mahr


(1) Anton * Eppstein 1692 | † Wiesbaden 1765; Orgel- und Klavierbauer

(2) Johann Andreas („Andres“) * Eppstein 15. Febr. 1722 | † Wiesbaden 24. Dez. 1788; Sohn von (1), Orgel- und Klavierbauer

(3) Johann Gottfried jun. * Wiesbaden 1752 | † ebd. 6. Sept. 1812; Sohn von (2), Orgel- und Klavierbauer

(4) Johann Philipp * Wiesbaden 18. Dez. 1756 | † ebd. 12. Jan. 1794; Sohn von (2), Orgel- und Klavierbauer

(5) Johann Andreas jun. * Wiesbaden 28. Okt. 1768 | † ebd. 19. März 1814; Sohn von (2), Orgel- und Klavierbauer

(6) Friedrich Gottfried * Wiesbaden 16. Mai 1795 | † Darmstadt 18. Jan. 1864; Sohn von (3), Klavierbauer


Anton Mahr (1), der Sohn des Eppsteiner Schreiners und Müllers Johann Gottfried Mahr (1653–1738), war Geselle bei Gottfried Silbermann in Freiberg, übte den dort erlernten Beruf des Klavier- und Orgelbauers aber kaum aus, sondern verdiente sein Geld vor allem als Schreiner; er bildete seinen Sohn Johann Andreas (2) aus und siedelte die Werkstatt der Familie in Wiesbaden an. Johann Andreas Mahr war darüber hinaus Lehrling in Frankfurt, erhielt später das Wiesbadener Bürgerrecht und den Titel „Hoff-Mechanicus“. Er hatte nach dem Tod Johann Christian Köhlers 1761 die Orgelpflege im Nassauischen übernommen und bemühte sich 1765 um Zulassung beim Nassau-Saarbrückisch-Usingischen Konsistorium; 1766 erhielt er die Aufsicht über die Orgeln im Oberamt Idstein. Er ist vor allem bei Reparaturen und Stimmungen nachweisbar, so unter anderem zwischen 1767 und 1772 bei der Erweiterung der Orgel Johann Friedrich Macranders in (Wiesbaden-) Biebrich. Seine drei Söhne führten das Geschäft weiter; Johann Gottfried (3) führte ebenfalls den Titel »Hoff-Mechanicus«. Mit dieser Generation kam die Produktion von Klavieren nahezu zum Erliegen.

Werke — Die einzige erhaltene Orgel der Werkstatt stammt von 1790 und steht in (Wiesbaden-) Erbenheim, Pauluskirche (ev.) (I/P/18); von Gustav Raßmann (Röttau) repariert, im Ersten Weltkrieg durch die Spende der Prospektpfeifen und die Ergänzung eines Salicional 8‘ verändert. 1966 wurde die Orgel von Oberlinger (Windesheim) umfänglich umgebaut, 1998 von Förster & Nicolaus auf den Originalzustand restauriert und 2018 von Orgelbau Waltershausen renoviert. Ein Plan für eine ähnliche Orgel in Hundheim (Baden) ist erhalten, wurde aber nicht ausgeführt. Bei den Instrumenten von 1782 in Fischbach – (I/P/15); 1827/28 von Bernhard Dreymann (Mainz) renoviert, 1905 durch einen Neubau von C. Horn ersetzt – und von 1784 in (Wiesbaden-) Sonnenberg (ev.) – (I/P/10); 1843 von Voigt, 1857 von Keller repariert, 1883 durch ein Instrument von Raßmann ersetzt – sind die Prospekte erhalten. Johann Andreas Mahr baute zwischen 1768 und 1772 ein kompliziertes viermanualiges Instrument mit Pedal, das ein Pianoforte (mit Dämpfern) mit einer Orgel kombinierte, und nannte es irreführend „Pantalon“. Klavierinstrumente der Familie – Hammerklaviere, vor allem Tafelklaviere – existieren u. a. in der Instrumentensammlung des Landesmuseums Mainz, im Stadtmuseum Wiesbaden, im Gotischen Haus Bad Homburg, im Prager Nationalmuseum, im Historischen Museum Stuttgart, im Musikinstrumentenmuseum Leipzig, im Beethoven-Haus Bonn, im Händel-Haus Halle, im Deutschen Museum München sowie im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. In erster Linie vertreten sind hier Instrumente nach 1792 bis ca. 1815, die eine selbst entwickelte Prellmechanik mit einer Art Wippe als Zwischentreiber aufweisen.

Quellen — KB Eppstein und Wiesbaden; Familienregister Mainz

Literatur — Bösken 1967 <> Franz Bösken, Historische Orgeln im Mainzer Raum, in: Acta Organologica 3 (1969), S. 69–87 <> Bösken 1975 <> Sabine Klaus, German Square and Harp-Shaped Pianos with Stossmechanik in American Collections. Distinguishing Characteristics of Regional Types in the Eighteenth and Early Nineteenth Centuries, in: Journal of the American Musical Instrument Society 27 (2001), S. 128–134 <> Michael Günther, Die hochbedeutenden Instrumentenmacher Mahr in Wiesbaden. Neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Hammerklaviers, in: Jahrbuch Hochtaunuskreis 22 (2014), S. 24–31 <> Eva Badura-Skoda, The Eighteenth-Century Fortepiano Grand and its Patrons: From Scarlatti to Beethoven, Bloomington 2017

Abbildung: Tafelklavier Johann Andreas Mahrs (um 1785); Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer; CC BY-NC-SA)


Birger Petersen

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