Gabriel Plautz
PLAUTZ (slowenisch Plavc; in den Quellen auch Blautz, latinisiert Plautzius), GABRIEL * Železniki (nicht Laibach/Ljubljana; Ortschaft seinerzeit im habsburgischen Herzogtum Krain, heute Slowenien) verm. gegen 1585 | † Mainz 1. Nov. 1641; Musiker und Komponist
Gabriel Plautz, über dessen vorherigen Lebensweg nichts bekannt ist, wurde mit Datum vom 10. Apr. 1612 zum Hofkapellmeister des Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs Johann Schweikard von Kronberg ernannt; er trat die Nachfolge Ja Le Febures an, der die Stelle des Organisten am Dom zu Worms erhalten hatte. Da gleichzeitig mit Plautz Johann Textor als Organist in Mainz verpflichtet worden war, darf man annehmen, dass beide Funktionen erstmals nicht mehr in Personalunion ausgeübt wurden. 1621 legte Plautz mit seiner in Aschaffenburg erschienenen Sammlung Flosculus vernalis nicht nur seinen musikalischen Erstling („primitia[e] mei laboris“; Brief 1622) sowie einen frühen Beleg für generalbassbegleitete geringstimmige Motetten in der Region vor; es handelt sich bei den „frisch gepflückten Frühlings-Blümchen aus den lieblichen Gefilden des musikalischen Gärtleins“ (so die lateinische Widmungsvorrede) um eine nicht alltägliche Votivgabe für die Muttergottes bzw. das (damals wie heute als wundertätig verehrte) Gnadenbild in der nicht lange zuvor (1613) geweihten Wallfahrtskirche Maria im Sand in Dettelbach bei Würzburg. Da zudem inzwischen Schloss Johannisburg in Aschaffenburg als Zweitresidenz des Mainzer Kurfürsten fertiggestellt worden war, weiterhin Balthasar Lipp als dezidiert katholischer Drucker 1620 in der Stadt eine Zweigniederlassung eröffnet hatte (und mit dem Flosculus seinen einzigen Musikdruck im engeren Sinne veröffentlichte) und schließlich Plautz 1621 ebenfalls in Aschaffenburg heiratete, deutet sich ein räumlich-geistiges Beziehungsgeflecht an, das noch nicht in vollem Umfang zu entschlüsseln war. Plautz, den der überbordende Eintrag im Bestattungsbuch (1641) rückblickend einen hervorragenden Kapellmeister wie auch vorzüglichen Kenner der musikalischen Instrumente nennt, der in Sachen vielstimmiger Komposition seines Gleichen suchte („Capellae magister eximius, in musicis instrumentis exquisitissimus, in arte compositionis 10. 12 [vocum] non habens sibi parens“), war, so dieselbe Quelle, bereits lange Zeit aufgrund einer Wassersucht-Erkrankung („hydrope longinquo tempore quassatus“) gleichsam arbeitsunfähig. Seine Vertretung übernahm spätestens seit Mai 1631 Daniel Bollius, der, da auch Johann Textor nicht mehr zur Verfügung stand, beide Ämter – das des Kapellmeisters und das des Organisten – wieder in einer Person vereinigte.
Da in einigen Nachschlagewerken Halbwahrheiten begegnen, die zu Missverständnissen führen können: Die Bezeichnung „Carniolus“ (auf dem Titel des Flosculus im Ablativ „Carniolo“) ist nicht etwa ein Namensbestandteil, sondern eine Herkunftsbezeichnung („aus Krain“). Und natürlich handelt es sich – wir blicken erneut auf den Titel des Flosculus – bei „Gabriele“ nicht um eine Namensvariante, sondern wiederum um den Ablativ des (männlichen) Vornamens Gabriel, der, wie üblich bei Autorennennungen innerhalb lateinischer Titel, in diesem Casus aufscheint; Entsprechendes gilt für „Plautzio“. Dass der Komponist auch nicht „Mönch“ war, wie wir im BLMO lesen, sei hinzugefügt.
Werke — Flosculus vernalis, sacras cantiones, missas, aliasque laudes B[eatae] Mariae continens […] cum Basso Generali, Aschaffenburg: Selbstverlag (Lipp) 1621; s. RISM P 2602 – 3 Sätze daraus in Viridarium musico-marianum, hrsg. von Johann Donfrid, Trier: Zetzner 1627 <> Benedictus deus (2 C, 2 A, 2 T, 2 B); D-Kl (Ms., digital) <> Ob „die musikalische Redaktion“ des Mainzer Gesangbuchs Him[m]lische Harmoney (Mainz: Strohecker 1628) – d. h. auch die Hinzufügung des Generalbass – mit Plautz in Verbindung zu bringen ist (so u. a. Gottron 1959, S. 55), sei hier nicht entschieden.
Quellen — KB Mainz (St. Peter) <> Brief Gabriel Plautz’ an Abt Johannes VI. Martin von Münsterschwarzach, Aschaffenburg 2. Apr. 1622; D-WÜu (zit. nach dem Faksimile in Gottron 1968, S. 59) <> private genealogische Forschungen von Peter Hawlina (via Verein für Computergenealogie; Link)
Literatur — Gottron 1959 <> Adam Gottron, Gabriel Plautz – dvorni kapelnik v Mainzu (Prispevek k biografiji), in: Muzikološki zbornik 4 (1968), S. 57–61 <> Axel Beer, Die Annahme des stile nuovo in der katholischen Kirchenmusik Süddeutschlands, Tutzing 1989, S. 134 <> Petra Resing (Adam Gottron/Dragotin Cvetko), Art. Plautz, in: MGG2P (dort weitere Literaturangaben) <> BLMO
Abbildung: Titel zum Cantus (I) des Flosculus vernalis; F-Pn (digital)
Axel Beer