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GERKE, OTTO (JULIUS) * Lüneburg 13. Juli 1807 | † Paderborn 25. Juni 1878; Komponist, Violinist

Otto Gerke war ein Sohn des Lüneburger Stadtmusikanten Georg Heinrich Gerke (als solcher von 1793 bis 1838 tätig). Ab 1822 erhielt er in Kassel Unterricht bei Moritz Hauptmann (Musiktheorie) und Louis Spohr (Violine). Sein Zwillingsbruder Friedrich erhielt ebenfalls Unterricht bei Spohr. Gerke ging mehrfach auf Konzertreisen: 1823 spielte er in Leipzig, 1825 in Dresden, 1830 trat er in Paris auf. 1835 vermittelte Mendelssohn in Leipzig ein Treffen mit Friedrich und Clara Wieck. 1837 ist Gerke in Berlin nachweisbar. Mit der Mittelrhein-Region dürfte er durch seine Reisen mehrfach in Berührung gekommen sein. 1826 schrieb Spohr an Wilhelm Speyer in Offenbach: „Unser talentvoller Violinist [und] Komponist Otto Gerke will während der Ferien eine Reise nach Frankfurt und Wiesbaden machen. Geben Sie ihm doch Gelegenheit, Ihnen bey sich seine Kompositionen vorzuspielen und kann es seyn, so lassen sie André dabey seyn, weil Gerke gern mit diesem als Verleger Bekanntschaft anknüpfen mögte. Gerke’s Talent als Geiger und Komponist wird Ihnen Freude machen!“ (24. Mai 1826). Zu einer Publikation bei André ist es offenbar nicht gekommen; in den 1830ern finden sich allerdings Verlagswerke bei Alisky in Darmstadt und Dunst in Frankfurt (siehe Werke). Ein Auftritt in den Städten ist wahrscheinlich, aber bisher nicht nachweisbar. Von 1832 bis 1837 war Gerke Direktor des Musikvereins in Paderborn. Danach hielt er sich bis 1846 in Russland auf. Nach seiner Rückkehr privatisierte Gerke einige Jahre in Detmold, bevor er sich 1852 wieder in Paderborn „häuslich niedergelassen“ hatte und „öffentliche musikalische Soiréen“ veranstaltete (Rheinische Musik-Zeitung 16. Apr. 1853).

Werke (Auswahl der in der Region erschienenen) — 3 Lieder und eine Romanze, (auch einzeln: Wandrers Nachtlied, Rastlose Liebe, Erster Verlust, Romanze aus der Oper Feodore), in der Reihe Journal des Dames et des Modes, Darmstadt: Alisky [1832] <> 2 Grandes Marches (Kl. 4ms) op. 7, Frankfurt: Dunst [1833] <> Sechs Gesänge (Die Sterbende, Der Jüngling am Bache, Die Betende, Liebeständelei, Lied (Ins stille Land), Frühlingsreigen) op. 8, ebd. [1833]; A-Wn <> 12 Eccosaises (Kl.) op. 11 [?], Darmstadt: Alisky [1833?] <> Les charmes de la valse op. 12 (No. 1-4, auch einzeln), ebd. [1835] <> Grand Duo concertant (2 Vl.) op. 14, Frankfurt: Dunst [1835] <> Spätere Werke bis op. 46 erschienen bei mehreren Verlagen außerhalb der Region, z. B. Mompour in Bonn, Eck & Co. in Köln, Fissmer in Minden und Breitkopf & Härtel sowie Peters in Leipzig (vgl. MMB). Weiterhin zahlreiche Bearbeitungen diverser Werke Spohrs.

Quellen und Referenzwerke — MMB <> Frank/Altmann 1929; Mendel/Reissmann <> Briefe von und an Louis Spohr (siehe Spohr-Briefe <> Brief Mendelssohns an Friedrich Wieck, s. Felix Mendelssohn Bartholdy. Sämtliche Briefe, hrsg. von Helmut Loos und Wilhelm Seidel, Kassel 2017 (CD-ROM), Nr. 1219 (1835) <> Briefwechsel mit Peters in Leipzig (ab 1830); D-LEsta (Best. Musikverlag C. F. Peters) <> Weitere Briefe siehe Kalliope <> Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz 17. März 1823; Allgemeiner Musikalischer Anzeiger 28. Aug. 1830; Paderbornsches Intelligenzblatt 1832–1846 (Konzertanzeigen); AmZ 7. Sept. 1836, Sp.  91 (Rezension zu op. 8); NZfM 3. Nov. 1837; Rheinische Musik-Zeitung für Kunstfreunde und Künstler 16. Apr. 1853; Signale für die musikalische Welt 1878, S. 699 (Todesanzeige „24. Juni“); Musikalisches Wochenblatt 5. Juni 1878 (Todesanzeige „28. Juni“); Lippische Landes-Zeitung 5. Juli 1878 (Nekrolog)

Literatur — Carola Schormann, Studien zur Musikgeschichte der Stadt Lüneburg im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert, Regensburg 1982, S. 224 (zum Vater) <> Maria Elisabeth Brockhoff, Musikgeschichte der Stadt Paderborn, Paderborn 1982, S. 326f. <> Hagels 2009 <> Bierwisch 2018


Martin Bierwisch

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