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VICTOR, SELMAR * Dessau 1. Dez. 1874 | † Theresienstadt 22. Apr. 1944; Violinist, Komponist

Victor, aus einer jüdischen Familie stammend – vermutlich Sohn des Dessauer Schneidermeisters Adolf Victor und Bruder des Frankfurter Musikers Hermann Victor (* 1870) – lässt sich zwar schon 1895 in Wiesbaden als Konzertmeister am Residenztheater nachweisen, fasste aber erst nach seinem weiteren Violinstudium am Stern’schen Konservatorium (1899–1901, unter Gustav Hollaender) dort Fuß. Seit 1902 spielte er Violine im Orchester des königlichen Schauspiels und trat überaus häufig bei Vereins- und Wohltätigkeitskonzerten in Wiesbaden und Umgegend als Solist und Kammermusiker auf (so etwa in Langenschwalbach, Geisenheim, Rüdesheim, Bad Kreuznach, Königstein, Schlangenbad, Eltville, Bad Ems, Hanau), wo als Klavierbegleiter häufig Hermann Hennig fungierte. Gelegentlich übernahm diese Rolle auch Victors Ehefrau Gadasse geb. Asarch (* Welisch (Russland) 17. Dez. 1871 | † Frankfurt/M. 3. Nov. 1938; Heirat London 28. Aug. 1905). Außerdem veranstaltete er gelegentlich selbst Konzerte (u. a. gemeinsam mit Opernsängerin Elsa Rehkopf-Westendorf und Oscar Meyer). Daneben erteilte Violinunterricht (privat und am seit 1913 am Konservatorium von Franz Schreiber) und gründete 1920 mit Franz Mannstaedt und Oskar Brückner das Wiesbadener Trio. 1933 forderte die NSDAP seine Entlassung und Ersetzung durch einen „arischen“ Musiker. Nach seiner Beurlaubung und zeitweisen Wiedereinstellung erfolgte im August 1935 seine Versetzung in den Ruhestand. Im Februar 1941 wurde Victor gezwungen, in das Judenhaus in der Herrngartenstraße 11 umzuziehen. Dort lernte er vermutlich seine zweite Frau, Eugenie geb. Löwenstein (1890–1944), kennen, die er 1942 heiratete, kurz bevor beide nach Theresienstadt deportiert wurden.

WerkeNelly-Marsch (Kl.) op. 7 (Frau Capitain Gill gew.), Offenbach: André (in Komm.) [1896]; D-OF (Herstellungsakte) <> Wiegenlied (Vl. m. Kl.) op. 11, Wiesbaden: Schellenberg [zw. 1898–1903] <> Preghiera (Bearbeitung von Otto Dorns op. 19 Nr. 3) (Vl. m. Kl.), Offenbach: André [ca. 1912]; D-B

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt/M. <> Personalakten des Staatstheaters Wiesbaden (Best. 428 Nr. 3408 a–b); D-WIhha <> HmL <> Neuer Theater-Almanach bzw. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1895–1914 <> Jahresberichte des Stern’schen Konservatoriums 1899/1900–1900/01 <> Pazdírek

Literatur — Art. Victor, Selmar in LexM (digital; dort weitere Literatur- und Quellenangaben) <> Erinnerungsblatt des Aktiven Museums Spiegelgasse (digital)

Abbildung: Stolpersteine für Victor und seine Ehefrau Eugenie geb. Löwenstein in Wiesbaden (Johannisberger Str. 9), aufgenommen von Kristina Krämer im Juli 2019


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/12/02 02:22
  • von kk
  • angelegt 2018/12/19 08:50