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LEUCHT, KARL FRIEDRICH * Rastatt 5. Juli 1905 | † Aschaffenburg 26. Nov. 1982; Komponist, Musikschuldirektor

Leucht schloss sein Musikstudium in Karlsruhe, Heidelberg und Wien 1933 mit Promotion zum Dr. phil. (Dissertation zu Johann Alois Schmittbaur (s. Schriften)) ab. Von 1934 bis 1939 war er Assistent und Dozent für Musiktheorie am Musikinstitut der Universität Tübingen. Im Mai 1939 wurde er, als Nachfolger von Hermann Kundigraber, zum Musikschuldirektor in Aschaffenburg berufen; er konnte aber seine Funktion nicht durchgehend ausüben, da er mehrfach zum Wehrdienst einberufen wurde. Seine Vertretung übernahm der Musiklehrer Hans Knöchel († Würzburg 28. Dez. 1957). Fortgeschrittene Schüler waren zu jener Zeit dazu angehalten, auch im HJ-Standortorchester mitzuspielen und die örtliche HJ (Bann 331) sollte eine Musiklehreinheit an der Musikschule bekommen. Dies war aber durch Lehrermangel nur bedingt möglich. Neben Leucht wurden auch andere Lehrkollegen zur Wehrmacht einberufen. Für einige Zeit vertrat Erich Flinsch den Klavierlehrer August Leopolder, der nach Frankfurt gewechselt war. Leucht bemühte sich trotz seiner zeitweisen Abwesenheit um enge Anbindung an die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF), organisierte die sogenannten „Schloß-Konzerte“ und hielt in seiner Eigenschaft als Städtischer Musikdirektor auch theoretische Vorträge und veranstaltete Abendkurse. Im Sept. 1944 wurden Teile der Notenbibliothek der Musikschule nach Amorbach ausgelagert und der Unterricht eingestellt. Die Musikschulräume wurden am 27. Okt. 1944 durch Luftangriff stark beschädigt, die Hälfte der Bibliothek und mehrere Instrumente gingen verloren. Nach dem Einmarsch der alliierten Streitkräfte wurde Leucht im Mai 1945 aus städtischen Diensten entlassen und Hans Knöchel übernahm die notwendigen Aufgaben. Knöchel ging zwar 1951 nach 40 Jahren Dienst in den Ruhestand, doch Leucht wurde nicht wiedereingestellt, auch wenn man ihn nur als „Minderbelasteten“ und später als „Mitläufer“ einstufte. Hans Kracke bewarb sich als Nachfolger Knöchels, doch er erhielt eine Absage, die Stelle blieb unbesetzt. Leucht engagierte sich weiterhin im Musikleben; 1948 gründete er das Aschaffenburger Sinfonieorchester, von 1954 bis 1978 war er Bundeschormeister des Maintalsängerbundes. Die nach ihm benannte Karl-Friedrich-Leucht-Medaille wurde 1986 zum ersten Mal verliehen und ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Erst 1959 wurde Leucht von der Stadt neu eingestellt und mit der Übernahme des musikalischen Bereichs im Jugendbildungswerk beim Stadtschulamt betraut. Leucht konnte im Sept. 1982 noch den Umzug der Musikschule in das heutige Gebäude in der Kochstr. 8 miterleben. Ihm folgte Franziska Dillinger, die die Geschäfte kommissarisch übernahm. Leuchts Familiengrab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Pforzheim.

1952 verwickelte sich Leucht durch die Herausgabe des Gedichtbands Ich schreibe mein Herz in den Staub der Strasse in einen Literaturskandal: Die aus der Feder des mit ihm befreundeten Dichters Karl Emerich Krämer stammende Lyrik hatte Leucht dem Diederichs-Verlag als Werk des (fiktiven) George Forestier angeboten. Der Band wurde – sicherlich auch aufgrund der von ihm beigesteuerten dramatischen Biographie – ein Erfolg, was die Veröffentlichung weiterer Bände veranlasste, bis der Schwindel schließlich aufflog (s. Schmitt).

WerkeKompositionen: Zwei Sinnsprüche (Mch.), Darmstadt: Tonos [1959]; D-LEdma <> Abendlied (Mch.), ebd. [1964]; D-LEdma <> Schön ist die Welt (3st. Fch.), ebd. [1967]; D-LEdma <> Rosestock, Holderblüh (oberschwäbisches Tanzliedchen), (3st. Chor) ebd. [o. J.]; D-LEdma <> musikbezogene Schriften und Herausgaben: Die Badische Hofmusik und ihr Reorganisator Joh. Alois Schmittbaur. Ein Beitrag zur Karlsruher Musikgeschichte im 18. Jahrhundert, Wien, phil. Diss. 1933 <> Die Orgel in der Karlsruher Schloßkapelle aus dem Jahre 1786. Eine kleine archivalische Studie als Beitrag zur Geschichte des südwestdeutschen Orgelbaues im 18. Jahrhundert, Tübingen: Musikinstitut / Becht 1938 <> Briefe Mozarts an seine Frau. Allerliebste, Allerbeste, hrsg. von Karl Friedrich Leucht, Darmstadt: Georg Büchner Verlag 1956 <> Gaulimauli Stachelschwein oder Die Kunst des Kettengesangs. Ein Kanonbuch Mit Bildern von Günter Stiller. [Auswahl. d. Kanons u. Bearb.: Karl Friedrich Leucht. Vorwort: Karl Emerich Krämer], Darmstadt: Verlag der Peter-Presse Kreikkenbaum 1968

Literatur — KürschnerDMK; PriebergH <> Hans-Jürgen Schmitt, Der Fall George Forestier, in: Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik, hrsg. von Karl Corino, Frankfurt/M. 1996, S. 317–329 <> Barbara Hippeli, Hohe und tiefe Töne. Die wechselvolle Geschichte der Musikschule, in: Musikschule Aschaffenburg 1810–2010, hrsg. von Hans-Bernd Spies, Aschaffenburg 2010, S. 100–115


Martin Bierwisch

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  • angelegt 2024/08/05 18:31