ginster


(1) Peter * Engehöll (Oberwesel) 3. Dez. 1867 | † Frankfurt/M. 22. Dez. 1911; Musiklehrer, Chorleiter, Komponist

(2) (Amalie) Rosa geb. Reimling * Frankfurt/M. 7. Dez. 1876 | † vermutl. USA, nicht vor 1937; Ehefrau von (1), Sängerin

(3) Anna (Bertha Josefine) (gen. „Anny“) verh. Geisel * Frankfurt/M. 28. Nov. 1894 | † Usingen 23. Nov. 1986; Tochter von (1) und (2), Pianistin

(4) (Bertha) Maria (gen. „Ria“) * Frankfurt/M. 15. Apr. 1898 | † Zürich 11. Mai 1985; Tochter von (1) und (2), Sängerin und Geigerin


(1) Peter Ginster, Sohn eines Lehrers, ließ sich spätestens um 1890 als Musiklehrer in Frankfurt/M. nieder und leitete in den folgenden Jahren zahlreiche Chöre in und außerhalb der Stadt: Liederkrone (Bornheim) (1891–93, 1895–96), Liederpalme (1893), Katholischer Gesangverein Sängerlob (1904), Horter’s Gesangverein (1896–99), Eintracht (Bockenheim) (1896–98), Teutonia (1898–1903), Sängerquartett (1899–1902), Katholischer Männerchor (1901–03), Liederkranz Offenbach (mind. 1906), Männerchor Langendiebach (mind. 1908). Insbesondere an der Spitze des 1899 aus einem Zusammenschluss hervorgegangenen Arbeitergesangvereins Union und des später angegliederten Volkschors engagierte er sich im Frankfurter Musikleben. Seine Ehefrau Rosa geb. Reimling (2), Tochter eines Spenglers, war als Solistin an zahlreichen Vereinskonzerten beteiligt und trat nach dem Tod ihres Ehemanns noch bis in die 1920er Jahre als Konzertsängerin auf (bevor sie 1937 nach New York auswanderte). Mitunter standen ihr dabei die beiden Töchter Anny (Kl.) und Ria (Vl.) zur Seite – so etwa 1914 im Werkverein der Adlerwerke und 1915 mit dem Orchester-Verein. Für Anny Ginster (3) sind dies bislang die einzigen belegten Auftritte als Pianistin. Sie war später mit dem Usinger Oberstudienrat Theodor Geisel (1890–1954) verheiratet.

Werke (von (1)) — „Drei Blätter von der Linde“ (Mch.) op. 7, Offenbach: André [1905]; ehem. D-B, D-OF (s. Abb. 1) <> Kleine Lerche „O Lerche, kleine Lerche“ (gem. Chor) op. 11, ebd. [1907]; D-B, D-OF


(4) Ria Ginster erhielt zunächst Violinunterricht und trat in jungen Jahren als Violinistin auf, auch gemeinsam mit ihrer Mutter (2) und Schwester (3). Von 1916 bis 1919 studierte sie am Hoch’schen Konservatorium Gesang (u. a. bei Anna Kaempfert) und Violinspiel, anschließend bis 1923 dieselben Fächer an der Berliner Musikhochschule. Auftritte als Konzertsängerin in Frankfurt folgten. 1925 begleitete sie den Neeb’schen Männerchor (Dir. Rudolf Werner) auf einer Konzertreise nach Österreich, was ihr zu größerer Bekanntheit verhalf. In den nächsten Jahren trat Ria Ginster im europäischen Ausland auf, stand u. a. beim Plattenlabel HMV unter Vertrag und unternahm seit 1934 Konzertreisen in die USA und Kanada. 1937 erhielt sie eine Stelle am Züricher Konservatorium, die sie nach einer weiteren Reise 1938 antrat. Später gab sie zudem Kurse am Mozarteum und an mehreren amerikanischen Universitäten. In ihrer Geburtsstadt ließ sie sich gelegentlich bei Konzerten des Museums hören, trat aber 1939 auch in einem Konzert der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“ auf.

Zu überlieferten Tonaufnahmen siehe beispielsweise CHARM (Centre for the History and Analysis of Recorded Music, King’s College London).


Quellen und Referenzwerke (zu (1)–(4)) — Standesamtsregister Frankfurt und Usingen <> New Yorker Passagierlisten Jan. 1937 <> Adressbücher Frankfurt <> Verlagsverträge zwischen Peter Ginster und André (1905, 1906); D-OF <> Konzertprogramme der Museums-Gesellschaft <> MMB <> Frankfurter Sänger-Zeitung 1. Nov. 1906, 9. Nov. 1906, 15. März 1907, 5. Juli 1907, 1. Nov. 1909; Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 11. Okt. 1908; Sossenheimer Zeitung 30. Okt. 1912, 15. März 1922, 25. März 1922, 1. Apr. 1922; Kleine Presse (Frankfurt) 23. März 1914, 24. Dez. 1914, 6. März 1915, 20. März 1915, 26. Nov. 1915, 3. März 1916, 23. Juni 1916; Salzburger Chronik für Stadt und Land 8. Mai 1925; Neueste Zeitung (Frankfurt) 12. Dez. 1932, 25. Jan. 1934, 23. Jan. 1935, 8. Okt. 1936, 16. Aug. 1938, 26. Apr. 1939; Neue Zürcher Nachrichten 22. Juli 1937

Literatur (zu (1)–(4)) — Art. Ginster, Ria, in: Schweizer Biographisches Archiv Bd. 5 (1955) <> Otto Rüb, Die chorischen Organisationen (Gesangvereine) der bürgerlichen Mittel- und Unterschicht im Raum Frankfurt am Main von 1800 bis zur Gegenwart, Frankfurt/M. 1964 <> Cahn 1979 <> Rainer Stübling, Kultur und Massen. Das Kulturkartell der modernen Arbeiterbewegung in Frankfurt am Main von 1925 bis 1933, Offenbach 1983 <> Art. Ginster, Ria, in: Paul Suter (Hrsg.), Sänger-Lexikon. Sängerinnen und Sänger in der Schweiz von 1900 bis heute, Zürich 1989 <> Art. Ginster, Ria, in: Kutsch/Riemens

Abbildung 1: Titelseite von Peter Ginsters Männerchor „Drei Blätter von der Linde“ op. 7; D-OF

Abbildung 2: Ria Ginster, Fotografie [um 1935] (Digitalisat aus US-CLm, Mrs. Emil (Mollie) Brudno Collection)


Kristina Krämer

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