szenkar


(1) Eugen (eigentl. Jenő Szenkár) * Budapest 9. Apr. 1891 | † Düsseldorf 25. März 1977; Dirigent, Kapellmeister, Komponist

(2) Claudio (Gil Octavio Fernando) * Rio de Janerio 1. Jan. 1940 | † Deutschland (so Jazz in Deutschland) 23. Sept. 2003; Sohn von (1), Vibraphonist, Pianist, Komponist


(1) Eugen Szenkar dirigierte am 2. Sept. 1920 erstmals als Gast in Frankfurt. Nach weiteren Gastdirigaten folgte er schließlich Gustav Brecher als 1. Kapellmeister an der Frankfurter Oper nach. 1921 erhielt er ein Angebot als Generalmusikdirektor am Stadttheater Bochum-Duisburg, das er ablehnte. Szenkars Zeit in Frankfurt war besonders geprägt von den negativen Rezensionen des Musikkritikers der Frankfurter Zeitung, Paul →Bekker, die die zeitgenössische Presse als Intrige Ludwig →Rottenbergs und Bekkers gegen Szenkar wahrnahm. Die Fackel berichtete 1921: „Daß Kapellmeister Dr. Rottenberg und der Kritiker Paul Bekker gegen den Kapellmeister Szenkar intriguieren [sic!] sollen, vernehmen wir ohne Erstaunen. Neben dem alten Musikmathematiker Dr. Rottenberg, welcher für Bekker den Brautwerber beim Herrn vom Rath […] gemacht haben soll, darf eine andere Kraft nicht ankommen“ (Die Fackel 28. Mai 1921). Dem gegenüber stellte sich das Orchester auf Szenkars Seite und skandierte bereits 1920 „Bekker raus!“, nachdem der Musikkritiker im Opernhaus erschienen war (Die Fackel 27. Nov. 1920). Ob und wie sich diese Auseinandersetzung klärte, ist nicht bekannt; jedenfalls dauerte das Engagement Szenkars bis 1923 an. In der Funktion des Kölner Generalmusikdirektors dirigierte Eugen Szenkar 1931 noch einmal in Frankfurt als Gast.

Nach erster Ausbildung beim Vater Ferdinand (Nándor) Szenkar, der als Dirigent und Organist in Budapest tätig war, besuchte Eugen das dortige Konservatorium, an dem er 1911 erstmals als Korrepetitor arbeitete. 1912 ging er als Dirigent nach Prag, 1913 wieder nach Budapest. 1915 wurde er Dirigent in Salzburg und unterrichtete am Mozarteum, bevor er 1916 die Hofkapellmeisterstelle in Altenburg erhielt. Es folgte die erwähnte Frankfurter Zeit, und 1923 wechselte Szenkar an die Berliner Volksoper, dann 1924 an die Kölner Oper. 1934–1937 war er künstlerischer Leiter der Staatlichen Philharmonie Moskau. 1939 emigrierte er nach Brasilien. Dort gründete er das Orquestra Sinfônica Brasileira in Rio de Janeiro und war Dirigent in São Paulo. 1950 kehrte er – mit seinem Sohn Claudio (2) – nach Deutschland zurück. Es folgten Stellen als Generalmusikdirektor in Mannheim (1950–1952) und Düsseldorf (1952–1960). Eugen Szenkar war verheiratet mit der Opernsängerin Hermine Szenkar, geb. Zeitschel.

Werke — Ob die in RiemannL und Frank/Altmann genannten (unveröffentlichten und verschollenen) Werke einen Bezug zur Frankfurter Zeit Szenkars haben, konnte bislang nicht ermittelt werden.

Quellen — Adressbücher Frankfurt/M. <> Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 31. Aug. 1920, 4. Sept. 1920, 6. Okt. 1920 und passim; Signale für die musikalische Welt 8. Dez. 1920; Die Fackel (Frankfurt) 27. Nov. 1920, 28. Mai 1921, 20. Okt. 1922; ZfM 23. Juni 1923; Neueste Zeitung (Frankfurt) 4. Juli 1931 <> Eugen Szenkar, Mein Weg als Musiker: Erinnerungen eines Dirigenten. Aus dem Nachlass hrsg. von Sandra I. Szenkar, Berlin 2014

Literatur und Referenzwerke — Elisabeth Bauchhenß, Eugen Szenkar (1891–1977). Ein ungarisch-jüdischer Dirigent schreibt deutsche Operngeschichte, Köln/Weimar/Wien 2016 <> Christian Fastl, Art. Szenkar (Szenkár), Familie, in Oeml (online) <> RiemannL19; MüllerDML; Frank/Altmann15

Abbildung: Eugen Szenkar, Fotografie; A-Wn (digital)


(2) Claudio Szenkar erhielt ersten Musikunterricht bei seinem Vater; später studierte er in Mannheim, Düsseldorf und Boston. Nach Stationen als Jazzmusiker arbeitete Szenkar als Studiomusiker und spielte in einem Quintett, unter anderem mit Volker Kriegel. 1966 trat er mit einem Jazzquartett beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt auf. Die sogenannten Lost Tapes von Kriegel, die in den SWR Studios Deutschhaus und Kammersaal in Mainz aufgenommen wurden und mittlerweile veröffentlicht sind, enthalten vier Kompositionen Szenkars. Ob weitere Kompositionen in Zusammenhang mit der Region stehen, konnte bislang nicht ermittelt werden. Später, besonders in den 1970er Jahren, war Claudio Szenkar hauptsächlich als Werbe- und Schlagermusik-Produzent bzw. Komponist und Arrangeur vor allem in Köln und Berlin tätig.

Werke — (Auswahl mit regionalem Bezug) Aufnahmen: 4 Titel Na Na Imboro (aufgenommen 1967), Five By Four, Royal Harp, Cry It Out (aufgenommen 1968) auf Volker Kriegel – Mainz 1963–1969, Mainz: SWR Music (101726) veröffentlicht 2013 <> 2 Titel Picture, Na Na Imboro auf More Modern At The German Jazz Festival 1966, o. O.: BE! JAZZ (BE! JAZZ 6088/89) veröffentlicht 2015

Literatur — Christian Fastl, Art. Szenkar (Szenkár), Familie, in Oeml (online); Art. Szenkar, Claudio, in: Jürgen Wölfer, Jazz in Deutschland. Das Lexikon, Höfen 2008


Noah Lieven

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