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JESSEL, SARA(H) (FROMMAID) * Hamburg 3. März 1855 | † Frankfurt/M. 7. Okt. 1900; Komponistin

Im Anschluss an ihr seit 1877 am Hamburger Konservatorium erfolgtes Studium (mit Hauptfach Gesang bei Carl Grädener) ist die Maklerstochter Sara Jessel seit 1891 als Privatiere in den Frankfurter Adressbüchern geführt. Da sie in der Presse auch als Schülerin Anton →Urspruchs bezeichnet wird, jedoch nicht in den Jahresberichten der Konservatiorien aufscheint, erhielt sie vermutlich weiteren privaten Unterricht bei ihm. Die ersten Kompositionen Jessels erschienen 1892 im Frankfurter Verlag Steyl & Thomas. Nachdem sie u. a. in Frankfurt (1895), München (1898), Hamburg (1899) und Berlin (1900) Konzerte mit ihren Werken organisiert hatte – sie selbst trat nicht als Musikerin auf – folgte die Inverlagnahme weiterer Kompositionen durch Firnberg. Angesichts der durchaus misogynen Besprechung ihres Münchener (und später auch Hamburger Konzerts) in der Lokalpresse erscheint es folgerichtig, dass sie im Frühjahr 1898 in Frankfurt einen Vortrag mit dem Titel Warum giebt es so wenige Componistinnen! hielt, worin sie zu der Folgerung gelangte: „Ja das kommt vielleicht daher, weil man bisher keine gewollt hat und, ich kanns bezeugen, auch heute im Grunde keine will.“ (zit. nach Rieger, S. 153). Der Text wurde anschließend veröffentlicht und konnte einem als „Broschürchen“ in Frankfurt „[a]n den Fenstern der Musikalienhandlungen […] entgegen[fallen]“, wie des der Feuilletonist „Dr. M.“ für den Gießener Anzeiger beobachtete (vgl. dort 19. Juli 1898 (2. Blatt)). Jessel war freireligiös und ledig; ihr letzter Wohnort im Jahr 1900 (Myliusstraße Nr. 50) befand sich nur wenige Häuser von dem Clementine Beckers entfernt.

WerkeZwei Lieder (Morgenständchen, Geweihte Stätte; Sst., Kl.), Frankfurt: Steyl & Thomas [1892]; D-B – TA Leipzig: Germann <> Drei Lieder (Altdeutsche Tanzweise, „Ich winde blühende Blumen zum Kranz“, Walzerlied; Sst., Kl.), München: Schmidt Nachf. [1899] <> Trio h-Moll (Vl., Vc., Kl.) op. 3, Frankfurt: Firnberg [1902]; D-B <> Zwei Lieder (Geweihte Stätte, Jägerlied; gem. Chor) op. 4, ebd. [1902]; D-B <> Vier Gesänge (Sehnsucht nach Vergessen, Der Edelknabe, Rokoko, Narkyssos; Sst., Kl.) op. 5, ebd. [1902]; D-B <> ungedruckte Werke (ihren Konzertprogrammen von 1895 bis 1900 entnommen, wenn nicht anders angegeben): Andante espressivo (Vl., Kl.) <> Romanze (Vc., Kl.) <> Stille Sicherheit (Sst., Kl.) <> Die Lerchen (Sst., Kl.) <> „Versinke, glühende Liebe“ (Sst., Kl.) <> Lethe (Sst., Kl.) <> Wanderlied (Sst., Kl.) <> Herbstgang (Sst., Kl.) <> Frühlingswehen (Sst., Kl.) <> Torero (Sst., Kl.) <> Lebewohl (SATB) <> Scheiden und Meiden (SATB) <> Jägerlied (SATB) <> Thema mit Variationen (Kl.; aufgef. Hamburg 1899 im Tonkünstler-Verein) <> Ouverture zu Sarah (Orch.; aufgef. Frankfurt/M. 1899 durch das Palmengartenorch.) <> Schrift: Warum giebt es so wenige Componistinnen! Vortrag verfasst und gehalten von S. Jessel in der Ortsgrube [sic] des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu Frankfurt a. M. am 25. April 1898, Frankfurt: Horstmann [1898]; D-B, D-F – gekürzte Fassung abgedruckt in: Eva Rieger, Frau und Musik, Frankfurt 1980, S. 153–160

Quellen und Referenzwerke — Geburtsregister Hamburg (deutsch-israelitische Gemeinde) <> Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Hamburg, Frankfurt <> Akte in D-WIhha (Best. 469/6 Nr. 5893) <> MMB <> Das Konservatorium der Musik zu Hamburg. Seine Entstehung, Entwicklung und Organisation, Hamburg 1887 <> Emil Krause, Das Conservatorium der Musik in Hamburg. Eine Studie verfasst zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums des am 1. Oktober 1873 in Leben getretenen Institutes, Hamburg 1898 <> Musikalisches Wochenblatt 10. Jan. 1895; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 27. Apr. 1895 (2. Morgenblatt), 15. Febr. 1896 (Abendbl.), 20. Mai 1899 (Abendbl.), 10. Jan. 1900 (2. Morgenbl.), 9. Okt. 1900 (2. Morgenbl.); Allgemeine Zeitung (München) 15. März 1898, 24. März 1898, 18. Okt. 1900 (Todesanzeige); NZfM 13. Apr. 1898; Signale für die musikalische Welt 9. Mai 1898; Gießener Anzeiger 19. Juli 1898 (2. Blatt); Hamburgischer Correspondent 3. März 1899, 16. März 1899, 25. März 1899; Hamburger Fremdenblatt 7. März 1899, 17. März 1899; Hamburger Nachrichten 12. März 1899; Hamburger Anzeiger 17. März 1899; Berliner Tagblatt 30. Dez. 1899 (Abend-Ausg.), 4. Jan. 1900 (Morgen-Ausg.); Der Klavier-Lehrer 15. Jan. 1900; The Etude (Philadelphia, USA) Nr. 6 (Juni) 1900

Literatur — Susanne Wosnitzka, Musikfeminismus: Namensgeheimnis um S. Jessel gelöst!, Blogbeitrag 8. März 2024 (Update 15. März 2024)

Abbildung: Konzertanzeige Jessels, in: Hamburger Nachrichten 12. März 1899


Kristina Krämer

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  • angelegt 2022/03/15 12:54