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WILENS, GRETE (auch Greta; eigentl. Margarethe) * Bielefeld 21. Sept. 1899 | † London 29. Jan. 2000; Komponistin

Grete Wilens entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie (die eigentlich den Namen Wilensky trug und diesen 1922 offiziell zu Wilens ändern ließ) und wuchs in Bielefeld auf, wo sie mindestens zwischen 1911 und 1920 das Konservatorium besuchte, an dem auch ihr Bruder Richard (* Bielefeld 1. Apr. 1897 | † ebd. 17. Febr. 1981; später Pianist und Komponist) seine musikalische Ausbildung erhielt. 1925 verlobte sie sich mit einem Emil Winter; eine Eheschließung kam jedoch nicht zustande. Wilens arbeitete anschließend als Verkäuferin bei der Klaviermanufaktur Grotrian-Steinweg in Berlin und lebte seit spätestens 1932 in London. Dort spielte man Schlager ihrer Komposition im Rundfunk; sie besuchte die London School of Economics und gehörte 1944 zu den Gründern der Composers’ Guild of Great Britain. Ihre Eltern Bernhard (1870–1955) und Mathilde geb. Herz (1871–1961) sowie ihre Schwester Else (1901–1987) folgten ihr 1934 in die britische Hauptstadt, und alle vier erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg die Britische Staatsbürgerschaft. Ihr Bruder Richard (s. o.) war bereits 1923 nach New York übersiedelt und kehrte später nach Bielefeld zurück. Dass Grete Wilens einen Platz im MMM gefunden hat, auch wenn sie keine Zeit in der Region am Mittelrhein zubrachte, ist dem Umstand zu verdanken, dass sie – unter Verwendung des Pseudonyms Gert Wilena – 1921 bei André in Offenbach den One-step In Frankfurt auf der Zeil veröffentlichte. Einer Anekdote zufolge war sie von Freunden am Theater um eine Melodie für eine Operette gebeten worden – und entschied sich, ausgehend von dem Gefallen, den ihr One-step fand, ihn zu publizieren (vgl. London Radio Times 3. Juni 1932). Ein weiteres Werk erschien unter diesem Pseudonym; seit den 1930er Jahren verwendete sie ihren richtigen Namen.

Werkeals Gert Wilena: In Frankfurt auf der Zeil. Onestep bearb. von Heinrich Lorenz (Sst., Kl. bzw. Kl. bzw. erleichterte Kl.-Fsg.), Offenbach: André [1921]; D-B (erleichterte Fsg.), D-OF (mit Druckvorlage) – dass. arr. von Max Villinger (Salonorch.), ebd. [1921]; D-MHh <> Mama forbids: Die Mama hat es streng verboten. Foxtrott bearb. von Hartwig von Platen (Sst., Kl. bzw. Salonorch. mit Jazz-St.), Berlin: Musikverlag City (bzw. Leipzig: Benjamin) [1926/27]; D-B (Sst., Kl.) <> als Grete (bzw. Greta) Wilens: Waiting for the night. Tango (Orch.), London: Ricordi (1932) <> Drinking Song. Trinklied (Sst., Kl.), London: J. B. Cramer & Co. (1932); GB-Lbl <> Blue Brocade. Gavotte (Kl. bzw. Kl., Str.), London: Elkin & Co. (1941); GB-HUDbmc, GB-Ob, IRL-Dtc – dass. arr. von Alfred Reynolds (Kl., Str.), ebd.; GB-HUDbmc – dass., London: Keith Prowse (1969); GB-Ob, IRL-Dtc <> Isola Bella (Sst., Kl.), London u. a.: Bosworth & Co. (1951); AUS-CAnl, CH-BEk, D-LEdb, GB-AB, GB-HUDbmc, GB-Lbl – dass. arr. von Ronald Hanmer (Orch.), Brüssel: Bosworth & Co. (1952); B-Bc, GB-Lbl <> weitere Werke (ungedruckt; zumeist der London Radio Times (LRT) entnommen): Bless you. Walzer (Westfälische Zeitung 13. Juni 1932) <> Cradle Song (LRT 27. Mai 1932) <> Minuet (LRT 27. Mai 1932) <> Viennese Waltz (LRT 3. Juni 1932) <> Tanz kleiner tanz teufel [!] (LRT 10. Juni 1932) <> Tango Bielefeld (LRT 9. Sept. 1932) <> Hasta Manana (LRT 14. Okt. 1932) <> A kiss from you (LRT 14. Okt. 1932) <> Waiting for the Night. Tango (LRT 18. Nov. 1932) <> The Albatross. March (UA 1986)

Quellen — Personalakte und Naturalisation Certificate (HO 396/102/155; HO 334/204/39454; HO 405/57981); GB-Ln <> Nachlassakte; Hauptnachlassgericht London <> Zivilprozessakte (Restitution) (Best. F 166/3 Nr. 6323); D-FRstar <> Sammlung Kramer-Wilens (enth. u. a. 4 Tagebücher Greta Wilens’ (1916–1918), Briefe, Fotos und weitere Dokumente zu Greta, Else und Richard Wilens, s. Bestandsbeschreibung; Sign. P273); IL-J <> Akte Greta Wilens (Sign. BMC/CO/4/Wilens); GB-HUDbmc <> Nachlass Richard Wilens (darin auch gedruckte Werke Greta Wilens’, s. Bestandsbeschreibung; Best. 200,128/NL Richard Wilens); D-BIh <> MMB <> Westfälische Zeitung (Bielefeld) 3. Apr. 1897, 28. Nov. 1925, 13. Juni 1932; Bielefelder General-Anzeiger 15. Nov. 1911, 4. Dez. 1920; London Radio Times 27. Mai 1932, 3. Juni 1932, 10. Juni 1932, 22. Juli 1932, 26. Aug. 1932, 9. Sept. 1932, 14. Okt. 1932, 28. Okt. 1932, 18. Nov. 1932; Kensington Post (London) 4. Nov. 1932; Composers’ Newsletter Nr. 7 (1989)

Referenzwerke und Literatur — Art. Wilens, Greta, in: International Encyclopedia of Women Composers hrsg. von Aron I. Cohen 1987 <> Alice Brinkmann, Spuren. Eine ganz normale Familie. Dokumentiert mit Briefen, Gedichtsammlungen, Akten, Dokumenten, Zeitungsartikeln, Fotografien und Erinnerungen, Privatdruck [2002]; D-Hs <> Dagmar Buchwald, Greta Wilens. „Es gibt drei Dinge, gegen die ich etwas habe: Religion, Nationalismus und Rasse.“, in: „unglaublich weiblich! [2014] (Internet Archive digital)

Abbildung 1: Änderung des Komponistenvermerks auf der Druckvorlage des One-step; D-OF

Abbildung 2: Titelseite zu In Frankfurt auf der Zeil. One-step; D-OF


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/08/20 13:43
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  • angelegt 2023/06/20 17:27