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BRAUN, OTTO (FRIEDRICH) * Biebrich 13. Apr. 1900 | † Frankfurt/M. 15. Dez. 1980; Pianist und Komponist

Bedingt durch berufliche Versetzungen seines Vaters, des Postsekretärs Franz B., wuchs Braun an verschiedenen Orten auf, u. a. in Darmstadt (1902–05), Bremerhaven und – seit der 1912 erfolgten Ernennung des Vaters zum dortigen Postdirektor – in Eltville. Otto Braun besuchte das Spangenberg-Konservatorium in Wiesbaden und trat bereits 1913 in Mainz und 1914 in Wiesbaden und Königstein als Pianist und Sänger auf, wobei er mit Improvisationen für größeres Aufsehen sorgte, indem er „beliebig vom Publikum ausgewählte, unvertonte Gedichte, im Augenblick gelesen, im Lied wiedergab. Jeden Stimmungsinhalt treffend, jeden Stimmungswechsel malend.“ (Taunus-Zeitung 7. Okt. 1914) Braun erhielt weitere Förderung, indem der Mainzer Kapellmeister Albert →Gorter „ihn zu jedem der von ihm dirigierten städtischen Symphoniekonzert im Stadttheater […] kommen“ ließ und der Liedertafeldirigent Otto Naumann ihm dasselbe für seine Vereinskonzerte zugestand (Hochheimer Stadtanzeiger 22. Nov. 1913). Die weitere musikalische Ausbildung erfolgte an den Konservatorien in Köln und Weimar; gleichzeitig trat Braun gelegentlich in Eltville vor Publikum auf und präsentierte 1919 bei der Mainzer Liedertafel seine Fortschritte mit einem Konzert, das mehr als ein Dutzend Lieder und eine Klavierfantasie aus eigener Feder umfasste. 1920 wurde er mit dem Liszt-Preis der Weimarer Musikschule ausgezeichnet. In der Folgezeit entwickelte sich Braun, der seit Ende der 1920er Jahre in Frankfurt/M. lebte, zu einem überregional gefragten Klavierbegleiter – sowohl im Konzert als auch für Radioübertragungen und Aufzeichnungen. Seine kompositorische Betätigung setzte er nebenbei fort und brachte das eine oder andere Ergebnis in Konzertprogrammen unter; im Druck erschienen jedoch nur wenige seiner Werke. Daneben erteilte er Musikunterricht. 1938 wurde Braun wegen des Vorwurfs von „Unzucht mit Männern“ in Frankfurter Untersuchungshaft genommen und im Februar 1939 verurteilt (Akten in D-WIhha), konnte aber bereits im Frühjahr 1940 erfolgreich an seine unterbrochene Karriere anknüpfen. Seit Dezember 1951 war er mit der Konzertsängerin Luise Albertine geb. Meyer (* Luzern 1. Aug. 1905 | † Frankfurt/M. 28. Juli 1954) verheiratet.

WerkeVier Lieder (1. Ein Mädchen singt, 2. Aus dem Spanischen, 3. Stolzes Schreiten, 4. Wiegenliedchen; Sst., Kl.), München: Halbreiter [1923]; D-B <> Die Weihe-Nacht (Sst., Kl.), Frankfurt: Taunus-Verlag [1935]; D-B <> Erste Begegnung (Text: Walther von der Vogelweide; Sst., Kl./Cemb.), Frankfurt: Werkstatt Haus zum Fürsteneck (Druck: Paul Koch) 1939; D-Dl, D-FUl, D-KNu, D-WRz <> weitere Werke (in Auswahl, der Presse entnommen): Psalm (Chor); aufgeführt Eltville 1918 <> 13 Lieder (u. a. Gebet, Ein Mädchen singt (s. o.), Hochsommernacht, Nachtigall); aufgef. Mainz 1919 <> Phantasie über ein eigenes Thema (Kl.); aufgef. Mainz 1919 <> Des Sonntags in der Morgenstund (Chor); aufgef. Wiesbaden 1922 <> Totenfeiermusik; aufgef. Darmstadt 1927 <> Ecce homo und Am Abend (Sst., Kl.); aufgef. Frankfurt/M. 1936 <> Das Flaschenschiff (Sst., Kl.); aufgef. Frankfurt/M. 1941 <> Ballade, Tango und Walzer (Kl.); aufgef. Frankfurt/M. 1941 <> Präludium C-Dur und phantastischer Marsch (Kl.); aufgef. Säckingen 1945 <> Liederzyklus (Sst., Kl.); aufgef. Säckingen u. Rheinfelden 1946 <> Lieder im Volkston (Sst., Kl.); aufgef. Freiburg 1949

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Biebrich, Frankfurt <> Adressbücher Biebrich, Darmstadt, Frankfurt <> Personalakte (Best. S2 Nr. 4630); D-Fsa <> Häftlingsakten (Best. 409/4 Nr. 710; Best. 409/3 Nr. 11614); D-WIhha <> MMB <> Hochheimer Stadtanzeiger 22. Nov. 1913, 18. Mai 1914, 28. Dez. 1920; Karlsruhe Tagblatt 22. Nov. 1913; Wiesbadener Zeitung 18. Mai 1914; Wiesbadener Tagblatt 18. Mai 1914, 9. Juli 1922, 5. Nov. 1923; Rheinische Volkszeitung 18. Mai 1914, 6. Sept. 1919; Rheingauer Beobachter 19. Mai 1914, 27. Aug. 1918, 13. Jan. 1920; Biebricher Tagespost 20. Mai 1914; Taunus-Zeitung 7. Okt. 1914; Eltviller Nachrichten 29. Dez. 1917, 20. März 1918, 23. März 1918, 22. Dez. 1920; Wiesbadener Kur- und Fremdenliste 22. Febr. 1924, 26. Febr. 1924; Bonner Zeitung 19. Jan. 1927; Darmstädter Tagblatt 21. März 1927; ZfM Nr. 5 (Mai) 1927; Düsseldorfer Stadt-Anzeiger 5. Febr. 1928; Neueste Zeitung (Frankfurt) 8. März 1932, 21. Nov. 1932, 7./8. Apr. 1934, 20. Febr. 1935, 16. Mai 1935, 6. Aug. 1935, 4. Febr. 1936, 9./10. Mai 1936, 8. Sept. 1936; Wiesbadener Bade-Blatt 31. März 1933; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 23. März 1935, 10. Juli 1935, 26. Jan. 1938, 28. Febr. 1938, 20. Apr. 1940, 24. Aug. 1940, 17. Aug. 1941, 21. März 1943, 1. Mai 1943; Signale für die musikalische Welt 24. Juni 1936, 22. Dez. 1937, 2. Febr. 1938, 23. März 1938; Südkurier (Konstanz) 30. Nov. 1945, 1. Febr. 1946, 12. Sept. 1950; Badener Tagblatt (Karlsruhe) 2. Febr. 1946; Das Volk (Freiburg i. Br.) 21. Juni 1947, 11. Okt. 1947, 8. Mai 1948, 29. Mai 1948, 3. Aug. 1948, 28. Sept. 1948, 8. Jan. 1949, 18. Jan. 1949, 26. Febr. 1949, 14. Juli 1949, 28. Sept. 1950; Badische neueste Nachrichten 4. Okt. 1947, 1. Apr. 1949; General-Anzeiger (Bonn) 8. Juli 1950, 13. Sept. 1950 <> Erste Begegnung. Lied von Otto Braun. Nach Walther von der Vogelweide, in: Westermanns Monatshefte Bd. 163 Heft 974 (Okt.) 1937, S. 160f. (mit biogr. Abriss) <> Musica Nr. 4 (Juli/Aug.) 1980, S. 414 <> freundliche Auskunft von Marcel De Capitani (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Juni 2023)

Abbildung: Anzeige Brauns, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 5. Mai 1940


Kristina Krämer

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  • angelegt 2023/06/11 16:07