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(1) Johann Christoph * Worms 19. März 1711 | † Speyer 2. Apr. 1779; Kantor, Lehrer und Komponist

(2) Johann Wilderich * Worms 4. Nov. 1719 | † Dürkheim 1. Mai 1783; Bruder von (1), Lehrer und Kantor

(3) Georg Ludwig * Speyer 6. Apr. 1743 | † Speyer 16. Okt. 1808; Sohn von (1), Kantor, Lehrer und Komponist

(4) (Johann) Georg Friedrich * Speyer 12. März 1760; Sohn von (1), Lehrer und Kantor

(5) Friedrich (Christoph Wilhelm) * Sulzbach bei Amberg? 1. Juni 1778? | † Groß-Salze (heute Stadtteil von Schönebeck an der Elbe) 2. Aug. 1860; vermutlich Sohn von (3), Musiklehrer und Seminardirektor


(1)


Johann Christoph Braun wurde als Sohn des Fischers Georg Ludwig Braun geboren. Ab 1739 war er bis zu seinem Tod 1779 als Nachfolger von Johann Georg Langlotz Kantor und Musikdirektor am evangelischen Ratsgymnasium in Speyer. Während er offensichtlich für die Instrumentalmusik auf gutes Personal zurückgreifen konnte, vor allem auf „ein Collegium musicum der teutschen Schuhlmeister“ (Finkel, S. 238), behinderte ihn häufig das Fehlen geeigneter Sänger in der Chorarbeit.

Werke — Von Brauns zahlreichen geistlichen und weltlichen Kantaten sowie Kompositionen zu Schuldramen und -singspielen ist derzeit nur ein nicht ganz vollständiges Exemplar der sog. Speyerer Kaiser-Kantate bekannt (D-SPlb, s. RISM ID 1001034921). Zu einem Singspiel ist ein gedrucktes Szenarium erhalten: Der unschuldig Verdammte, Speyer 1742; D-SPlb (digital); darüber hinaus sind die Titel Davids Sieg über Goliath (1758), Amine und Sefi (1763), Die Stärke der Freundschaft (1771) und David und Saul (1773) belegt (vgl. Finkel, S. 249–251).

Quellen — Ratsakten im Stadtarchiv Speyer

Literatur — Georg Biundo, Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation (Pfälzisches Pfarrerbuch), Neustadt an der Aisch 1968, S. 49–50 <> Finkel 1973, S. 214, 236–241, 246–252 u. ö.


(2)


Nach einer Anstellung als Präzeptor der Trivialschule in Grünstadt ab 1745 trat Johann Wilderich Braun 1752 sein Amt als Kantor und Lehrer der 4. Klasse am Gymnasium in Worms an, wobei er sich unter anderem gegen die Konkurrenz seines älteren Bruders Johann Christoph durchsetzte. 1763 wechselte er als Lateinlehrer an das Gymnasium in Dürkheim, wo er anschließend von 1771 bis 1783 als Rektor wirkte.

Quellen — KB Dürkheim

Literatur — Adalbert Becker, Beiträge der Frei- und Reichsstadt Worms und der daselbst seit 1527 errichteten Höheren Schulen, Worms 1880, S. 249–250 und 254 <> Georg Biundo, Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation (Pfälzisches Pfarrerbuch), Neustadt an der Aisch 1968, S. 49 <> Walther Klein, Die Subrektoren und Rektoren der Lateinschule Dürkheim, in: Pfälzer Heimat 23 (1973), S. 143–145, hier S. 144 <> Klaus Finkel, Musik in Unterricht und Erziehung an den gelehrten Schulen im pfälzischen Teil der Kurpfalz, in Leiningen und in der Reichsstadt Landau, Tutzing 1978, S. 298


(3)


Georg Ludwig Braun wirkte 1772 bis 1780 als Präzeptor und Organist in Sulzbach bei Amberg und wechselte dann 1780 als Nachfolger seines Vaters und seines Bruders als Kantor und Musikdirektor des evangelische Ratsgymnasiums nach Speyer, wo er bis zur Auflösung der Schule 1797 blieb. Wie bei seinem Vater scheint seine musikalische Tätigkeit regelmäßig durch fehlende geeignete Sänger im Chor behindert worden zu sein.

Werke — Alle Kompositionen Brauns sind derzeit verschollen. Ein vollständiger Kantatenjahrgang ist durch den Textdruck belegt: Texte zur Kirchenmusik für die evangelische Gemeinde der freyen Reichsstadt Speyer, in Musik gesetzt von Georg Ludwig Braun, Musikdirektor und Lehrer der vierten Klasse des hiesigen Gymnasiums, Speyer 1785; D-SPlb (digital)

Quellen — Ratsakten im Stadtarchiv Speyer

Literatur — Dominicus Mettenleiter, Musikgeschichte der Oberpfalz, Amberg 1867, S. 195 <> Georg Biundo, Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation (Pfälzisches Pfarrerbuch), Neustadt an der Aisch 1968, S. 50 <> Finkel 1973, S. 214–215, 236 und 251–253


(4)


Ab 1779 Lehrer am evangelischen Ratsgymnasium in Speyer, vertrat Georg Friedrich Braun 1780 kurzfristig die durch den Tod seines Vaters verwaiste Stelle als Kantor und Musikdirektor, bis sein offensichtlich besser qualifizierter Bruder Georg Ludwig sie antreten konnte. Er blieb zunächst als Lehrer der Quarta und dann 1784–1797 als „Praeceptor Tertiae“ an der Schule.

Quellen — KB Speyer

Literatur — Georg Biundo, Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation (Pfälzisches Pfarrerbuch), Neustadt an der Aisch 1968, S. 50 <> Finkel 1973, S. 211 und 214


(5)


Friedrich Braun studierte in Halle Theologie. 1799 wurde er Oberlehrer an der neueingerichteten Bürgerschule des Waisenhauses in Halle. 1808 gab er eine Hauslehrerstelle in Prenzlau auf, um auf eigene Kosten in Yverdon am Institut von Johann Heinrich Pestalozzi dessen Methode kennenzulernen. Ab 1810 gehörte er zu den Lehramtskandidaten, die die preußische Regierung dort zur Einführung der Pestalozzischen Pädagogik weiterbilden ließ und die darüber an das Kultusministerium Bericht erstatteten. 1811 versetzte ihn die Regierung an das von Pestalozzi beeinflusste Plamannsche Institut in Berlin. 1812 wechselte Braun nach Königsberg, wo er an dem an der Schule des Waisenhauses und dem dort eingerichteten Zellerschen Normal-Institut, einem Lehrerseminar in Pestalozzis Geist, unterrichtete. Als Carl August Zeller 1814 Königsberg verließ und das Normal-Institut aufgelöst wurde, stellte Braun den Antrag, Theologiestudenten im Gesang zu unterrichten, was ihm die Behörden unter der Bedingung genehmigten, auch Gymnasiasten, Lehramtskandidaten und Zöglinge der Bürgerschule anzunehmen. 1814 heiratete er die Pfarrerstochter Luise Caroline Fischer aus Berlin. 1818 erhielt Braun den Ruf als Gründungsdirektor des 1819 eröffneten Lehrerseminars in Neuwied. Während er außerdem den Gesangunterricht erteilte, war zunächst August Herr, ab 1824 der Lehrer Werner und ab 1826 Ernst Adolph Wendt für den Harmonie- und Instrumentalunterricht zuständig. Während Brauns Verhältnis zu seinen Schülern anfangs gut gewesen zu sein scheint, mehrten sich ab 1834 Klagen über seine Amtsführung, was 1836 zusammen mit seiner angegriffenen Gesundheit zu seiner Pensionierung führte. Nach seiner Pensionierung lebte er in Düsseldorf, Magdeburg und schließlich Groß-Salze. Sein Nachfolger als Seminardirektor war Ferdinand Stiehl. Während eines seiner Berliner Aufenthalte nahm Braun Unterricht bei Carl Friedrich Zelter, der nach einem späteren Zusammentreffen berichtete: „Hier in Neuwied finde ich einen ehemaligen Schüler, Namens Braun, der eine meiner Schülerinnen geheyrathet hat und Director des hiesigen Gymnasiums ist. Er ist einer von den Besten; ernst, geschickt, willig, dreist und jung. Die Frau steht ihm bey, unterrichtet Sängerinnen, und ihre Küche deutet auf eine tüchtige Hausfrau“ (Brief an Johann Wolfgang von Goethe, 14. Nov. 1823). Braun legte seine Methode in der Broschüre Kurze Anweisung für Schullehrer und Cantoren zur zweckmäßigen Betreibung des Gesangunterrichtes nieder, in der er zur Erlernung des Blattsingens von „melodische Hauptformen“ genannten Melodiebausteinen ausging, die wie Vokabeln eingeübt wurden.

WerkeKurze Anweisung für Schullehrer und Cantoren zu zweckmäßigen Betreibung des Gesangunterrichtes nebst einem Anhange I. über kirchliche Sängerchöre, II. über Gesang-Lehrcurse für Volksschullehrer, III. über das Orgelspiel, Koblenz 1828 (digital) <> 1814 soll er im Auftrag des Dichters einige Lieder von Ernst Moritz Arndt vertont haben, wobei offen bleibt, ob er dazu „neue Melodien schaff[t]e oder […] alte und bekannte unterleg[t]e“ (Rohde, S. 58)

Quellen — Brief von Carl Friedrich Zelter an Johann Wolfgang von Goethe 14. Nov. 1823, in: Goethe, Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe, Bd. 20.1, München 1991, S. 773 <> Berliner allgemeine musikalische Zeitung 3. Jan. 1829; Eutonia, Literarisches Anzeigeblatt Juli 1830; Allgemeine Schulzeitung 3. Jan. 1829; Intelligenz-Blatt zum Fürstlich-Wiedischen Regierungs-Blatt 26. Okt. 1836 <> Wilhelm Harnisch, Mein Lebensmorgen, Berlin 1865, S. 203–204

Literatur — Wilhelm Harnisch, Weißenfelser Schullehrer-Seminar und seine Hülfsanstalten. Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Seminarien, der Volksschulen und der Taubstummenanstalten als ein thatsächliches Lehrbuch, Berlin 1838, S. 233–234 und 249 <> Diesterweg’s Wegweiser zur Bildung für Deutsche Lehrer, 5. Aufl., Bd. 2, Essen 1875, S. 472–473 <> Wilhelm Rohde, Das Königliche Waisenhaus zu Königsberg i. Pr. 1701–1901, Breslau 1901 <> Heinrich Kloevenkorn, Das Lehrerseminar in Neuwied (1819–1919), Neuwied 1919 <> Herbert Schönebaum, Pestalozzi. Ernte und Ausklang 1810–1827, Berlin und Leipzig 1942, S. 291–292 <> Georg Sowa, Anfänge institutioneller Musikerziehung in Deutschland (1800–1843), Regensburg 1973, S. 122 <> Renate Hinz, Pestalozzi und Preußen. Zur Rezeption der Pestalozzischen Pädagogik in der preußischen Reformzeit (1806/07–1812/13), Frankfurt/M. 1991, S. 223 und 232


Karl Traugott Goldbach

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