muellerf


(1) Christian * Nieder-Ramstadt 30. Dez. (nicht 23. Juli) 1771 | † Darmstadt 25. Nov. 1859; Kontrabassist

(2) August (Valentin) * Darmstadt 26. Apr. 1808 (nicht 1810) | † ebd. 25. Nov. 1867; Kontrabassist, Komponist, Musikschriftsteller


(1) Christian Müller, Sohn eines Musketiers, kam 1785 bei Johann Wilhelm →Mangold, dem Darmstädter Stadttürmer, in die Lehre und wurde 1787 Musikeleve der Hofkapelle. Nachdem er 1795 zum Stabshautboisten unter Georg Sartorius ernannt worden war, avancierte er als Kontrabassist und Fagottist 1804 zum Mitglied der Hofkapelle und erhielt 1816 die Beförderung zum Kammermusikus, als der er noch bis kurz vor seiner Pensionierung (1849) – u. a. in Vertretung seines auf Reisen befindlichen Sohns August – tätig war.

(2) August Müller, selbstverständlich Schüler seines Vaters, gehörte seit 1827 als Kontrabassist der Darmstädter Hofkapelle an (offizielle Anstellung als Hofmusikus 1835) und beteiligte sich daneben rege am öffentlichen Musikleben, u. a. seit 1855 als Vizepräsident des Mozartvereins, als Leiter des Harmonischen Sängerkranzes und ganz offensichtlich auch als liebenswerter Zeitgenosse, der zu manchen Gelegenheiten humorvolle Verse zu schmieden wusste, wie u. a. die 1856 veröffentlichten Gedichte auf Mozart und die Kantate Der Olymp zeigen (s. u.). 1847 erfolgte seine Ernennung zum großherzoglichen Konzertmeister und 1858 die Verleihung der Goldenen Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft. Seine Karriere als Kontrabassvirtuose begann Müller 1838 mit einer Reise nach Paris und London; im Februar 1842 erfolgte der Start zu einer weiteren Konzerttour mit Auftritten in Kassel, Hannover, Oldenburg, Bremen, Hamburg, Berlin, Leipzig, Dresden und schließlich im September in Salzburg. Nachdem Müller 1847 auch in St. Petersburg, Moskau und im Baltikum aufgetreten war, unternahm er nur noch kleinere Abstecher in die nähere Umgebung, etwa nach Frankfurt und Mannheim. Das Spiel des „Contrabaßbändigers“ erregte ausnahmslos Bewunderung – nicht nur aufgrund seiner „große[n] kräftige[n] Gestalt, und namentlich durch seine wahrhaft gigantische Hand“ (Rigasche Zeitung 18. Apr. 1847), sondern auch wegen der „wunderbaren Wirkungen“, die Müller seinem Instrument entlockte (ebd. 25. Apr. 1847). Müllers Kontrabass, gefertigt von Nicolaus Diehl, wurde nach seinem Tod zum Kauf angeboten.

WerkeKompositionen: Introduction und Variationen über Himmels Lied „An Alexis“ für den Contra-Bass mit obligater Begleitung des Piano-Forte (Widmung an „seinen Chef“ Wilhelm Mangold), Mainz: Schott [1840]; D-B, D-Mbs (digital, s. Abb.) – NA 1877; Nachdruck Bremen: Fischer [1899] <> Scherzo für den Contrabass mit Begleitung des Orchesters, ungedruckt; D-B (autographe Partitur, dat. 1841, s. RISMonline), D-RUl (Abschrift) <> Tema et Variationen d-moll (B., Orch.), ungedruckt; D-B (Ms., s. RISMonline) <> Introduktion und Variationen über eine Polka von Alary (B.; aufgef. Frankfurt/M. 26. Okt. 1852), ungedruckt; D-B (Ms., s. RISMonline) <> Lied Der Contrabass (Sst., Kl., B.), Leipzig: Breitkopf & Härtel [1848]; D-B – moderne Neuausgaben mit irriger Zuschreibung an Adolph Müller <> ungedruckt und verschollen: Der Olymp, sehr schwierige, hochdramatische Fastnachts-Cantate, versificirt, componirt und calculirt von Kapellmeister Bassmann (1844); Duo (B., Kl.; gespielt mit Alexander Dreyschock im Dez. 1843 in Darmstadt); Adagio, Fantasie (teils mit dem Titel „Meeresstille und glückliche Fahrt“) und Romanze (B.; mehrere Aufführungen belegt); etliche Bearbeitungen, u. a. des Adagio con espressione aus Beethovens „Mondscheinsonate“ <> Schriften: Einige Worte über den Contrabaß und dessen Behandlung, in: Jahrbücher des deutschen National-Vereins für Musik und ihre Wissenschaft (Karlsruhe) 22. Dez. 1842, S. 402–407 <> Über den Contrabaß und dessen Behandlung mit Hinblick auf die Symphonien von Beethoven, in: NZfM 3. Juni 1848 (S. 265–267), 7. Okt. 1848 (S. 161–166), 4. Jan. 1849 (S. 9–11), 8. Jan. 1849 (S. 15–18), 15. Jan. 1849, (S. 28–32), 12. Febr. 1849 (S. 65–67), 19. Febr. 1849 (S. 82–83), 12. März 1849 (S. 109–113) <> Ueber das Wirken des Musikers im Orchester, in: NZfM 18. Nov. 1849 (S. 217–219), 25. Nov. 1849 (S. 229–230) <> Der dramatische Sänger, in: NZfM 4. Juni 1850 (S. 229–232), 7. Juni 1850 (S. 237–239) <> Vier humoristische Gedichte, allen Mozart-Verehrern freundlichst gewidmet (Mozart als Tausendkünstler, Mozart im Postwagen, Mozart als Billardspieler, Mozart als Weiberfreund), Darmstadt: Schödler 1856; D-DS, GB-Lbl – einzeln: Mozart als Tausendkünstler, Darmstadt: Pabst [wohl 1851]; A-Wst (2. Aufl.), D-DS, GB-Lbl; vertont von Friedrich Silcher, Ulm: Ebner [1852]) <> Mitwirkung bei: C. G. Wolff, Praktische Exercitien für Contra-Bass, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1867]

Quellen — KB Nieder-Ramstadt und Darmstadt (ev.) <> Briefe Müllers an Louis Spohr, Kassel 20. Febr. 1842, 23. Febr. 1842, sowie Briefe von Wilhelm Mangold an Spohr, Darmstadt 1. Febr. 1842, und Julius Schuberth an Spohr, Hamburg 31. März 1842 (s. Spohr-Briefe, hrsg. von Karl Traugott Goldbach) <> Fallakte August Müller; D-DSsa (Best. D 8 Nr.40/13) <> Revue et gazette musicale de Paris 25. März 1838, 1. Apr. 1838, 15. Apr. 1838, 10. Juni 1838 <> Didaskalia 24. Jan. 1841, 3. Apr. 1842, 15. Apr. 1842, 4. Apr. 1854 und passim <> Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 24. Sept. 1842, 8. Febr. 1844, 18. März 1844 <> Neue Berliner Musikzeitung 24. März 1847, 16. Jan. 1861 <> AmZ 14. Apr. 1847, 23. Juni 1847 <> Rigasche Zeitung 18. Apr. 1847, 25. Apr. 1847, 13. Mai 1847 <> Wiener allgemeine Musik-Zeitung 23. März 1848 <> Frankfurter Konversationsblatt 28. Okt. 1852, 26. Jan. 1858 <> Süddeutsche Musik-Zeitung 13. März 1854, 5. Mai 1856 <> Deutsche Musik-Zeitung (Wien) 25. Mai 1861 <> NZfM 9. Okt. 1863 <> Neue Berliner Musikzeitung 1. Febr. 1865 <> Darmstädter Zeitung 4. Dez. 1867 (Nekrolog) <> Signale für die musikalische Welt 11. März 1869 <> MMB

LiteraturKnispel 1891 <> Schweitzer 1975

Abbildung: Titelseite der Introduction und Variationen über Himmels Lied „An Alexis“ [1840]; D-Mbs


Axel Beer

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