ondracek


ONDRÁČEK, JAN get. Sruby (Ostböhmen, Tschechien) 16. Apr. 1680 | † Mainz 24. Apr. 1743; Hornist und Kapellmeister

Auf der Flucht aus böhmischer Leibeigenschaft fand Ondráček, über dessen Lebensweg bis dahin kaum etwas überliefert ist, um die Mitte des Jahres 1717 Asyl am kurfürstlichen Hof in Mainz. Bereits im Dezember erhielt er sein Anstellungsdekret als Hornist zu sehr günstigen Bedingungen; allerdings entsandte ihn sein Dienstherr Lothar Franz von Schönborn seit spätestens 1720 mehrfach nach Würzburg – dies offenbar zunächst nicht nur, um eine gründliche musikalische Unterweisung bei dem dort erst 1722 als Hofkapellmeister angestellten Fortunato Chelleri zu gewährleisten, sondern um der Unterhaltung am Hof Johann Philipp Franz’ von Schönborn, eines Neffen des Mainzer Kurfürsten, zu dienen. Ondráček, der sich unmittelbar nach dem Tod Johann Theodor Herolds Ende des Jahres 1720 zunächst vergeblich um dessen Stelle als Mainzer Hofkapellmeister beworben hatte und sich zwischen 1723 und Februar 1724 in Würzburg aufhielt, wurde mit Dekret vom 11. Juli 1724 mit der angestrebten Funktion betraut; er hatte sie bis zu seinem Tod inne. Sein Nachfolger wurde Johann →Zach.

Mit seiner Ehefrau Maria Magdalena († Mainz 18. Febr. 1741), deren Herkunft bis heute nicht zu ermitteln war, hatte Ondráček neben der in Würzburg am 26. Juni 1723 geborenen Tochter Maria Theresia (begr. Mainz 8. März 1747) zwei weitere Töchter, nämlich Margaretha (* Mainz 18. Okt. 1725) und Maria Klara Philippina (* Mainz 19. Dez. 1727); die beiden älteren feierten am 16. Okt. 1741 in Mainz Doppelhochzeit: Theresia, bereits als Sängerin bei Hof angestellt, heiratete den Mainzer Violinisten Johann Anton Schwachhofer, und die noch nicht ganz sechzehnjährige Margaretha wurde Gattin des Mannheimer Hoffagottisten Johann Heinrich Lederer. Übrigens: Der gemeinsam mit Ondráček geflohene und 1717 in Mainz angelangte Musiker und Hornistenkollege hieß nicht, wie Karl Schweickert (S. 22) und nach ihm Adam Gottron (S. 93) schreiben, „Vedulang“, sondern, wie Vladimir Horák herausfand, Václav Medulán (get. Choceň 31. Juli 1692).

WerkeSonata à Violino, Flauto e Basso da signor Ondratschek Germanus; D-Fn (Ms. der Zeit um 1740/44 innerhalb des Fond Blancheton) – Hubert Unverricht bezweifelt die Zuweisung an den Mainzer Musiker aufgrund stilistischer Merkmale, die nach seiner Ansicht auf eine Entstehungszeit erst nach der Jahrhundertmitte verweisen. <> Die von Gottron, S. 94, pauschal erwähnten Kompositionen aus der Würzburger Zeit sind nicht überliefert; vielleicht sind sie identisch mit den in KirschL aus Quellen des 18. Jh. angeführten (eine Parthia per Corno Solo con Stromenti sowie ein Te Deum).

Quellen — KB Choceň (mit Sruby); KB Mainz; KB Würzburg (Dom)

Literatur — Schweickert 1937 <> Gottron 1959 <> Hubert Unverricht, Geschichte des Streichtrios, Tutzing 1969, S. 111–112 (Fußnote) <> Vladimir Horák, Rezension der Mainzer Musikgeschichte von Adam Gottron, in: Studia minora facultatis philosophiae brunensis 1972, S. 167–168 <> LdMK Bd. 2, S. 1750 <> KirschL


Axel Beer

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