Eduard Rottmanner
ROTTMANNER, EDUARD * München 2. Sept. 1809 | † Speyer 4. Mai 1843; Komponist, Organist, Pädagoge
Schon wenige Jahre nachdem Rottmanner, Adoptivsohn eines Postbeamten, seinen ersten Klavierunterricht erhalten hatte, entstanden Kompositionsversuche, die sein Vater 1821 als Musikalische Gedanken und Versuche des Eduard Rottmanner in seinem 8. Lebensjahr veröffentlichte. Neben seiner schulischen Ausbildung in Nürnberg von 1818 bis 1823 ließ er sich auf den Instrumenten Violine, Klarinette und Gitarre ausbilden, arbeitete 1822 außerdem unentgeltlich am dortigen königlichen Oberpostamt. Anschließend besuchte er die königliche Gymnasial-Anstalt in München (1824–1827) und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität für ein Semester (1828/29) Philosophie. Gleichzeitig erhielt er Unterricht in Orgel-, Generalbassspiel und Gesang von Kaspar Ett und dem Hoforganisten Joseph Grätz und betätigte sich als Tenorist und Organist an der St. Michaelskirche. Außerdem leitete er den Verein Frohsinn und unterrichtete am musikalischen Institut bzw. der Musik-Lehr-Anstalt. Ende 1839 erhielt er (nachdem er sich gegen 26 Mitbewerber durchgesetzt hatte) die Stelle des Musiklehrers am neu gegründeten Schullehrerseminar in Speyer, wo er seit dem 1. Januar 1840 auch Domorganist (als Nachfolger Johann David Zwiesels) bzw. Domkapellmeister war und einen fähigen Domchor aufbaute (sein Nachfolger in beiden Positionen wurde Georg Hammer, nachdem zunächst Rottmanners Schüler Ludwig Hast sie bis Februar 1844 interimsweise übernommen hatte). Zum liturgischen Gebrauch komponierte er – auch aus dem Grund, dass kein zeitgemäßes kirchenmusikalisches Repertoire vorhanden war und zuvor hauptsächlich auf Instrumentalmusik gesetzt wurde – mehrere Werke, von denen einige Messen und Motetten noch bis in die 1870er Jahre in Gebrauch waren (vgl. Fogt). Neben seinen kirchlichen Verpflichtungen war Rottmanner u. a. als Direktor des Cäcilienvereins am städtischen Musikleben beteiligt.
Werke (Auswahl, chronologisch; s. außerdem das Verzeichnis bei Deny und s. RISMonline) — 6 Walzer (Kl.), Nürnberg: Buchner [1817] <> 7 deutsche Tänze (Kl.) op. 1, ebd. [1818] <> Musikalische Gedanken und Versuche des Eduard Rottmanner in seinem 8. Lebensjahr, comp. im Jahre 1818 op. 2, ebd. [1821]; D-Mbs <> Frohe Empfindungen am Vorabend der Regierungsjubelfeyer unseres allgeliebten Königs Max Joseph, Nürnberg: [s. n.] [1824]; D-Mbs, GB-Lbl <> Freudelied „Lasst das unfruchtbare Denken“, von König Ludwig von Bayern (4 Mst., Kl. ad lib.), München: Falter [1829]; ehemals D-B, D-Mbs, D-MZl (s. Abb.) <> Lehrschule der Tugend oder Darstellungen aus dem Leben Jesu […] in Musik gesetzt, München: Rösl 1829; I-BZap <> Deutsche Messe in C (4 Sst. m. fig. Org. bzw. 4 Sst., 2 Vl., 2 Hr., Org.), Augsburg: Lotter [1832] <> National-Gesang der Neugriechen (Sst., Kl./Git.), Augsburg: Lotter [1833] <> mit Jakob Seiff: Griechischer Favorit-Feldschritt (Kl.), München: Falter [1833] <> 3 Ave Maria op. 3 (4 Sst., 2 Vl., Va., B., Org., 2 Hr. ad lib.), Augsburg: Lotter [1833]; D-F <> Der Schwanen-Gesang (Sst., Kl./Git.), ebd. [1833] <> Die Sendlinger-Schlacht romantisches Gedicht von Dr. S. Daxenberger (aufgef. am 2. Apr. 1833 bei Aufstellung des Monuments zum Andenken an gefallene Landesverteidiger; entspricht u. U. dem Hellenischen Kriegerlied) <> Hellenisches Kriegerlied „Auf vom Heerd!“ (Sst., Kl./Git.), München: Falter [1834]; D-Mbs <> Melodienbuch zum Speyrer Diöcesan-Gesangbuch, hrsg. mit V. Zahm, Landau: Raab 1843; D-Mbs, D-SPlb, D-SPp – 2. von Johann Baptist Benz vermehrte u. verb. Aufl., Speyer: Kleeberger 1868; D-Mbs (digital), CH-SGs, D-SPlb, D-SPp – 3. Aufl., Speyer: Bregenzer 1861; D-Gl, D-SPp <> Messe A-Dur (4 Sst., Org.), München: Falter [1845]; D-F, D-Mbs (digital)
Quellen und Referenzwerke — Nachlass in D-Mbs <> MMB, HmL <> Alphabetisches Verzeichniß der sämmtlichen Studierenden an der k. Ludwigs-Maximilians-Universität zu München im Winter-Semester 1828/9, München 1829 <> Friedens und Kriegs Kurier (Nürnberg) 13. Febr. 1824; Das Inland 27. Mai 1829; AmZ 8. Sept. 1830; Bayerische Landbötin 31. Jan. 1833; Münchener-Conversations-Blatt 7. Apr. 1833 <> MDB; BMLO
Literatur — Konrad Reither, Erinnerungen, den Zöglingen des königl. katholischen Schullehrer-Seminars zu Speyer zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums dieser Anstalt gewidmet, Speyer 1864, S. 20–25 <> Ludwig Eid, Eduard Rottmanner, der erste Seminarmusiklehrer am Schullehrerseminar Speyer 1839–1843, in: Katholisches Schulblatt (Speyer) 1914 Nr. 3, S. 17–19 <> ders., Der erste Domkapellmeister, in: Kaiserdom und Liebfrauenmünster zu Speyer, Speyer 1931, S. 107–119 <> Frank/Altmann 1936 <> Klaus Finkel, Musik in Speyer. Ein Überblick zur Speyrer Musikgeschichte bis zur Gegenwart, Speyer 1975 (Beiträge zur Speyrer Stadtgeschichte 4), S. 31 <> Hans Rheinfurth, Der Musikverlag Lotter in Augsburg (ca. 1719–1845), Tutzing 1977 <> Simone Deny, Eduard Rottmanner und die Speyerer Dommusik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Landau 1992 (Abschlussarbeit; dort Werkverzeichnis, weitere Literatur- und Quellenangaben) <> Edith Klenk, Die Musikhandschriften des Speyerer Domchores, Speyer 1995 <> Martin Fogt, Gesang in der Lehrerbildung im Bayern des 19. Jahrhunderts, Ph. Diss. Augsburg 2009, bes. S. 556 <> Gottfried Heinz-Kronberger, Eduard Rottmanner: Von München nach Speyer. Zum 200. Geburtstag des ersten Domkapellmeisters am Speyerer Dom, in: Musik in Bayern 74 (2009), Tutzing 2011, S. 81–95
Abbildung: Titelseite des Freudelieds; D-MZl
Kristina Krämer