hoechner


(eig. Hechtner)

(1) Wolfgang (Sen.) * Bühl (Günzburg) 1. Nov. 1812 | † nach 1871; Violinist und (Militär-) Kapellmeister

(2) (Johann Georg) Wolfgang (Jun.) * Zusmarshausen 9. Apr. 1836 | † Aschaffenburg 24. Aug. 1876; Sohn von (1), Musiker, Kapellmeister


(1) Wolfgang Höchner sen., der illegitime Sohn des Spielmanns Fidelis Hechtner aus Luzern und der Musikantentochter Amalia Krözinger, lässt sich seit den 1840er Jahren als Violinist in Augsburg nachweisen. 1845 erhielt er die Position des Musikmeisters beim 4. (königl. bayer.) Infanterie-Regiment Gumppenberg, das in Regensburg garnisoniert war. Er bemühte sich, so ein Zeitungsbericht, „durch Auswahl und Schulung der tüchtigen Musiker seines Corps eine Kapelle zu bilden für öffentliche Gesellschaftsmusik“ (Regensburger Tagblatt 29. März 1846). Zahlreiche Abendunterhaltungen à la Gungl (als solche in der Regensburger Presse angezeigt) bezeugen den Fortgang des Unternehmens; daneben war Höchner sen. Violinist am Regensburger Theater. Seit 1855 befand er sich mit dem Regiment in Aschaffenburg, wo er einige Konzerte organisierte (etwa 1856 eine ganze Reihe im Schönbusch) und mit seiner Kapelle allerlei Veranstaltungen musikalisch unterstützte. Dazu gehören neben großen Konzerten in Wilhelmsbad in den Sommern 1857/58 zahlreiche Vereinsproduktionen in Aschaffenburg (er war Ehrenmitglied der Männergesangvereine Melomania und Liederkranz), bei denen mitunter Werke und Arrangements von ihm erklangen. Außerdem bildete die Regimentsmusik unter seiner Leitung allem Anschein nach zumindest im Jahr 1862 das Theaterorchester. 1866 war das Regiment am Feldzug gegen Preußen beteiligt. Davon zurückgekehrt suchte Höchner sen. 1868 erfolgreich um seine Pensionierung an und ließ sich anschließend in Regensburg nieder. Dort ist er noch bis 1871 als Bratschist bei Konzerten nachweisbar.

WerkeNachtlied der Krieger (Chor, Orch.; Text: Theodor Körner); aufgef. Aschaffenburg 1857 (Aschaffenburger Zeitung (AZ) 19. März 1857) <> Melodrama Der blinde König (Text: Ludwig Uhland); aufgef. 1860 bei der 7. Stiftungsfeier des Liederkranzes als erstes Werk Höchners „in diesem Genre“ (AZ 5. Nov. 1860) <> Melodrama Gustav Adolph und Adelaide (Text: Gustav Stoll); aufgef. Aschaffenburg 1862 (AZ 22. Dez. 1861) <> Melodrama Die fünf Paare aus dem Schilleralbum (Chor, Orch.); aufgef. Aschaffenburg 1862 beim 15. Stiftungsfest der Melomania (AZ 8. Apr. 1862) <> Arrangements (für (Militär-) Orchester bzw. Chor mit (Militär-) Orchester): Ouvertüre aus Hérolds Zampa; aufgef. Regensburg 1846 (Regensburger Tagblatt 29. März 1846) <> Nummern aus Donizettis Marino Faliero; aufgef. Regensburg 1846 (s. o) <> zwei Potpourris von Witz und Gungl; aufgef. Regensburg 1846 (s. o.) <> George Henri, Militärisches Tongemälde der Schlacht bei Solferino, aufgef. Aschaffenburg 1860 (Deutsches Volksblatt für das Main- und Nachbar-Land 2. März 1860, AZ 7. März 1860) <> Valentin Becker, Das Kreuz im Walde; aufgef. Aschaffenburg 1961 (AZ 29. Okt. 1861) <> Vinzenz Lachner, Alpenszene Das letzte Fensterln; aufgef. Aschaffenburg 1865 (AZ 31. Jan. 1865) <> Heinrich Neeb, Dem Unendlichen; aufgef. Aschaffenburg 1866 (Intelligenz-Blatt 10., 21. März 1866) <> Franz Borgias, Trauermarsch auf die Gefallenen von Castelnuovo; aufgef. Aschaffenburg 1868 zur Beerdigung desselben (Janssen, s. Quellen)

Quellen und Referenzwerke — KB Bühl <> Augsburger Tagblatt 11. Juli 1845, 26. Juli 1845; Regensburger Tagblatt 29. März 1846, 21. Nov. 1847, 12. Dez. 1847, 10. Dez. 1848, 31. Dez. 1848, 4. Apr. 1869, 19. Nov. 1869, 8. Dez. 1870, 4. Mai 1871; Der Humorist (Wien) 6. Nov. 1846; Nürnberger Kurier 10. Juni 1850; Pfälzer Zeitung (Ludwigshafen) 31. Aug. 1855; Aschaffenburger Zeitung 24. Juni 1856, 19. März 1857, 24. Juni 1857, 18. Aug. 1857, 29. Juni 1858, 7. März 1860, 1. Nov. 1860, 5. Nov. 1860, 29. Okt. 1861, 22. Dez. 1861, 21. Jan. 1862, 8. Apr. 1862, 12. Jan. 1865, 31. Jan. 1865, 18. Aug. 1868 und passim; Deutsches Volksblatt für das Main- und Nachbar-Land 2. März 1860; Intelligenz-Blatt (Beiblatt zur AZ) 10. März 1866, 21. März 1866, 11. Dez. 1866, 16. Juni 1868, 22. Juli 1869 <> Taschenbuch für Deutsche Sänger, hrsg. von Eduard Kral, Wien 1864, S. 7f. <> Johannes Janssen, Der Capuziner Franz Borgias. Ein Bild aus dem Klosterleben der Gegenwart, Frankfurt/M. 1868, S. 20

Literatur — Hanns-Helmut Schnebel, Aschaffenburg und seine Jäger-Musik (1848–1918), in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 61 (2009) (= Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 132), S. 267–279 (hier: S. 271, allerdings unter Angabe der Lebensdaten von Höchner jun.)


(2) Höchner jun. kam als Hautboist mit dem 4. königl. Bayer. Infanterie-Regiment nach Aschaffenburg und leitete dort seit spätestens 1865 (laut Vereinsfestschrift bereits ab 1862; als Nachfolger Joseph Englerts) den Gesangverein Melomania. Nachdem er im Frühjahr 1867 erfolgreich darum angesucht hatte, offiziell den Nachnamen seines Vaters annehmen zu dürfen (seine Mutter Josepha Hinterstösser war zum Zeitpunkt der Geburt ledig), schloss Höchner jun. im Juli desselben Jahres die Ehe mit Maria Anna geb. Geyer aus Johannisberg. 1868 wurde er zum Musikmeister des 13. Infanterie-Regiments ernannt und übersiedelte deshalb nach Ingolstadt, wo sich das Quartier desselben befand. Er nahm am Frankreichfeldzug teil und ließ sich anschließend aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen pensionieren. Im Herbst 1871 kehrte er mit seiner Familie nach Aschaffenburg zurück. Dort erteilte Höchner jun. privaten Klavier- und Violinunterricht und lehrte seit Oktober 1875 an der neu eingerichteten weiblichen Bildungsantalt (Vl.) sowie als Nachfolger Heinrich Sauers an der städtischen Musikschule. Daneben trat er als Violinsolist auf und übernahm erneut die Leitung der Melomania, die zwischenzeitlich sein späterer Nachfolger Andreas Blümm innegehabt hatte. Zudem wurde er Musikdirektor am Stadttheater und schuf, dem Nekrolog zufolge, die „treffliche Höchner’sche Kapelle“, die noch 1880 unter diesem Namen firmierte.

WerkeMelomania-Marsch (Orch.); aufgeführt Aschaffenburg 1869 (AZ 10. Aug. 1869)

Quellen und Referenzwerke — KB Zusmarshausen <> Standesamtsregister Aschaffenburg (freundliche Auskunft von Matthias Klotz) <> Jahresberichte der Höheren Weibl. Bildungsanstalt, Aschaffenburg: Wailandt 1875/76, 1876/77 <> Akten in D-WÜst (Stiftungsamt Aschaffenburg I B 357, 358) <> Aschaffenburger Zeitung 24. Jan. 1865, 8. Febr. 1865, 25. Sept. 1866, 14. Nov. 1868, 26. Nov. 1868, 3. Aug. 1869, 10. Aug. 1869, 25. Nov. 1871, 27. Dez. 1872, 29. Jan. 1873, 31. Juli 1876, 24. Aug. 1876 (Nekrolog (hier irrig als Musikmeister des 4. [statt 13.] IR bezeichnet) und Todesanzeige), 26. Aug. 1876, 9. Sept. 1876 (Nachruf der Melomania) und passim; Intelligenz-Blatt (Beiblatt zur AZ) 10. März 1866, 21. März 1866, 11. Dez. 1866, 7. Juli 1867, 10. Dez. 1867, 16. Nov. 1871, 24. Nov. 1871, 20. Juni 1872, 27. Juni 1873, 9. Dez. 1873, 8. Apr. 1876 (Geburt eines Sohnes „Hugo Andreas“); Regierungsblatt für das Königreich Bayern 21. Mai 1867; Fränkisches Volksblatt (Würzburg) 14. Nov. 1868; Augsburger Abendzeitung 20. Sept. 1869, 26. Sept. 1869; Ingolstädter Tagblatt 6. Nov. 1871; Erheiterungen (Aschaffenburg) 8. Apr. 1872, 13. Dez. 1873; Würzburger Presse 11. Nov. 1875

Literatur — Hermann Menzel, 150 Jahre Männergesangverein Melomania Aschaffenburg, Aschaffenburg 1997 <> Barbara Hippeli, Hohe und tiefe Töne. Die wechselvolle Geschichte der Musikschule, in: Musikschule Aschaffenburg 1810–2010, hrsg. von Hans-Bernd Spies, Aschaffenburg 2010, S. 47–124 (hier S. 57)

Abbildung: Grabstein Wolfgang Höchners junior auf dem Altstadtfriedhof Aschaffenburg, aufgenommen von Kristina Krämer im Sept. 2018


Kristina Krämer

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