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BECKER, WILHELM JOSEPH * Koblenz 8. Febr. 1890 | † ebd. 2. Juli 1974; Journalist, Theaterkritiker, Literaturwissenschaftler, Heimat- und Mundartforscher, Lehrer und Lebenskünstler

Als erstes Kind des Oberbuchhalters Wilhelm Becker und dessen Ehefrau Anna Josephine geb. Schmitz wuchs Wilhelm Joseph mit zwei jüngeren Geschwistern in der Koblenzer Altstadt auf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war er das erste Mitglied seiner Familie mit einem ausgeprägten Faible für Literatur, Musik, Kunst, Theater und Sprachen, das seinen gesamten beruflichen wie privaten Lebensweg prägen sollte. 1900 wurde Becker ins Königliche Kaiserin-Augusta-Gymnasium Koblenz (heute Görres-Gymnasium) aufgenommen. Nach seinem Abitur im Februar 1910 studierte er Neuere Philologie und Philosophie an den Universitäten Bonn und Straßburg. Im Jahr 1915 wurde er an der Universität Gießen zum Dr. phil. promoviert. Schon früh war Becker für zwei der drei Tageszeitungen seiner Heimatstadt journalistisch tätig: Bereits seit 1911 schrieb er neben seinem Studium als literarisch-feuilletonistischer Mitarbeiter für den Coblenzer General-Anzeiger Theaterkritiken. Viele Jahre (bis 1921) verfasste er darüber hinaus Schauspielkritiken für die Coblenzer Zeitung. Von Mai 1915 bis Dezember 1918 unterrichtete Wilhelm Becker am Koblenzer Kaiser-Wilhelm-Realgymnasium (heute Eichendorff-Gymnasium), zunächst in Vertretung für einen zum Heeresdienst einberufenen Lehrer, in den Fächern Deutsch, Latein, Geschichte und Erdkunde. Anschließend blieb er der Schule als Deutsch-, Geschichts- und Lateinlehrer noch bis zum Jahr 1945 erhalten – in welchem Umfang und in welchem Beschäftigungsverhältnis, bleibt unklar. Fest steht, dass Becker von Februar 1920 bis März 1921 ein Volontariat in der Redaktion der Coblenzer Volkszeitung mit den Themenschwerpunkten Geschichte, Kunst und Literatur absolvierte. Es folgte eine nahezu lebenslange Tätigkeit als freier Journalist und Redakteur für diverse Zeitungen in den Bereichen Feuilleton und Politik. Zu seinen bis zum Jahr 1945 oftmals sehr kurzen, teilweise nur wenige Monate dauernden Stationen gehörten u. a. die Rhein- und Wied-Zeitung, die Rheinische Rundschau Koblenz, die Hunsrücker Zeitung, die Trierer Zeitung, die Berncasteler Zeitung sowie die Tilsiter Allgemeine Zeitung. Sein kurzes Engagement bei letzterer bestand nur vom 19. April bis zum 30. September 1924 und blieb im Übrigen Beckers einziger ‚Ausflug‘ in eine weiter von Rhein und Mosel entfernte Region. In die Kunst-, Kultur-, Theater-, Musik- und Literaturszene seiner Heimatstadt Koblenz, der er zeitlebens treu blieb, unterhielt Becker engste Kontakte und war vorzüglich vernetzt. Am 25. Juni 1938 heiratete er, bereits 48 Jahre alt, die 22 Jahre jüngere Luise Charlotte Meinecke (* Ehrenbreitstein (heute Koblenz-Ehrenbreitstein) 3. Febr. 1912 | † Koblenz 12. Nov. 2000), eine Verwandte des langjährigen musikalischen Direktors des Koblenzer Stadttheaters, Dr. Ludwig →Meinecke. Die Ehe hielt nur vier Jahre und wurde kinderlos bereits im Oktober 1942 geschieden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Becker u. a. als freier Mitarbeiter für die im März 1946 neu gegründete und bis in die Gegenwart täglich erscheinende Rhein-Zeitung. Außerdem widmete er sich zunehmend eigenen Forschungen und Publikationen und betätigte sich auch schriftstellerisch, in erster Linie als Mundartdichter und -erzähler sowie Verfasser von Kurzgeschichten. Seinen Lebensabend verbrachte er im Evangelischen Altenheim im Koblenzer Stadtteil Horchheim.

WerkeForschungen zum Theaterwesen von Koblenz im Rahmen der deutschen, namentlich der rheinischen Theatergeschichte, über die Zeit bis zum Jahr 1815. Erster Teil: Von den englischen Komödianten bis zur Tätigkeit der Böhmischen Gesellschaft einschließlich (1600–1805), Phil. Diss. Bonn 1915 <> Becker hinterließ darüber hinaus zahlreiche Abhandlungen, Aufsätze und Manuskripte zur Koblenzer Theater- und Literaturgeschichte, zu lokalhistorischen Themen, regionalen Sitten und Bräuchen, zur Mundartforschung sowie zu Koblenzer Persönlichkeiten, vorzugsweise aus der Musik-, Kunst- und Kulturszene. Von besonderem Wert für die Musikgeschichte seiner Heimatstadt sind seine Abrisse zur Geschichte des Musik-Instituts und zur Geschichte der Militärmusik in Koblenz. Kurz vor seinem Tod übergab Becker seinen Nachlass dem Stadtarchiv Koblenz. Dieser umfasst insgesamt 13 Nummern, die neben persönlichen Unterlagen wie Zeugnissen, Tagebüchern und Memoiren unzählige Zeitungsartikel und Manuskripte sowie Beckers eigene Forschungen und Publikationen enthalten. Die Dokumente sind für die interessierte Öffentlichkeit und die Wissenschaft frei zugänglich.

Quellen und Literatur — Standesamtsregister Koblenz <> Nachlass Wilhelm Joseph Becker; D-KBsta (N 13 Nr. 1) <> Rhein-Zeitung 5. Juli 1974 (Todesanzeige) <> Verein der Freunde und Förderer (VFF) des Eichendorff-Gymnasiums Koblenz (Hrsg.), Eichendorff-Gymnasium Koblenz 1855–2005. Eine Festschrift zum 150. Jahrestag der Gründung einer Koblenzer Schule, Bad Honnef 2005

Abbildung: Wilhelm Joseph Becker (rechts im Bild) mit ehemaligen Schulkameraden am 50. Jahrestag ihres Abiturs (1960), Foto von Heinz Lösch; D-KBsta N 13 Nr. 1


Judith Höhn-Engers

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