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ROTHPLETZ, (FRIEDRICH) AUGUST * Aarau 28. Juni 1817 | † Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) 29. März 1886; Arzt, Ökonom und Komponist

1840 immatrikulierte Rothpletz sich an der Universität München für Medizin. Inwieweit er – trotz Doktortitel – je als Arzt praktizierte, bleibt unklar. Jedenfalls führen ihn die Verhandlungen der Versammlung deutscher Wein- und Obstproduzenten bereits 1844 als Weinhändler in Neustadt an der Haardt. Auf dem von ihm erworbenen Haardter Schloss bei Neustadt versteigerte er nicht nur Wein, sondern auch Graswuchs und Mastvieh. Seine Profession beeinflusste offensichtlich auch seine Kompositionen. Eine Rezension seiner Vier Lieder für vier Männerstimmen merkt an: „Leicht ausführbare, wohlklingende Gesänge, die einen Ehrenplatz unter den Erscheinungen der Neuzeit einnehmen.“ (Die neue Sängerhalle 27. Febr. 1864, S. 71). Von den dort enthaltenen Liedern hatte Forster Traminer nach Angabe des Dichters einen direkten Neustadt-Bezug: „Dem berühmten Weinkeller des Herren Julius Krafft in Neustadt an der Haardt gewidmet“ (Müller von der Werra, Buch der Lieder, S. 280). Aus seiner Ehe mit Louise geb. Stöppel (1827–1917) gingen sechs Kinder hervor. Von ihnen war seine Tochter Ida (1848–1933) ab 1876 mit dem Theologen Franz Overbeck verheiratet; sein Sohn Friedrich August (1853–1918) war ab 1905 Direktor der bayerischen geologisch-paläontologischen Staatssammlungen in München (zu Spuren der Paläontologie in der mittelrheinischen Musik vgl. das Werk von Joseph Henrich). 1870 ließ Rothpletz’ mittlerweile in Zürich lebende Frau in Landau eine Mobiliar-Versteigerung ankündigen, bei der unter anderem 16 Kühe („worunter 4 Schweitzer-Kühe“), 600 Zentner Kartoffeln und 2 Pfuhlpumpen unter den Hammer kamen (Pfälzischer Kurier 2. Febr. 1870); 1872 wurde die mittlerweile geschiedene Louise Stöppel als Erbin ihres Vaters nach Landau vorgeladen. Die Angst, sein Gichtleiden könne einen längeren geistigen Verfall verursachen, veranlasste Rothpletz, sich zu erschießen.

WerkeVier Lieder für vier Männerstimmen, Neustadt an der Haardt: Gottschick-Witter 1863, darin: Kirchlein am blauen See (T: Friedrich Willibald Wulff), O komm zu mir (T: NN. Schürz), Schenk ein (T: Karl Morell), Forster Traminer (T: Friedrich Konrad Müller von der Werra); Nachdruck von Forster Traminer in: Deutscher Liederhort, Leipzig 1876

Quellen — KB Neustadt <> Die neue Sängerhalle 27. Febr. 1864 <> Neustadter Zeitung 21. Apr. 1859, 9. Juni 1863, 20. Juni 1865, 16. Juni 1866, 19. März 1867; Pfälzischer Kurier 2. Febr. 1870, 13. März 1870, 24. März 1872; Aarauer Tageblatt 31. März 1886 <> Verhandlungen der Versammlung deutscher Wein- und Obstproduzenten zu Dürkheim a. d. H. im October 1844, Zweibrücken 1845 <> Voigtländer’s Pfalzführer. Wegweiser für die Besucher der bayrischen Pfalz, Kreuznach und Leipzig 1873, S. 32 <> Das Matrikelbuch der Universität Ingolstadt-Landshut-München, München 1872

Literatur — Friedrich Konrad Müller von der Werra, Das Buch der Lieder, Leipzig 1866, S. 280–281 und 457 <> Franz Overbeck und Erwin Rohde, Briefwechsel, hrsg. von Andreas Patzer, Berlin 1990 <> HmL


Karl Traugott Goldbach

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