amenreich


AMENREICH, BERNHARD * Heilbronn? um 1535 | † nicht vor 1576; Organist und Komponist

Amenreich immatrikulierte sich 1553 an der Universität Heidelberg sowie 1554 an der Universität Tübingen, wo er im Folgejahr zum Baccalaureus Artium promoviert wurde. 1555 wurde er Organist in Mergentheim, von wo er sich 1557 auf das Schulkantorat in Hilpoltstein (Franken) bewarb. 1560–1564 war er Organist in Feuchtwangen; eine ihm angebotene Stelle als Organist und Schuldiener in Windsheim trat er 1563 vermutlich nicht an. Möglicherweise gehörte er 1565 zu den Gründungsmitgliedern der Hofkantorei in Ansbach. 1568 war er ein zweites Mal in Heidelberg immatrikuliert, vielleicht in der Hoffnung auf eine Stelle am neuerrichteten Pädagogium, bewarb sich aber noch im gleichen Jahr von Nürnberg aus auf eine Stelle als Tenorist bei der Württembergischen Hofkantorei in Stuttgart. Im Januar 1569 empfahl er sich mit einem Hochzeitslied für die Vermählung von Landgraf Philipp dem Jüngeren von Hessen-Rheinfels, der ihm im Sommer die Leitung der Hofmusik auf Schloss Rheinfels in Sankt Goar übertrug. Daneben war er dort auch Organist der ehemaligen Stiftskirche. Seine Heirat mit einer Sankt Goarer Bürgerstochter 1570 brachte ihm ein Hausgrundstück ein, das ihm jedoch zum Verhängnis wurde, als er 1575 den Zugang über sein Grundstück zu einem Weinberg sperrte. Die gewaltsame Öffnung des Wegs führte zu seiner Gefangennahme, Flucht, Körperverletzung eines Bürgers durch Amenreich und abermalige Gefangennahme, worauf er nacheinander in den Spitälern Kloster Gronau in Heidenrod und Kloster Haina festgehalten wurde. Nach einem Vergleich mit der Bürgerschaft verlor er nicht nur seine Stelle, sondern auch sein noch ausstehendes Gehalt; in seinem Carmen germanicum (s. u.) schildert er das erlittene Schicksal eindringlich. Amenreichs Nachfolger in Sankt Goar war Peter von Clues. Aus seiner Heimatstadt Heilbronn bewarb er sich auf eine Stelle an der Württembergischen Kantorei. Seine derzeit letzten bekannten Lebenszeichen sind eine Komposition, die sich offensichtlich auf die schwere Krankheit oder den Tod des Pfalzgrafen Friedrich bezog, der am 26. Okt. 1576 starb, und eine weitere (erfolglose) Bewerbung bei der Württembergischen Hofkantorei.

WerkeOcto tonus de Magnificat (Org.), spätestens 1561 (belegt bei Hohe) <> Hochzeitslied (für Landgraf Philipp von Hessen und Anna Elisabeth von der Pfalz), 1569 <> Carmen germanicum contra landgravium et marchionem Brandenburgensem („Biss in den Himmel clage ich über Tyrannei“; einstimmig), 1575?; A-Wn (Faksimile bei Brusniak) <> Pfaltzgraffs Friedrichs Churfürsten reim in Gesang gesetzt („Herr Gott, du lieber Vatter mein“; Tenorlied), 1576, V-CVbav (digital)

Quellen — s. Brusniak

Literatur — EitnerQ <> Hans Hohe, Kulturgeschichtliches aus den Ochsenfurter Bürgermeisterrechnungen des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 78 (1955), S. 171–188, hier S. 178 <> Gerhard Pietzsch, Orgelbauer, Organisten und Orgelspiel in Deutschland bis zum Ende des 16. Jahrhunderts (Fortsetzung), in: Die Musikforschung 11 (1958), S. 307–315, hier S. 309–310 <> Karl E. Demandt, Landgraf Philipp der Jüngere von Hessen-Rheinfels. Ein fürstliches Kultur- und Lebensbild aus der rheinischen Renaissance, in: Nassauische Annalen 71 (1960), S. 56–112, hier S. 90–92 und 96 <> Gerhard Pietzsch, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Musik am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg bis 1622, Wiesbaden 1963, S. 170–171 <> Friedhelm Brusniak, Bernhard Amenreich, Stiftsorganist zu Feuchtwangen 1560–1564, in: Feuchtwanger Heimatgeschichte 5 (1997), S. 36–54 <> Matthew Alan Laube, Music and Confession in Heidelberg, 1556–1618, Phil. Diss. Royal Holloway, University of London 2014, S. 214–217 <> Bernhard Janz, Art. Amenreich, in: MGG2P


Karl Traugott Goldbach

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • amenreich.txt
  • Zuletzt geändert: 2024/11/20 15:07
  • von ab
  • angelegt 2024/11/19 23:39