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SCHARR, LOUIS (LUDWIG) * Döbritschen (bei Jena) 19. Aug. 1858 | † Wiesbaden 22. Apr. 1929; Waldhornist, Chordirigent, Komponist, Klavierlehrer

Der Sohn des Schuhmachers Heinrich August Scharr und seiner Frau Marie Sophie Christine geb. Meyer erhielt in den 1870er Jahren seine Ausbildung an der großherzoglichen Orchester- und Musikschule Weimar. Von 1885 bis 1886 erteilte er Hornunterricht am Kölner Konservatorium für Musik und ließ sich anschließend in Wiesbaden nieder. Dort ehelichte Scharr im Jahr 1887, seinem zweiten Jahr als königlicher Kammermusiker, Marie Therese Luise geb. Stommel (* Hinsbeck bei Geldern 16. Juni 1860 | † Wiesbaden 1. Aug. 1931), wobei einer seiner Trauzeugen sein Orchesterkollege Andreas Böhlmann war. Neben seiner Tätigkeit als Hornist am Staatstheater lehrte er von 1887 bis 1890 am Freudenberg’schen Konservatorium. Scharr gab auch einige Konzerte als Solo-Hornist, häufig in Kirchen mit Orgelbegleitung. Nachdem er fünf Jahre zuvor den Gesangsverein Liederkranz dirigiert hatte, gründete er 1895 den Scharr’schen Männerchor. Die Vereinskonzerte erfolgten häufig in Verbindung mit dem Wiesbadener Krieger- und Militärverein, dem die Mehrheit der Sänger angehörte. Scharrs patriotische Männerchor-Komposition Aufruf 1913 ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Der Scharr‘sche Männerchor bestand noch mindestens bis 1970. Scharr hatte bis mindestens 1925 eine Anstellung als königlicher Kammermusiker inne, anschließend ist der in den Adressbüchern als „Kammermusiker a. D.“ geführt. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum hatte er „in 3125 Opern als erster, resp. Dritter Hornist mitgewirkt, ebenso in 134 Sinfoniekonzerten“ (Wiesbadener Tagblatt 16. Aug. 1911). Um 1900 engagierte er sich außerdem als Mitglied des Wiesbadener Kanarien-Klubs für die winterliche Verpflegung der Vögel.

WerkeErinnerung an Weimar (Hr., Kl.) op. 6, Bremen: Fischer [1898]; A-Wmk, D-B <> Romanze (Waldhorn, Kl./Orch.) op. 21, Leipzig: Hofmeister [1887]; D-B, D-Mbs, GB-Lbl <> Concert-Fantasie (Hr., Kl.) op. 22, Nr. 1, Bremen: Fischer [1899]; A-Sum, D-B <> Andante (Notturno) und Allegro (Hr., Kl.) op. 22, Nr. 2, ebd. [1898]; A-Wmk, D-B <> Aufruf („Frisch auf, mein Volk“; Mch.) op. 23, Wiesbaden: Selbstverlag [1913]; D-B, D-WIl (s. Abb.) <> Laß träumen mich (nur träumen) (Mch.) op. 26, ebd. [1901]; D-B <> Lieb im Leide (Mch.) op. 28, ebd. [1901] <> Mein deutsches Land, mein Heimatland (Mch.) op. 29, ebd. [1913]; D-B <> Taunussang (Mch.), ebd. [1901] <> Käferlied (Mch.), aufgeführt am 5. Nov. 1899 (Wiesbadener General-Anzeiger) <> Vergißmeinnicht (Mch.), aufgeführt am 8. Nov. 1903 (Wiesbadener General-Anzeiger)

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Wiesbaden <> Adressbücher Wiesbaden <> Akten und Archiv des Scharr’schen Männerchors in D-WIsta <> Jahresberichte des Kölner Konservatoriums [1885-1886] <> MMB <> Neue Berliner Musikzeitung 23. Nov. 1876; NZfM 23. März 1877 <> Zahlreiche Nennungen in der regionalen Presse – unter anderem Wiesbadener Tagblatt 5. Mai 1901, 23. Febr. 1905, 16. Aug. 1911; Wiesbadener General-Anzeiger 1. Dez. 1896, 25. Juli 1900, 6. Nov. 1903, 22. Apr. 1913; Wiesbadener Neuste Nachrichten 4. Okt. 1921

Abbildung: Titel zu Scharrs „Aufruf“ op. 23; D-WIl


Simon Rech

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