Albert Gorter


GORTER, ALBERT * Nürnberg 23. Nov. 1862 | † Herrsching am Ammersee 14. März 1936; Kapellmeister und Komponist

Bevor Albert Gorter, Sohn eines Kaufmanns, der seinerseits einer Amsterdamer Reederfamilie entstammte, sich in Mainz niederließ, durchlief er eine typische Kapellmeisterkarriere: Im Anschluss an seine Ausbildung an der Münchener Akademie der Tonkunst, wo er 1878–1882 Schüler Josef Rheinbergers war, konnte Gorter 1883 als einer der letzten jungen Musiker überhaupt die Gelegenheit wahrnehmen, in Bayreuth noch unter Richard Wagner (und neben den bereits erfahrenen Engelbert Humperdinck, Julius Kniese und Hermann Levy) als Bühnenassistent zu arbeiten, eine Aufgabe, die er auch später (etwa 1891 an der Seite des etwas jüngeren Richard Strauss) bisweilen wahrnahm. Seine erste Anstellung fand Gorter als Chordirektor in Regensburg (1888/89); es folgten Engagements als Kapellmeister in Trier (Stadttheater, 1889/90), Elberfeld (dto., 1890/91), Breslau (dto., 1891/92), Stuttgart (Hoftheater, 1892/93), Karlsruhe (dto., 1894–1899), Leipzig (Stadttheater, 1899–1903), erneut Karlsruhe (Hoftheater 1903/04) und Straßburg (Stadttheater, 1905–1910), wo Hans →Pfitzner an seine Stelle trat, als Gorter nach Mainz ging. Dort hatte sich eigentlich Carl Schuricht gegen mehr als 70 Mitbewerber um die Nachfolge Emil Steinbachs durchgesetzt, doch führten Unstimmigkeiten im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung dazu, dass die Verantwortlichen (die Schott-Braunrasch-Stiftung sowie die Stadtverordnetenversammlung) schließlich von ihrer Entscheidung Abstand nahmen und statt des in Fachkreisen hoch gehandelten, aber im Opernfach (noch) unerfahrenen Schuricht einen ‚gestandenen‘ Kapellmeister vorzogen – wir vergegenwärtigen uns mit einer gewissen Überraschung, dass die Causa „Kapellmeisterwahl“ die Frankfurter, Wiesbadener und vor allem Mainzer Lokalpresse für wenigstens sechs Wochen beschäftigte, bevor der Neueste Anzeiger nach der bangen Frage „Ob er [Schuricht] wohl kommen wird?“ (18. Juli 1910) und der ernüchternden Feststellung „Es hat nicht sollen sein“ (19. Juli 1910) dann endlich ein erleichterndes „Habemus papam“ (22. Juli 1910) ausrufen konnte, wobei der weiße Rauch anders als erwartet Albert Gorter galt, der bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1925 in Mainz blieb und neben der Oper als Generalmusikdirektor auch die Sinfoniekonzerte leitete. Seine Beliebtheit mag zu einem Teil wenigstens seiner Oper Das süsse Gift zu verdanken sein, die die Mainzer Presse als „wohltuendes Medikament“ (Neuester Anzeiger 6. März 1911) und die Alzeyer Zeitung (12. Apr. 1913) als „Verherrlichung des Weingenusses“ charakterisierten; zu erwähnen ist weiterhin sein Einsatz für die Musik seiner Zeitgenossen, etwa Richard Strauss’, dessen Alpensymphonie er bereits im Dezember 1915 (wenige Wochen nach der Berliner Uraufführung) in Mainz vorstellte, und Max Regers, der im Januar 1916 als Gast in einem der Sinfoniekonzerte mitwirkte. Seinen Ruhestand verlebte Gorter am Ammersee; Paul Breisach wurde sein Nachfolger in Mainz.

Gorters Tochter aus der 1897 in Karlsruhe geschlossenen Ehe mit der Schauspielerin Helena Hornig (* Neustadt a. d. Haardt 1868) Albertine (eigentlich Bertha Karoline Helene: * Karlsruhe 20. Dez. 1897 | † München 29. Dez. 1989) lebte als Sängerin noch 1928 in Mainz, bevor sie nach München zog. Onno Gorter (1852–1930), Kaufmann und älterer Bruder Alberts, ließ 1899 bei Heinrichshofen in Magdeburg ein Lied Rheinsage erscheinen. Die Musiklehrerin Nina Gorter (* Wormerveer, Nordholland ca. 1866 | † Berlin 18. Okt. 1922) ist zumindest nicht näher mit Albert Gorter verwandt.

WerkeOpern: Der Schatz des Rhampsinit. Oper in vier Aufzügen (Text: Gorter; UA Mannheim 28. Nov. 1894), KlA.: Leipzig: Kratochwil [1896]; A-Wn, D-B, D-Mbs <> Das süsse Gift, Musikalisches Lustspiel (Text: Martin Frehsee; UA Köln 1. Sept. 1906; EA Mainz 5. März 1911), KlA. Köln: Ahn/Leipzig: Breitkopf & Härtel [1906]; A-Wn, CH-Bu, D-B, D-ESfuk, D-Mbs, D-MZmi – daraus: Gift-Walzer (Kl.), Köln: Ahn [1906]; D-B <> Der Paria Musikdrama in einem Aufzug (Text: Gorter nach Michael Beer; UA Straßburg 31. März 1908); Part. Straßburg: Treuttel & Würtz [1910]; D-B, D-MZs (Aufführungsmaterial) <> weitere Kompositionen (chronologisch nach Erscheinen; Manuskripte teils in US-Wc, Moldenhauer-Archiv): Fünf Lieder (Sst., Kl.; „Weit hin in der Welten Flimmer“; „Jubelt ihr Berge“, „Seit ich weiss, dass sie mich liebt“, „Heioh! ihr Felsen alte Urweltriesen“, „Die Abendglocken klingen“), München: Schmid [1885]; A-Wn, D-B, D-Mbs (digital), US-Wc <> Weltverloren. Drei Lieder (Sst., Kl.; Feldeinsamkeit, Wir beide, Vineta), München Schmid Nachf. [1897]; D-B, D-Mbs (digital) <> Das Herz (Sst., Kl.), Leipzig: Bosworth [1902]; D-MZmi <> Drei heitere Lieder (Sst., Kl.; Schöpfungsweisheit, Junggesellentraum, Das Krokodil zu Singapur) op. 16, Leipzig: Zschocher [1903] <> Stimmungsbilder. 8 Clavierstücke op. 17, Leipzig: Rahter [1903]; D-B, D-Mbs, D-MZu <> Das Glück vom Edenhall Ballade (Mch., T, Orch. ), Part. bzw. KlA. Mainz: Schott [1912]; D-B; D-MZu, US-Wc <> Drei Gesänge (Sst., Kl.; Ein Gruss, Die alte Gräfin, Sommernacht), Mainz: Schott [1914]; D-B, D-Mbs <> Der „Deutschland“ Amerikafahrt (Mch.; „Und es war eine Schlacht“), Mainz: Ebling [1916]; D-B, D-BABHkrämer, D-Hbierwisch, D-MZsch <> Sie müssen sich’s gefallen lân (Mch.), Essen: Rheinischer Musik-Verlag [1927]; D-B, US-Wc <> Bearbeitungen für die Schott-Reihe Domesticum [1920]; D-B <> Verschollen sind die 1893 in Nürnberg bzw. München aus dem Manuskript aufgeführten sinfonischen Dichtungen Sonnenuntergang und Ideal und Leben.

Quellen — Standesamtsregister Karlsruhe <> Briefwechsel s. Kalliope <> NZfM 6. Juli 1883, 10. Okt. 1884, 18. Jan. 1893, 3. Mai 1893; Musikalisches Wochenblatt 3. Dez. 1885, 16. Apr. 1908, 4. Aug. 1910 u. ö.; Signale für die musikalische Welt Nr. 37 (Aug.) 1891, Nr. 63 (Dez.) 1894, 19. Febr. 1913, 20. Aug. 1924, 29. Sept. 1926, 25. März 1936 (Todesmeldung) u. ö.; Kölnische Zeitung 3. Sept. 1906 und passim; Neuester Anzeiger (Mainz) 18. Juli 1910, 19. Juli 1910, 22. Juli 1910, 6. März 1911, 10. Febr. 1913, 3. Dez. 1915, 4. Jan. 1916 und passim; Wiesbadener Tagblatt 27. Juli 1910 (Abend-Ausgabe), 6. März 1911 (Abend-Ausg.), 3. Dez. 1915 (Morgen-Ausg.), 30. Dez. 1915 (Morgen-Ausg.) u. ö.; Alzeyer Zeitung 12. Apr. 1913; Wiesbadener Bade-Blatt 8. Febr. 1924

Literatur — MüllerDML; Alfons Ott, Art. Gorter, in: NDB; Art. Gorter, in: RiemannL 101922; 121959

Abbildung 1: Albert Gorter, Fotografie; D-LEsm (digital)

Abbildung 2: Ankündigung eines Mainzer Abonnements-Konzerts unter Gorter mit Max Reger als Gast; Neuester Anzeiger 4. Jan. 1916


Axel Beer