sachs setzten das Geschäft der Musik- und Instrumentenhandlung bis zum Erlöschen der Firma am 3. Dez. 1985 fort. Zwischenzeitlich war sie in den 1930er Jahren in Musikalienhandlung Hans Sachs umbenannt worden, in den 1950ern von der Fuststraße 2, mit Zwischenstationen in der Gaustraße 18 und der Schillerstraße 24, zum Schillerplatz 16 verlegt, und 1980 in eine OHG mit Anna Margarete Sachs geb. Müller als Gesellschafterin umgewandelt worden.

Datierungshilfe nach Plattennummern (jeweils „F. v. K.-S. [Zahl]“ bzw. ab 1894/95 auch „K.-S. & B. [Zahl]“; nicht berücksichtigt sind PN mit Kürzel „H. B. [Zahl]“, für die eine separate Nummernreihe vorliegt)

2 1882
19, 30 1883
44–47, 49, 51–53, 58, 61–62, 66, 69 1884
101 1885/86
158 1887
106 1888
164 1890/91
169, 183 1891/92
187, 193 1892
226 1894/95
200, 210–212, 217, 219, 232–237, 243–244, 247–249, 251–256 1895
262 1896
300 1898

Quellen und Referenzwerke — KB Mainz <> Standesamtsregister Mainz <> MMB <> Geschäftsrundschreiben; D-LEdb <> Didaskalia 4. Okt. 1840 <> Allgemeines Adressbuch für den deutschen Buchhandel bzw. Adressbuch des deutschen Buchhandels u. a. 18, 1856; 19, 1857; 24, 1862; 30, 1868; 34, 1872; 42, 1880; 48, 1886; 57, 1895; 58, 1896; 67, 1905; 76, 1914; 88, 1926; <> Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 5. Jan. 1857, 2. Sept. 1867, 23. Sept. 1867, 21. Apr. 1894, 5. Mai 1894, 12. Okt. 1895, 30. Okt. 1896, 6. März 1897, 3. Apr. 1897, 26. Aug. 1899, 23. Apr. 1904, 24. März 1915 <> Zeitschrift für Instrumentenbau 1. Apr. 1915 <> Adressbücher Mainz 1842–1963 <> ChallierV <> Handelsregistereintrag Hans Sachs (Amtgericht Mainz, HRA 0355)

Abbildung: Impressum einer Ausgabe des Verlags Kittlitz-Schott & Bieger [1894/95]; D-BABHkrämer


Axel Beer und Kristina Krämer