reppert


(1) (Anton Peter) Karl (auch Carl) * Wiesbaden 26. Nov. 1861 | † ebd. 11. Mai 1915; Vater von (2), Kaufmann und Hobbykomponist

(2) Otto * Wiesbaden 1. Apr. 1885 | † (gefallen) Frankreich 2. Okt. 1914; Sohn von (1), Klavierspieler und Komponist


(1) Karl Reppert trat beruflich in die Fußstapfen seinen Vaters, des Kaufmanns Johann Georg Christian R. 1884/85 verzeichnet ihn das Wiesbadener Adressbuch als „Colonialwaren-, Delicat.-, Brot-, Mehl-, Wein- und Mineralwasserhdlr.“; im Laufe der Zeit veränderte bzw. erweiterte er das Spektrum seiner Angebote bzw. seiner sich zum Teil überschneidenden Aktivitäten ständig: 1889/90 figuriert er als Agent einer in Wipperfürth ansässigen Tuchfabrik, 1890/91 als Vertreter der Vaterländischen Versicherungs AG in Elberfeld, 1892/93 als Chef einer Wiesbadener Speditions- und Möbeltransportgesellschaft, und seit etwa 1895 ist nur noch von „Kaufmann“ die Rede. Dass er als „Bürohilfsarbeiter“ gestorben sein soll, wie es der Todeseintrag offiziell vermeldet, mag man kaum nachvollziehen – aber man weiß eben nie. Auch weiß man nicht, wem Karl Reppert seine musikalische Ausbildung verdankte – jedenfalls trat er in unterschiedlichen Veranstaltungen als Klavierbegleiter von Gesangsbeiträgen auf. Dass er im vielfältigen Vereinswesen auch darüber hinaus eine Rolle spielte, darf man allein deshalb annehmen, da seine Kompositionen, von denen wir Kenntnis haben, eine dezidierte Affinität zum Turnen zeigen. Damit, dass er sie seit einem bisher unbekannten Zeitpunkt im Selbstverlag veröffentlichte, schließt sich der Kreis zu seiner eigentlichen Profession. Verheiratet war Reppert mit der Gastwirtstochter Margarethe (Henriette Eleonore) geb. Kimmel.

WerkeTurnermarsch (Kl.) op. 48, Wiesbaden: Gebr. Wolff [1898] <> Frisch Fromm Fröhlich Frei. Marsch (Kl. sowie Arrangements für Militärmusik bzw. Streichorch.) op. 60 („Den Turnern im Mittelrheinkreis gewidmet“), Wiesbaden: Selbstverlag (Herstellung Offenbach: André [1899]); D-OF (s. Abb.) <> Von weiteren Werken, deren (ehemalige) Existenz die hohen Opuszahlen nahelegen, fehlt jede Spur.


(2) Welchen Beruf Otto Reppert erlernte, wissen wir noch nicht; es ist naheliegend, dass er in die Firma seines Vaters hineinwuchs und – daneben – mit häuslichem Musizieren groß wurde. Zumindest eine Nähe zum Spangenbergschen Konservatorium lässt sich nachweisen: In einem Konzert des Instituts führte er mit weiteren Musikern 1908 ein Streichquartett von Joseph Haydn auf, war aber ansonsten in der Wiesbadener Kulturszene – wie schon sein Vater überwiegend innerhalb von Rahmenprogrammen – vor allem als Klavierbegleiter wie auch mit seinen „ausgezeichneten Klaviervorträgen“ des klassischen Repertoires (Wiesbadener Tagblatt 9. Dez. 1908) nicht unbekannt. Da in den Jahren nach 1908 die Wiesbadener Presse zunächst keinerlei Notizen zu seiner Person enthält, darf man vermuten, dass jener Otto Reppert, der in der Spielzeit 1910/11 als Kapellmeister dem Husumer Stadttheater angehörte, mit dem Wiesbadener Musiker identisch ist. Bevor Reppert als Unteroffizier den Kriegsdienst antrat, hielt er sich wohl in Breslau auf – jedenfalls lebte seine Verlobte Jadwiga Roskowska dort, als die Nachricht von seinem Tod in den Verlustlisten verbreitet wurde. Im März 1915 erinnerte man bei einem Vaterländischen Abend in Wiesbaden mit der Aufführung seiner einzigen bekannt gewordenen Komposition „an den jungen auf dem Feld der Ehre gefallenen Wiesbadener“ (Wiesbadener Zeitung 22. März 1915). Die jungen Damen Bertha und Ida Reppert, die in den späten 1890er Jahren am Hoch’schen Konservatorium Gesangsunterricht erhielten, waren Töchter eines in Friedrichsthal (Taunus) tätigen Glasfabrikanten und mögen entfernte Verwandte der Wiesbadener Repperts gewesen sein.

Werke — Melodram Beda, aufgef. als „fein charakterisierende Musik“, die „tiefen Eindruck hinterließ“ (Wiesbadener neueste Nachrichten 8. März 1914), in der Pause eines Vortragsabends; nicht veröffentlicht und verschollen.


Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> Adressbücher Wiesbaden <> Wiesbadener Tagblatt 11. Apr. 1901 (3. Blatt), 1. Juli 1907 (Abend-Ausgabe), 3. Febr. 1908 (Abend-Ausgabe), 19. Okt. 1908 (Abend-Ausgabe), 9. Dez. 1908 (Abend-Ausgabe), 17. Dez. 1908), 23. Juni 1909 (Abend-Ausgabe), 14. Okt. 1914 (private Todesanzeige), 17. März 1915 (Morgen-Ausgabe); Wiesbadener neueste Nachrichten 1. Apr. 1914, 8. Apr. 1914; Wiesbadener Zeitung 22. März 1915 (Abend-Ausgabe) <> Allgemeiner Theater-Almanach 1911 <> MMB

Abbildung 1: Anzeige des Umzugsunternehmens Reppert; Adressbuch Wiesbaden 1892/93 (Detail)

Abbildung 2: Titel zu Carl Repperts Marsch op. 60; D-OF


Axel Beer

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