stephan


STEPHAN, RUDI * Worms 29. Juli 1887 ǀ gefallen bei Ternopil (Galizien, heute Ukraine) 29. Sept. 1915; Komponist

Rudi Stephan, ältester Sohn des Rechtsanwalts Dr. Karl Peter Stephan und der Hotelierstochter Berta Barbara Schmid aus Baden-Baden, erhielt seine erste musikalische Ausbildung in Klavier und Theorie bei Carl Kiebitz in Worms. 1905/06 studierte er privat bei Bernhard Sekles am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt/Main Harmonielehre und Komposition. Seine Studien setzte er im Herbst 1906 bei Rudolf Louis (Kontrapunkt und Fuge) und Heinrich Schwartz (Klavier) in München fort; zudem hörte er einige Semester philosophische Vorlesungen an der dortigen Universität. Seit 1908 lebte er als freischaffender Künstler in München und debütierte 1911 als Komponist und Dirigent dreier eigener Werke. Auf den Tonkünstlerfesten 1912 in Danzig und 1913 in Jena stellte Stephan seine Musik für sieben Saiteninstrumente und die im selben Jahr bei Schott erschienene Musik für Orchester vor. Er galt von da an als große Hoffnung unter den jungen Komponisten – Heinz Tiessen urteilte in der Allgemeinen Musikzeitung: „In Rudi Stephans Musik für Orchester sitzt alles wie gegossen, knapp, schlagend, von einer musterhaften Konzentration, ohne auch nur einen überflüssigen Takt; alles ist mit vornehmer Reinheit streng aus dem Material gearbeitet und zu einem durchaus künstlerisch hochstehenden Werke gewachsen.“ (Allgemeine Musik-Zeitung 20. Juni 1913, S. 912). Am 2. März 1915 wurde Rudi Stephan zum Kriegsdienst einberufen, am 29. September fiel er bei Ternopil (Galizien). Zu Stephans Bekanntenkreis gehörten der Maler Willy Preetorius, der Komponist Heinz Tiessen, die Schriftsteller Kasimir Edschmid und Otto Borngräber und der Musikschriftsteller Karl Holl. Das Rudi-Stephan-Gymnasium und die Rudi-Stephan-Allee in Worms tragen den Namen des Komponisten.

Werke — s. MGG2P (hauptsächlich bei Schott in Mainz erschienen; Opus I für Orchester (1908) 2008 veröffentlicht bei Musikproduktion Jürgen Höflich in München)

Quellen — Beschreibung des im Zweiten Weltkrieg verbrannten Nachlasses in: Alfred Machner (s. Lit.) <> Erhaltene Nachlassstücke in: D-WOsta (Abt. 199/18 Sammlung Rudi Stephan) <> Willibald Nagel, Rudi Stephan † (mit einem von Stephan selbst mitgeteilten Abriss seines Lebens), in: Neue Musik-Zeitung 37/3 (1916), S. 40–41 <> Allgemeine Musik-Zeitung 20. Juni 1913

Literatur — Alfred Machner, Rudi Stephans Werk. Eine Beschreibung als Studie zur Stilwende in der Musik um 1910, Diss. Breslau 1943 (mschr.) <> Karl Holl, Rudi Stephan. Studie zur Entwicklungsgeschichte der Musik am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, Saarbrücken 1920 <> Juliane Brand, Rudi Stephan, Tutzing 1983 (= Komponisten in Bayern 2) <> Hartwig Lehr, Art. Stephan, Rudi in MGG2P <> Ders., „Musik für …“ Untersuchungen zum Werk Rudi Stephans, Berlin 1996 <> Ders., Art. Stephan, Rudi, in: NDB 25 (2013) (digital)

Abbildung: Rudi Stephan und seine Mutter Berta. Foto von August Füller (1904); D-WOsta (Abt. 199/18 Nr. 26)


Hartwig Lehr

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  • Zuletzt geändert: 2023/10/03 11:24
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  • angelegt 2022/08/08 12:52