schapler


SCHAPLER (auch Schappler bzw. Schabler), CARL JULIUS * Graudenz, Westpreußen (heute Grudziądz, Polen) 21. Aug. 1812 | † Berlin 2. Febr. 1886; Cellist, Pädagoge und Komponist

Julius Schapler war der Sohn des Oboisten und späteren Danziger Zollbeamten Anton Schapler und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Klepp. Ort und Datum der Geburt sind durch die Graudenzer Kirchenbücher belegt; die in älteren Darstellungen zu findenden Angaben „um 1820“ bzw. „im Harz“ sind irrig. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte Schapler in Danzig, wo er 1828 das erste Mal als Cellist auftrat. Wenig später wurde er Schüler von Bernhard Romberg und Ferdinand Hansmann – nicht: Hausmann – (1764–1843) in Berlin. 1832 erhielt er ein Stipendium in Höhe von 150 Rth. von der Friedens-Gesellschaft von Westpreußen. Bereits während der Lehrzeit trat Schapler in Berlin auf. Da er als Solist Bekanntheit erlangen wollte, lehnte er feste Engagements zunächst ab. 1834 konzertierte er erstmals in Magdeburg, das in dieser Zeit sein neuer Wohnsitz wurde und wo er Mitglied des Opernorchesters war. 1838 trat Schapler in Leipzig auf, allerdings nicht, wie geplant, mit einem eigenen Cellokonzert. Nur ein Jahr später nahm er den ihm angebotenen Posten des Solocellisten (als Konzertmeister) in der Herzoglich-Nassauischen Hofkapelle in Wiesbaden an. In dieser Zeit begann er auch eigene Kompositionen zu veröffentlichen. Schaplers Zusammenarbeit mit dem Musikverlag Schott in Mainz ist durch mehrere detailreiche Briefe aus den Jahren 1840–1841 dokumentiert, in denen es neben anderen Einzelheiten zur Veröffentlichung seiner Werke u. a. um die vorgesehene und letztlich erfolgte Widmung seiner Fantasia capricciosa an Franz Liszt geht. Aufgrund der revolutionären Ereignisse im Jahr 1848 endete Schaplers Tätigkeit in Wiesbaden. Er fand am Magdeburger Opernhaus eine Anstellung als Konzertmeister und wirkte als Cellist zwischen 1852 und 1859 in zahlreichen Konzerten mit. Vor und während dieser Zeit gastierte Schapler außerdem in Bonn (1845), Berlin, Danzig (1850), Stettin, Lübeck (1859), schließlich im März 1860 in Warschau, wo er für kurze Zeit wohnte. Noch im selben Jahr zog er sich zurück in seine Heimatregion und arbeitete nun als Musiklehrer in Thorn (heute: Toruń, Polen). Seine letzten Lebensjahre verbrachte Schapler in Berlin. In den Adressbüchern erscheint er von 1879 bis 1881 als Agent bzw. Kaufmann, ohne nähere Spezifizierung des Geschäfts. Schaplers Witwe Marie Josephine Mathilde geb. Koch (Heirat 1843 in Magdeburg) ist in Berlin zuletzt 1890 belegt. Noch lange Zeit nach seinem Engagement in Wiesbaden trug Schapler den Titel eines Herzoglich-Nassauischen Kammer-Virtuosen (vgl. Warschauer Zeitung 8./20. Jan. 1860). Als Cellist wurde Schapler für seine Tonbildung gelobt. Über seine Kompositionen finden sich gegensätzliche Urteile: Während Robert Schumann das Preis-Quartett lobend hervorhob („Hier spricht ein anderer Mensch zu uns als die hundert gewöhnlichen, dies fühlt man gleich“; NZfM 3. Mai 1842), rief die Fantasia capricciosa wenige Monate später bissige Ironie hervor („Offenbar hat der Componist mit seinem Stück etwas gewollt, – was aber? verschweigt er uns“; NZfM 20. Dez. 1842). Sowohl das Preis-Quartett als auch das später entstandene Preis-Trio und schließlich das Preis-Quintett fanden lobende Erwähnungen in der Tagespresse ganz Deutschlands.

WerkeAn Meieli („Ich sah die blaue unendliche See“, Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben; Sst., Kl.; entst. 1840), Leipzig: Breitkopf & Härtel [1840?]; D-B <> An den Frühling („Du mit deinen Blütenbäumen mit der Vögel süßem Sang“; Sst., Kl., Vc.), Mannheim: Heckel [1840]; D-B (Autograph) <> Fantasia capricciosa (Kl.; Widm. an Franz Liszt), Leipzig: Breitkopf & Härtel [1842]; D-B <> Mosaique sur des motifs de l’Opera Les martyrs de Donizetti (Vc. mit Kl. oder Vc. II), Mainz: Schott [1841]; D-B, D-Mbs (Autograph (digital) und Ausgabe (digital)) <> Preis-Quartett (2 Vl., Va., Vc.; entst. 1839, vom Mannheimer Musikverein als das beste von mehr als 50 eingesandten Quartetten mit 20 Dukaten prämiert; Widm. an die Caecilien-Vereine in Karlsruhe und Speyer, den Heidelberger Musik- und Singverein und die Mainzer Liedertafel), Mannheim: Heckel [1841]; CZ-Bm, D-Bhm, D-Mbs (digtal), DK-Kk, F-Sn <> Trois Morceaux de Salon (Drei Salonstücke) (Kl.), Mannheim: Heckel [1845] <> Preis-Trio (Kl., Vl., Vc.; entst. 1860, vom Mannheimer Verein Deutsche Tonhalle prämiert), Berlin: Schlesinger [1869/70]; D-B, D-Hs <> Preis-Quintett (Kl., Vl., Va., Vc., Kb. oder Vc. II; entst. 1874, prämiert vom Kölner Tonkünstler-Verein), Berlin: Raabe & Plothow [1876] bzw. Luckhardt [1877]; D-B (Druckausgabe und Autograph, dat. 18. Okt. 1874), D-Dl, D-Hs, GB-Lbl <> Fest-Marsch (Orch.; „Seiner Königlichen Hoheit dem Kron=Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen ehrfurchtsvoll zugeeignet“, undatiert); D-KA (Manuskript) <> Weitere Schott 1840 angebotene Werke (Feenreigen (Sst., Kl.), Rondo capriccioso (Kl.) und Variationen über ein Schweizer Thema (Vc., Kl.)) sowie auch 1852 bzw. 1859 in Magdeburg erstmals vorgetragene Kompositionen (3 Lieder ohne Worte (Vc.; Nr. 3: Nocturno) bzw. Lyrische Fantasie in norwegischem Charakter (Vc.) und à la Tedesco (Vc.)) blieben ungedruckt und sind verschollen. Ein für den Auftritt am 25. Jan. 1838 in Leipzig vorgesehenes Cello-Konzert Schaplers wurde aus nicht bekannten Gründen wieder vom Programm genommen.

Quellen — KB Graudenz; KB Magdeburg (St. Jacobi) <> Briefe von Julius Schapler an B. Schott’s Söhne; D-B, D-Mbs – an Joseph Joachim (1857); D-Bim – s. Kalliope <> Adressbücher Wiesbaden, Thorn, Berlin <> N.N., Tagesgeschichte, darin: Auszeichnungen (Preisverleihung des Mannheimer Musikvereins an Julius Schapler für die Komposition eines Streichquartetts), in: NZfM 10. Jan. 1840, S. 16 <> N.N., J. Schapler, An den Frühling, in: NZfM 9. Dez. 1840, S. 186 <> Florestan [d. i. Robert Schumann], Preisquartett von Julius Schapler, in: NZfM 3. Mai 1842, S. 142–143 <> N.N., Pianofortemusik, darin: Rezension von Schaplers Fantasia capricciosa, in: NZfM 20. Dez. 1842, S. 205 <> N.N., J. Schapler, Drei Salonstücke, in: NZfM 29. März 1845, S. 109 <> A. Maczewski, Kammer- und Hausmusik (Schluß), darin: Julius Schapler, Preis-Quintett, in: NZfM 7. Dez. 1877, S. 529 <> Berliner allgemeine musikalische Zeitung 5. Nov. 1828; AmZ 28. Juli 1830 und passim (s. Reg.); Preußische Provinzial-Blätter März 1833, S. 303; Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das Jahr 1839, Berlin 1840, S. 406; zahlreiche weitere Erwähnungen in der Tages- und Fachpresse, u. a. NZfM (1836–1878), Neue Berliner Musikzeitung, Musikalisches Wochenblatt, Magdeburgische Zeitung (Beilagen 1852–1859; zahlr. Konzertankündigungen und -berichte, darunter zum Abschiedskonzert vor der Übersiedlung nach Warschau, 28. Sept. 1859), Warschauer Zeitung (1860–1861; Ankündigungen und Berichte, u. a. 8./20. Jan., 5./17. März 1860), AmZ (2. Folge) <> HmL; Pazdírek

Literatur — Art. Schapler, in: FétisB 1864, S. 441 <> RiemannL 31887 <> Wilhelm Joseph von Wasielewski, Das Violoncell und seine Geschichte, Leipzig 1889, S. 132 <> Carl Stiehl, Musikgeschichte der Stadt Lübeck, Lübeck 1891, S. 88 (Verzeichnis der in Lübeck aufgetretenen Cellisten) <> Wilhelm Joseph von Wasielewski, The Violoncello and Its History, London & New York 1894, S. 118f. <> C. Liégeois/Nogué, Le violoncelle – son histoire, ses virtuoses, Paris & Bordeaux 1913, S. 209 <> Edmund Sebastian Joseph van der Straeten, History of the violoncello, the viol da gamba, their precursors and collateral instruments, Bd. 2, London 1915, S. 407 <> Hagels 2009 <> Nordostdeutsche Komponisten (digital); Stand: 21. März 2024

Abbildung: Titel zum 1841 erschienenen Preis-Quartett; D-Mbs


Bernd Krause

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • schapler.txt
  • Zuletzt geändert: 2024/04/08 15:31
  • von ab
  • angelegt 2024/04/05 16:21