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HAMMER, MARTIN * Schifferstadt 11. Jan. 1851 | † verm. Ludwigshafen 1930; Zithervirtuose, Klavierstimmer, Komponist, Kaufmann

Der Sohn unvermögender Eltern, die ihren Lebensunterhalt mit Feldarbeit und Geflügelhandel bestritten, verlor im Kindesalter in Folge einer Kinderkrankheit sein Augenlicht. Nach dem Besuch der Volksschule in Schifferstadt wechselte Hammer 1860 an das Königliche Blindeninstitut in München. Dort erhielt er ab 1864 im Rahmen des offiziellen Lehrangebots Violinunterricht und wirkte im Orchester mit. Daneben erhielt er informell schon vorher durch seinen Mitschüler Michael Honer erste Unterweisungen im Zitherspiel, ab 1866 durch Karl Rößler für Klavier, Harmonielehre und Generalbass. Nachdem das Blindeninstitut in München abgelehnt hatte, ihn weiter zu unterrichten, bezog er 1868 das Blindeninstitut in Speyer, wo er bei Friedrich Hugelmann weiteren Violin- und Klavierunterricht erhielt. Dort lernte er die ebenfalls blinden Musiker NN. Semmer, Ludwig Eisele und Siegmund Braun kennen, mit denen er ein Streichquartett gründete und 1871 in der Pfalz auf Konzertreise ging. Ein Konzert in Mannheim ermöglichte ihm einige Geigenstunden beim Mannheimer Konzertmeister Johann Naret-Koning. Um 1873 ließ er sich als Zitherlehrer in Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) nieder, von wo aus er Konzertreisen in die Region unternahm. 1886 meldete er seine „Orchester-Pedal-Zither“ zum Patent an. Spätestens ab 1893 lebte er als Klaviermacher und -stimmer in Ludwigshafen. 1896 führt das Adressbuch des deutschen Buchhandels seinen Sohn Heinrich als Inhaber der Buchhandlung Martin Hammer & Sohn. Ab 1901 lebte er in Speyer. 1922 zog er nach Ludwigshafen zurück, wo er bis 1930 im Adressbuch als Kaufmann vermerkt ist. Zu Hammers Schülern gehörte Jacob Heinrich Korter. Seit 1875 war Hammer verheiratet mit Emilie Baudt aus Nürnberg.

WerkeKünstlergrüße. Walzer (Kl.) op. 4, Neustadt an der Haardt: Selbstverlag [1883]; D-Hhfmt, D-SPlb <> Erinnerung an Neustadt a/Hdt. Marsch (Kl.), ebd. [vor 1896]; D-SPlb (digital) – spätere Aufl. Speyer: Hammer [um 1910]; D-SP[stadtarchiv] (s. Abb.) <> Liebesglück. Concertgavotte (Kl.), Neustadt an der Haardt: Hammer [um 1910]; D-SPlb <> Leben und Streben des Blinden, Neustadt an der Haardt: Selbstverlag [1873]; D-B (3. Aufl. 1875), D-DM (3. Aufl. 1875), D-Mbs (digital) – S. 28 erwähnt Hammer, ein Zweck dieser Schrift sei, die finanziellen Mittel zu erwerben, seine sämtlichen Kompositionen für Zither herauszugeben. <> Schlagzither. Patentirt im Deutschen Reiche vom 16. Februar 1886 ab, Kaiserliches Patentamt No 37850 (digital)

Quellen — Meldekartei Speyer <> Adressbuch Ludwigshafen <> Adressbuch des deutschen Buchhandels 1896 <> Zeugnis von Vincenz Lachner über das Streichquartett mit Hammers Teilnahme in: Friedrich Scherer, Die Zukunft der Blinden. Vorträge zum Zweck der Hebung des Blindenwesens, 9. Aufl., Wien 1880, S. 11 <> Friedrich Scherer, Der fliegende Werber für eine allgemeine Blinden-Versicherungsbank von einem Blinden unter den glücklich Sehenden, die für einen Jeden im Falle des Erblindens eine ihn vor allem Mangel sichernde Schutzquelle ist. Zugleich den Jahresbericht der internationalen Privat-Blinden-Anstalt zu Speier enthaltend, Speyer 1870, S. 14–17 <> Friedrich Hugelmann, Erlebnisse und Studienzeit des in seinem neunten Lebensjahre erblindeten, geprüften Musiklehrers Friedrich Hugelmann zu Speyer a./Rh. sowie dessen Erfahrungen und Ansichten bezüglich der Blindenerziehung und Bildung, Speyer 1869, S. 33 <> Aschaffenburger Zeitung 28., 30. Juni 1873, 26. Sept. 1874, 22. Sept. 1882; Augsburger Tagblatt 26. Jan. 1873; Augsburger Neueste Nachrichten 2. Febr. 1873; Amts-Blatt der Stadt Nürnberg 18. Jan. 1875; Zweibrücker Zeitung 1. Mai 1880; Pfälzer Zeitung 30. Juni 1883 <> Mitteilungen der Stadtarchive Speyer, Neustadt und Ludwigshafen.

Abbildung: Hammers Marsch Erinnerung an Neustadt (Titel der späteren Aufl.); Stadtarchiv Speyer


Karl Traugott Goldbach

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  • angelegt 2023/09/15 12:26