Edler (Familie)
(1) Carl Jacob * Hanau 31. März 1789 | † ebd. 21. Nov. 1861; Buch- und Musikalienhändler, Verleger
(2) Johann Georg Ludwig („Louis“) * Hanau 4. Juni 1819 | † ebd. 9. Dez. 1872; Sohn von (1), Buchhändler
(3) Johann Peter * Hanau 10. Mai 1821 | † ebd. 20. Aug. 1855; Sohn von (1), Buchhändler
Carl Jacob Edler (1), der bei seiner Eheschließung im März 1815 (mit Philippina Magdalena geb. Kitz) als Handelsmann, Buchbindermeister und Etuimacher bezeichnet ist, erlernte das Buchbinderhandwerk sicherlich von seinem Vater Johann Georg E., der seinerseits Meister desselben war. Edlers beruflicher Schwerpunkt verschob sich zunehmend in Richtung Buch- und Papierhandel. Nachdem er bereits im Dez. 1822 angekündigt hatte, im Januar 1823 eine Leihanstalt „mit beiläufig 2000 Bänden“ eröffnen zu wollen (zit. nach Sirges, S. 133), erhielt er im März 1823 zudem die Konzession zur Errichtung einer Buchhandlung, zu deren Sortiment auch Musikalien zählten, die u. a. von Schott aus Mainz und André aus Offenbach bezogen wurden. Zudem war er Ende 1821 mit der Veröffentlichung Hlyns Thale, in Erzählungen und Bildern aus der wirklichen und romantischen Welt aus der Feder des Hanauer Lehrers Eduard Bernstein erstmals als Verleger in Erscheinung getreten. Neue Verlagswerke erschienen bis etwa 1860, wobei sich kein inhaltlicher Schwerpunkt ausmachen lässt: neben Poesie und Romanen finden sich Schul- und Adressbücher, historische Beschreibungen, humoristische Werke – und zahlreiche Handbücher, von der Anweisung zur Verfertigung wohlfeiler Branntweine und Liqueure (von F. Hömlerd, 1829) bis zu Der Hühnerhof, oder die Kunst, den höchst möglichen Nutzen aus dem Hausfedervieh zu ziehen (von C. M. Wilhelm Pistor, 1831), wobei das in mindestens neun Auflagen erschienene Kochbuch von Elisabeth(a) Klarin (Die wohlunterrichtete und sich selbst lehrende Köchin, oder die Kunst in der kürzesten Zeit, ohne alle Vorkenntnisse, auf die vortheilhafteste Art billig und schmackhaft kochen zu lernen, 1. Aufl. 1826 (D-Dl digital)) wohl als erfolgreichstes Erzeugnis Edlers zählen darf. Auch eine kleine Auswahl Musikalien und musiktheoretische Werke wurde zwischen 1827 und 1852 verlegt. Als (meist in Hanau ansässige) Autoren und Herausgeber figurieren Georg Appunn, Heinrich Feußner, Heinrich Lucan, J. Schatz, Carl Seidenstricker, Georg Stein, Georg Thebes, Heinrich Weber und Heinrich Weikert; als Lithographen der Notenausgaben zeichneten u. a. Andreas Wenzel und Leopold Pohl.
Carl Jacob, der 1859 als Witwer die 34 Jahre jüngere Mechanikerstochter Henriette Philippine geb. Bracker (* Hanau 23. Sept. 1823) heiratete, war bis zu seinem Tod 1861 Inhaber der [C. J.] Edler’schen Buch-, Papier- und Musikhandlung. Sein jüngster Sohn, Johann Peter Edler (3), gelernter Buchhändler, der viele Jahre „die Leitung der buchhändlerischen Geschäfte [besorgt]“ hatte (Börsenblatt 31. Aug. 1855), war infolge eines mehrjährigen Leidens an Gehirnerweichung bereits 1855 verstorben, sodass die väterliche Firma Ende 1861 an den älteren Sohn Louis Edler (2), ausgebildeter Buchbinder, überging. Unter seiner Ägide fanden auch Klavierauszüge Aufnahme in die Leihbibliothek. In den folgenden Jahren begegnen mehrfach Anzeigen, denen zufolge er Verlag und Buchdruckerei (samt Schrift- und Lagervorräten) zu veräußern suchte (vgl. Börsenblatt 26. Mai 1862, 13. Mai 1863) – etwas, das sein Vater bereits 1854 erwogen hatte, da „seine kleine Druckerei […] schon Jahre lang wegen Mangel an Arbeit still“ gestanden hatte (zit. nach Könnecke, S. 194). Weitere Inserate belegen die Suche nach einem Nachfolger für den Betrieb samt „einer 16.000 Bände starken Leihbibliothek, Papier- und Schreibmaterialgeschäft“ (vgl. ebd. 26. Nov. 1866) oder einzelner Zweige davon (vgl. ebd. 15. Juni 1868, 11. Mai 1872). Es liegen keine Quellen vor, die eine erfolgreiche Fortführung des Unternehmens vermuten lassen und entsprechend ist im Adressbuch des Deutschen Buchhandels vermerkt, sie sei „durch den Tod des Besitzers erloschen 1873“. Zudem finden sich Anzeigen von Buchhändlerkollegen, die Teile des Bestandes aus dem Nachlass erwarben. Louis Edler war seit 1849 mit der Metzgermeisterstochter Louise Johanne Ferdinande Horst (* Hanau 31. Jan. 1828) verheiratet.
Es besteht keine nähere Verwandtschaft zu Mina Edler (eigentl. Maria Katharina Wilhelmine Caroline Edler, * Frankfurt/M. 21. März 1869 | † ebd. 21. Jan. 1905), die von 1889 bis 1893 elementares Klavierspiel am Hoch’schen Konservatorium unterrichtete.
anonym publizierte Musikalien des Verlags C. J. Edler (für die weiteren musikalischen Verlagswerke siehe die Artikel zu den oben genannten Autoren) — Polen’s-Hoffnung (Sst., Kl./Git.) [ca. 1831/32]; PL-Wn (digital) <> Cravall-Walzer (Kl.) [1834]; D-HANsta (Reproduktion in D-DSsa Titel und Noten digital)) <> Neuer Liederkranz von 56 der beliebtesten deutschen Lieder (Sst., Git.) [1836] <> Apollo. Eine Auswahl von 25 der schönsten und beliebtesten Arien und Duetten, aus untenbenannten [17] Opern, [1838]; D-BABHkrämer <> Neu eingerichtetes Gesang-Buch zum Gebrauch bei dem öffentlichen Gottesdienste in Reformirten Kirchen […], 1839; D-MGu <> Hanauer Galopade über die beliebten Volkslieder: Lustig ist das deutsche Leben, und: Ich hatt’ einen Kameraden (Kl.) [1848] <> Hanauer Polka über das beliebte Klobenlied (Kl.), [1848]
Quellen — KB Hanau (Johanneskirche) <> Adressbuch Hanau 1837 <> Geschäftsrundschreiben; D-LEdb <> Briefe an Schott (36, 1821–1850); D-B und D-Mbs <> Briefe von André an die Firma Edler (mind. 25, 1825–1844); D-OF (Briefkopierbücher) <> Adressbuch für den Deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige bzw. Allgemeines Adressbuch für den Deutschen Buchhandel, Leipzig 1839–1873 <> Börsenblatt für den deutschen Buchhandel u. a. 31. Aug. 1855, 26. Mai 1862, 25. März 1863, 13. Mai 1863, 26. Nov. 1866, 15. Juni 1868, 8. Mai 1872, 11. Mai 1872, 19. Mai 1873 <> MMB
Literatur — Gustav Könnecke, Hessisches Buchdruckerbuch enthaltend Nachweis aller bisher bekannt gewordenen Buchdruckereien des jetzigen Regierungsbezirks Cassel und des Kreises Biedenkopf, Marburg 1894, S. 194–197 <> Alberto Martino, Die deutsche Leihbibliothek. Geschichte einer literarischen Institution (1756–1914), Wiesbaden 1990 <> Thomas Sirges, Die Bedeutung der Leihbibliothek für die Lesekultur in Hessen-Kassel 1753–1886, Tübingen 1994 (dort Näheres zur Aufstellung von Edlers Leihbibliothek)
Abbildung 1: Unterschrift C. J. Edlers auf einem Brief an Schott (30. Aug. 1825); D-B (digital)
Abbildung 2: Titelseite zu Apollo [1838]; D-BABHkrämer
Kristina Krämer