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KREID (lt. Taufeintrag Creith, bei der Bestattung Kreid; auch Creide, latinisiert Creidius), HARTMANN * Friedberg 5. Okt. 1606 | † Langenschwalbach 8. Aug. 1656; evangelischer Theologe

Der streitbare Gottesmann hat seinen Platz im MMM2 der Findigkeit Karl Schmidts zu verdanken: Bei seinen Recherchen zur Musikgeschichte Friedbergs stieß Schmidt auf einen vierstimmigen Liedsatz, den sein Verfasser „M[agister] Hartmannus Creidius“ in einer 1633 gedruckten Leichenpredigt veröffentlichen ließ. Kreid war damals – seitdem er 1626 sein Theologiestudium in Gießen und Marburg abgeschlossen hatte – Konrektor der Friedberger Augustinerschule und als solcher auch für die Musikausbildung zuständig; 1633 übergab er dieses Amt an Johannes Schildt (ca. 1590–1657) und fungierte von da an als städtischer Pfarrer, bevor er 1649, also unmittelbar nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs, als ausgewiesener wie auch besonders wortgewaltiger Verfechter des protestantischen Lagers zum Prediger an die St. Anna-Kirche in Augsburg berufen wurde. Dass er in Langenschwalbach – heute Bad Schwalbach – starb, kam so: Von einem jungen Kollegen, der dort mit „seiner liebsten“ den „Sawerbronn“ genoss, hatte Kreid Post erhalten und entschloss sich, wobei er in seiner Antwort an den „Vielgeliebten Herrn Gevatter“ „alle badgäst […] gar freundlich“ grüßen ließ, den schon damals wegen seiner Mineralquellen bekannten Ort unweit seiner Heimatstadt ebenfalls zu besuchen – sofern es „besser Wetter geben solte“ (Brief vom 12. Juli 1656); tatsächlich reiste er, und wir zitieren aus einem der vielen Trauergedichte, die ihm zu Ehren (lateinisch wie deutsch) erdacht und gedruckt wurden: „Er suchte bey dem Brunn zu Schwalbach zu erlangen / Die Kräffte seines Leibs, die Ihme sehr entgangen / […] Der Anfang war auch gut, das Wasser ließ sich trincken / Dadurch bekam Er lust viel Gläßlein einzuschencken / […] Was aber ist erfolgt? Ach kläglich ist zu sagen, / Was sich in einer Stund mit diesem Manne zugetragen / Er gieng zum Brunnen hin, die Gläßlein trunck er auß / Kam aber bald fast halb Todt in ein Hauß / Und gab auff seinen Geist […]“ (Epicedia, Nr. XII, o. P.; Verse von Johann Georg Stierle). Es ehrt die Zeitgenossen, dass angesichts der gegenreformatorischen Stimmung in der Region keiner von ihnen Verschwörungstheorien von sich gab; wenngleich: Die Sache mit dem Schwalbacher Brunnen kommt in auffallend vielen der Gedichte vor …

Werke — Chorsatz „Wie hat das schöne Blümelein“, in der 1633 gedruckten Leichenpredigt auf Johann Dietrich von Rodenstein (1627–1631), von der sich lt. Schmidt (S. 19) ein Exemplar seinerzeit in der Stiftskirchen-Bibliothek Lich befand; Melodie und Text (ebenfalls von Kreid) bei Schmidt, S. 19–20 <> Von den zahlreiche theologischen Schriften (insbesondere Predigtsammlungen und Bücher moralischen Inhalts; vgl. VD 17) sind biographisch von Relevanz: Friedbergische Valet-Predigt. […] Gehalten in der Pfarrkirche den 15. Maji Anno 1649 […], Frankfurt/M.: Beyer 1649; D-B (digital) <> Augspurgische Anzugs Predigt. […] Gehalten […] den 31. Maji Anno 1649. Durch M. Hartmannum Creidium, gewesenem Diaconum zu Fridberg in der Wetteraw […], ebd. 1649; D-B (digital)

Quellen — KB Friedberg (Stadtgemeinde); KB Langenschwalbach <> Briefe an Johann Conrad Goebel d. J., Augsburg bzw. Frankfurt (6, 1653–1656); CH-Bu (s. Kalliope) <> Epicedia in beatum obitum reverendi plurimum, clarissimi et doctissimi viri M. Hartmannii Creidii Fridbergensis Hassi […], Augsburg: Praetorius 1656; D-Mbs (digital)

Literatur — Art. Creide, Hartmann, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1876) (online) <> Karl Schmidt, Beiträge zur Kenntnis des musikalischen Lebens in der ehemaligen Reichsstadt Friedberg i. d. W., Leipzig 1918

Abbildung: Schlussformel und Unterschrift im Brief vom 12. Juli 1656 (M[agister] Hartmann[us] Creidi[us] m[anu] pr[opri]a); CH-Bu


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2025/02/06 07:47
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  • angelegt 2024/10/01 09:34