janitsch


zuweilen auch Janitz, Janisch

(1) (Franz) Anton * in Böhmen ca. 1752 | † Burgsteinfurt 12. März 1812; Violinist und Komponist

(2) Therese (auch Theresia) (Philippina), geb. Forrin (auch Foraing, Forein, Forin, Phorin, Vorin) get. Regensburg 3. Sept. 1752 | † Mainz 23. Juli 1828; Ehefrau von (1), Pianistin, Musiklehrerin

(3) Susanna; vermutl. Schwester(n) von (1)

(4) (Maria) Theresia, verh. Müller get. Wallerstein 28. Okt. 1775 | † Darmstadt 30. Okt. 1842; Tochter von (1) und (2), Sängerin, Musiklehrerin

(5) Franz (Xaver Anton) get. Wallerstein 21. Apr. 1778 | unbekannt, nicht vor 1793; Sohn von (1) und (2), Musiker

(6) (Polycarp) Carl * Nürnberg 4. Nov. 1786 | † Darmstadt 23. Aug. 1853; Sohn von (1) und (2), Sänger

(7) Louise * Amsterdam 12. Nov. 1792 | † Mainz 8. Dez. 1862; Tochter von (1) und (2), Sängerin

(8) Eduard (Joseph Ernst Ludwig) * Darmstadt 7. März 1818 | † ebd. 19. Okt. 1863, Sohn von (6), Buchhändler, Verleger

(9) (Luise) Sophie (Juliane) * Darmstadt 14. Okt. 1823 | † ebd. 4. Nov. 1879; Tochter von (6), Pianistin

(10) Julius (Lothar) * Mainz 20. Mai 1846 (nicht 1854) | † Darmstadt 22. Apr. 1921; Sohn von (8), Cellist, Museumsdirektor

(11) Anna Rau * Darmstadt 17. Okt. 1855 | † ebd. 4. Juli 1935; Enkelin von (5), Nichte von (7) und (8), Sängerin, Gesangslehrerin

Stammbaum-Diagramm


(1)


Anton Janitsch wuchs, so lassen es zumindest die spärlichen Quellen vermuten, als Sohn des ungarischen Musikers Michael Janitsch in Bern auf und erhielt dort (sowie in Genf) Violinunterricht bei Gaetano Pugnani und Carl Joseph Toeschi (vgl. Grünsteudel 2003, Anm. 11). Am Mittelrhein tätig war er lediglich im Rahmen seiner ersten Anstellung – als Violinist in der kurtrierischen Hofkapelle in Koblenz-Ehrenbreitstein von 1769 bis 1774, nachdem er zuvor in Memmingen (1766, 1768), Dischingen (1766), München (1766), Babenhausen (Bayern) (1766, 1768), Ottobeuren (1766; hier könnte er bereits Kontakt mit dem späteren Trierer Kurfürsten geknüpft haben) und Augsburg (1768) aufgetreten war. Aufgrund „sträflich geführten Lebenswandels“ (zit. nach Bereths 1964, S. 86) musste er den Hof 1774 verlassen. Im März desselben Jahres begegnet er in einer Regensburger Fremdenanzeige als „Churcöllnischer Kammer-Virtuos“ (Regensburgisches Diarium 8. März 1774), wobei noch nicht geklärt ist, ob es sich um eine (aus welchen Gründen auch immer) fehlerhafte Angabe handelt, oder ob er tatsächlich kurzzeitig Mitglied der Bonner Hofkapelle war, bevor er in der Kapelle von Fürst Krafft Ernst von Oettingen-Wallerstein angestellt wurde (1774–1779, 1780–1785). Dort war es ihm durch Beurlaubung möglich, Konzertreisen zu unternehmen; so trat er im September 1776 mehrmals in Frankfurt/M. auf. Weitere Berührungen mit der Region sind nicht bekannt. Gemeinsam mit seinem mitreisenden Kollegen Joseph Reicha besuchte Janitsch im Winter 1776/77 Hannover und Göttingen und unternahm 1778 eine ausgedehnte Reise, die ihn u. a. nach Salzburg, Linz und Wien führte und Begegnungen mit Leopold Mozart und Ignaz von Beecke ermöglichte, wobei insbesondere der Kontakt zu letzterem sich als nützlich erwies, um etwa Zugang zu höherstehenden Kreisen in Wien zu erhalten (vgl. Teichner 2020, S. 665).

Im Frühjahr 1779 verließ Janitsch den Hof von Oettingen-Wallerstein ohne Ankündigung und unter Zurücklassung seiner Familie – sowie seiner Schulden –, konnte aber, nach einem Engagement bei Graf Johann Pálffy in Wien (vgl. Grünsteudel 2003), auf eigenes Ansuchen 1780 wieder auf seine alte Position zurückkehren. Seine finanziellen Probleme sollten ihn noch weitere Male einholen. 1785 erwirkte er seine Entlassung, kam jedoch dem Versprechen, seine angehäuften Schulden binnen weniger Wochen zu bezahlen, nicht nach, sondern ließ seine Angehörigen in abermals in schwierigen Umständen zurück. Für seine Beschäftigungen der nächsten Jahre und den Zeitpunkt der Zusammenkunft mit seiner Familie gibt es nur wenige Anhaltspunkte: Bemühungen der Ehefrau Therese (2), seine Wallersteinischen Schulden durch seinen neuen Dienstherrn, Fürst Anton Grassalkovics, auslösen zu lassen, legen zumindest ein zeitweises Engagement in Preßburg nahe, und die Geburt des Sohnes Carl (5) im November 1786 weist nach Nürnberg. Weitere von seiner Ehefrau 1787 unternommene Versuche, um seine Wiederaufnahme in Kurtrierische Dienste zu erreichen, blieben erfolglos, wohingegen ein im Mai 1788 von ihm von Düsseldorf aus gestelltes Gesuch um Anstellung in der Bentheim-Steinfurtischen Kapelle glückte.

1790 wurde Janitsch erneut schuldenbedingt vertragsbrüchig und lässt sich zwischen Dezember 1790 und November 1792 mehrfach in Amsterdam nachweisen, wo auch Tochter Louise (7) getauft wurde. Nach Aufenthalten in Osnabrück und Lingen wurde er Ende Mai 1793 wieder in die Bentheim-Steinfurtische Hofkapelle aufgenommen – diesmal allerdings, angesichts der früheren Erfahrungen, unter der Bedingung, dass lediglich die ebenfalls am Hof angestellten Familienmitglieder (Sohn Franz (5) und Tochter Theresia (4)) ihn begleiten durften, während es den übrigen Angehörigen versagt war, sich in Burgsteinfurt niederzulassen. Janitsch rückte zum Leiter der Kapelle auf und erhielt am 6. Apr. 1796 eine unbegrenzte Anstellung als Konzertmeister, die er bis an sein Lebensende behielt. Dazwischen war er zeitweise in Hannover als Solist und Orchestermusiker bei der Großmann’schen Gesellschaft tätig, mit der seine Ehefrau und die Tochter Theresia verbunden waren.

Werke — Überliefert sind lediglich eine Sinfonie und Variationen (Vl.) als Ms.; s. RISM ID 250001951 und ID 450000945

Quellen — KB Burgsteinfurt, Wallerstein, Nürnberg, Amsterdam <> Bauer/Deutsch No. 379 (Bd. 2, S. 145–148), 410 (Bd. 2, S. 239–242), 411 (Bd. 2, S. 243–245) <> Theaterzettel Hannover (29. März 1795, 11. Mai 1795, 12. Sept. 1795) <> Augsburgische Ordinari Postzeitung 20. Juli 1768; Regensburgisches Diarium 8. März 1774, 27. Febr. 1776, 12. März 1776, 20. Aug. 1782; Franckfurter Frag- und Anzeigungs-Nachrichten 19. Sept. 1776, 21. Sept. 1776; Kaiserlich privilegirte Hamburgische neue Zeitung 26. Febr. 1777; Wiener Zeitung 18. März 1778; Gülich und bergische wöchentliche Nachrichten 24. Juni 1788; Münsterisches Intelligenzblatt 1. Juli 1788; Musikalische Real-Zeitung 17. März 1790; Amsterdamsche Courant 2. Dez. 1790, 1. Febr. 1791; Zeitung für das Großherzogthum Frankfurt 7. Apr. 1812 (private Todesanzeige Anton Janitsch); AmZ IB Nr. 8 ([15.] Juli) 1812 (Nachruf mit etlichen irrigen Angaben) <> Musikalischer Almanach für Deutschland auf das Jahr 1784, S. 143 <> Theater Kalender, Mannheim 1796, S. 89–91

Literatur — Bereths 1964 <> I. Dobrinski, Art. Janitsch, Anton in: RhM 7 (1972), S. 50–53 <> Günther Grünsteudel, Der Geiger Anton Janitsch (um 1752–1812). Stationen einer Karriere, in: Rosetti-Forum 4 (2003), S. 15–30 (dort weitere Quellenangaben) <> Günther Grünsteudel, Art. Janitsch in MGGonline (dort weitere Literaturangaben) <> Christoph Teichner, Thematisches Verzeichnis der musikalischen Werke Ignaz Franz von Beeckes (1733–1803) (= Musik in Baden-Württemberg. Quellen und Studien 11), Berlin 2020, S. 664–673, 700, 706 (dort weitere Quellenangaben)


(2)


Therese Forrin stand zunächst (wie ihre Eltern Johann Baptist F. und Maria Josepha) im Dienst der Fürsten Thurn und Taxis und könnte ihren zukünftigen Ehemann Anton Janitsch (1) schon bei dessen Besuch auf Schloss Trugenhofen im Jahr 1766 kennen gelernt haben. Die Eheschließung erfolgte 1774 in Trugenhofen, wobei Therese noch als Kammerdienerin (Famula à Camera) von Maria Theresia von Thurn und Taxis bezeichnet ist, die einen Monat später ebenda Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein heiratete und später als Taufpatin von Theresia Janitsch (4) fungierte. Zu welchem Zeitpunkt sie ihre musikalischen Kenntnisse, insbesondere im Klavierspiel, erwarb, ist ungewiss. Nachdem Therese Jantisch mit ihren Kindern 1779 und 1785 von ihrem Ehemann auf dessen Schulden sitzen gelassen worden war und die Familie zeitweise getrennt gelebt hatte, wurde sie im Sommer 1788 gemeinsam mit ihrem Mann und Tochter Theresia, aus Düsseldorf kommend, in der Hofkapelle von Bentheim-Steinfurt angestellt. Das bereits erwähnte Szenario mit dem entflohenen Ehemann wiederholte sich 1790 ein drittes Mal, was dazu führte, dass bei seiner Wiederanstellung 1793 die nicht am Hof beschäftigten Familienmitglieder ihr Auskommen andernorts suchen mussten. Somit war Therese Janitsch mit Sohn Carl (6) und Tochter Louise (7) auf sich alleingestellt. Im Herbst 1794 inserierte sie mehrfach in der Münsteraner Presse, dass sie sich dort als Musiklehrerin zu etablieren und „Musik-Liebhabern im Klavier oder Forte piano, sowohl im Singen auf Italienisch, Französisch und Deutsch, auch allenfalls in der französischen und deutschen Sprache Unterricht zu geben“ gedachte (Münsterisches Intelligenzblatt 3. Okt. 1794). Inwiefern das gelang, ist ungewiss. 1795 trat sie als Pianistin in Hannover auf, wo ihre andere Tochter Theresia inzwischen als Sängerin in der Großmann’schen Theatertruppe tätig war, und könnte sich letzterer ebenfalls angeschlossen haben – jedenfalls nennt der Theater Kalender von 1796 eine Madame Janitsch unter dem Personal der Truppe Großmanns.

Seit 1803 begleitete sie vermutlich Tochter Louise zu deren Auftritten u. a. nach Münster und Leipzig, bevor sie und Sohn Carl 1805 nach Darmstadt kamen, wo die Geschwister wenig später eine Anstellung am Hof erhielten, sodass ein dauerhaftes Niederlassen möglich war. Trotzdem blieben die finanziellen Verhältnisse der Familie schwierig, was zahlreiche Bitten um Unterstützung an Großherzog Ludewig I. und dessen Kabinettssekretär Ernst Schleiermacher belegen. Im Zuge eines Engagements Louises in Mainz übersiedelten Mutter und Tochter 1816 dorthin. Gesundheitliche Probleme (langwierige Krankheiten und ein 1822 erfolgter Beinbruch Therese Janitschs) und kostspielige ärztliche Versorgung sowie das Ausbleiben weiterer Einkünfte neben Louises Darmstädter Gehalt verschlechterten ihre finanzielle Lage zusehends, sodass Therese wenige Monate vor ihrem Ableben wieder an Schleiermacher schrieb (in der bereits in früheren Briefen auffällig eigenwilligen Orthographie): „Da ich nur Meinne Händte Einzige Glieder auf einen Krancken-lager, die ich noch bewegen Kann, benutzen Kann, so Nehme ich mir in mein traurigen schmerzhafften Leyden noch Vor Mein Ende, die Freuheit – mich noch ein Mall mich an die selben zu wendten, – […] unssere lagge ist Jezt, die Thraurigste, in aller hinssigt […] – sey es durch Eine Gnädigste untterstützung, undt Midlreige [!; lese: mildreiche] Gabe – oder durch Euren allergnädigsten Vorschuß von etlichgen hunttert Gulden […] nur Noch ein Mal, rettung, und Hilffe, und Beistandt [zu leisten]“ (11. Febr. 1828, D 12-Akte Familie Janitsch, fol. 86f.).

Quellen und Literatur — KB Regensburg (St. Rupert), Burgsteinfurt, Wallerstein <> Zivilstandsregister Mainz <> Brief an Gustav Friedrich Wilhelm Großmann 17. Jan. 1790; D-LEu <> Briefe an Schott (u. U. nicht von ihr, sondern von Tochter Theresia) (2, 1819); D-Mbs <> Akte Familie Janitsch; D-DSsa (Best. D 12 Nr. 23/1) <> Regensburgisches Diarium 29. Nov. 1785; Amsterdamsche Courant 1. Febr. 1791; Münsterisches Intelligenzblatt 26. Sept. 1794, 3. Okt. 1794; Hallisches patriotisches Wochenblatt 10. Nov. 1804; Darmstädter Tagblatt 29. Sept. 1806 <> Konzertzettel Hannover 12. Sept. 1795 <> Theater Kalender, Mannheim 1796, S. 89–91 <> Günther Grünsteudel, Der Geiger Anton Janitsch (um 1752–1812). Stationen einer Karriere, in: Rosetti-Forum 4 (2003), S. 15–30 (dort weitere Quellenangaben)


(3)


Zwei Personen mit Namen Susanna Janitsch begegnen mehrfach in der Literatur und den Quellen, wobei sich bisher für keine der beiden eine direkte Verwandtschaft zu Anton Janitsch (1) sicher nachweisen lässt. Zudem ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass es sich bei den beiden um ein und dieselbe Person handelt oder zumindest biographische Details vertauscht wurden.

Eine „Madame Basset, geborne Janitsch“ wird in einem die Jahre 1777–1780 betreffenden retrospektiven Bericht über das Berner Musikleben unter den namhaften Dilettant*innen der Stadt als „vorzügliche“ Violinistin genannt (Olla Potrida 1789, Berlin, S. 111f.). Sehr wahrscheinlich ist sie es, die 1784 in Augsburg als „Madame Janitsch, eine Schwester des so berühmten Violin-Spielers dieses Namens“ zusammen mit einem Cello-Virtuosen namens Basset auftrat (Augsburgische Ordinari Postzeitung 30. Okt. 1784). In Bern lassen sich 1782, 1783 und 1786 Taufen von Kindern Susanna Janitschs und Lorenz Bassets nachweisen. Hinzu kommt schließlich die Todesmeldung einer am 14. Aug. 1831 in Bern verstorbenen „Frau Susanna Basset, geborne Janitsch, heimathlos, Musiklehrerin: alt angeblich 82 Jahre“ (Berner Wochenblatt 27. Aug. 1831).

GerberNTL gibt hingegen Auskunft über eine Maria Susanna Janitsch verheiratete Schmidt, die ihm zufolge eine 1762 geborene Enkelin des Berliners Johann Gottlieb Janitsch (1708–ca. 1763) und Schwester Antons (1) ist. Diese trat im Kindesalter als Violinistin in Bern auf und war später ebenda sowie in Hannover (als Konzertmeisterin der Großmann’schen Truppe) und Schaffhausen engagiert. Zudem spielte sie in Leipzig (1797), Hannover (1798) und Sondershausen (1800), wobei sie gelegentlich eigene Werke aufführte, von denen sie 1797 im Selbstverlag in Leipzig „zwölf karakteristische Tänze und zwei Romanzen“ (Kl.) publizierte (vgl. Messekatalog Ostern 1797, S. 219; nicht überliefert). Mutmaßlich ist sie auch jene Frau Janitsch, die im Winter 1792/93 „Musikdirektrice“ des Salzburger Hoftheaters war. Die bei GerberNTL implizierte direkte Verwandtschaft zwischen dem Berliner Janitsch und Anton Janitsch ist nicht belegbar und mit recht großer Sicherheit auszuschließen.

Quellenzu Susanna Basset: KB Bern <> Augsburgische Ordinari Postzeitung 30. Okt. 1784 <> Olla Potrida 1789, Berlin, S. 100–117 (VI. Biographie. Kurze biographische Nachricht von F. A. Weber in Heilbronn, einem Dilettanten im musikalischen Fache.) <> Berner Wochenblatt 27. Aug. 1831 <> zu Susanna Schmidt: Theater-Kalender auf das Jahr 1794, Gotha 1794, S. 324 <> Allgemeines Verzeichniß der Bücher, welche in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse des 1797 Jahres […] herauskommen sollen, Leipzig 1797, S. 219

Referenzwerke und Literatur — Art. Schmidt (Maria Susanna) in: GerberNTL <> Hagels 2009 <> Art. Janitsch, Marie, Maria (Susanne, Susanna), verh. Schmidt, in: Sophie Drinker Lexikon (online) (dort weitere Literatur)


(4)


Die erste Kunde von Theresia Janitschs musikalischer Befähigung gibt das Gesuch ihres Vaters Anton (1) um Anstellung am Bentheim-Steinfurtischen Hof im Mai 1788, in dem er sie als Sängerin nennt. Im Juli desselben Jahres trat sie an der Seite ihrer Eltern in Münster (Westf.) auf und wurde gemeinsam mit ihnen für den Sommer in die Kapelle des besagten Hofs aufgenommen, wobei der Vertrag bis Sept. 1789 verlängert wurde. Anschließend ist sie bei der Großmann’schen Gesellschaft in Hannover nachweisbar und wirkte dort mindestens im Winter 1789/90, im Sommer 1795 sowie von Jan. bis Okt. 1796 bei zahlreichen Opernaufführungen und vereinzelten Konzerten mit. Dazwischen sind Auftritte in Amsterdam (Febr. 1791), Utrecht (Jan. 1792), Osnabrück und Lingen belegt, bevor sie mit dem Vater und Bruder Franz (5) wieder in Burgsteinfurt engagiert wurde. Da sie sich in späteren Jahren als Schülerin Lodovico Simonettis bezeichnete (Schreiben vom 30. Juni 1824, Familien-Akte Janitsch, fol. 78f.), der seit 1799 ebenda als Sänger engagiert war, ist zu vermuten, dass sie um diese Zeit von ihm weitergebildet wurde. Wie lange sie in Burgsteinfurt blieb, ist ungewiss.

1811/12 lebte sie als verwitwete Musiklehrerin Therese Müller (Kenntnisse über den Ehemann liegen bislang nicht vor) in Duisburg und beabsichtigte, zu ihrer Mutter (2) und den Geschwistern Carl (6) und Louise (7) nach Darmstadt zu ziehen, „um sowol durch meinen Rath und Beistand die Economie in meiner Familie wieder herzustellen, als auch meine wenigen Talente zur Bildung der dortigen Jugend anzuwenden“ (Bittschreiben vom 10. Aug. 1812, Familien-Akte Janitsch, fol. 21). Versuche, durch eine Anstellung am Hof sichere Einnahmen neben der Pension ihres Mannes und dem Erteilen von Musikunterricht zu erhalten, misslangen, was sie jedoch nicht davon abhielt, 1812 den Umzug zu vollziehen. 1816 suchte Therese Müller abermals erfolglos um eine Beschäftigung bei Großherzog Ludewig I. an und offerierte, unter Verweis auf Abbé →Vogler, der Kenntnis von ihren Fähigkeiten habe, „etwa bei dem weiblichen Theil Höchst Dero Sänger Chor als Directrice und Lehrerin“ zu wirken (Bittschreiben vom 3. März 1816, Familien-Akte Janitsch, fol. 34). Um 1821 verlor sie eigenen Angaben zufolge ihr Vermögen von rund 7.000 fl. an einen Bankrott gegangenen Frankfurter Kaufmann (vgl. ebd., fol. 77). Spätestens seit dieser Zeit lebte sie in Mainz (möglicherweise war sie bereits 1817 ihrer Schwester Louise dorthin gefolgt), wo ihre letzte Einnahmequelle zu versiegen drohte, da sie – so ein weiterer Hilferuf an den Großherzog – 1824 nur noch zwei Stunden zu geben hatte und „überhaupt hier in Mainz, […] hierin nie zu meinem Zweck [komme], weil ein jeder junger Anfänger der die Noten kennt; für 2 fl. per Monat Unterricht giebt“ (Bittschreiben vom 30. Juni 1824, ebd., fol. 78f.). Dazu kamen Auseinandersetzungen mit ihrer Schwester und Mutter, über die sie „zu herrschen und zu walten und schalte[n]“ eine Vollmacht zu haben vorgab (Schreiben der Mutter vom 28. Apr. 1824, ebd., fol. 73f.). Finanzielle Unterstützung für eine Rückkehr nach Darmstadt und dortige Etablierung erhielt Therese Müller nicht. 1831/32 finden sich in der Karlsruher Presse mehrere Anzeigen für Unterricht in Gesang, Klavierspiel und Gitarre von einer Frau Professor Therese Müller (als solche ist sie auch im Sterbeeintrag bezeichnet), die „das Glück hatte, früher an mehreren großen Höfen als Hofsängerin angestellt zu seyn“ (Karlsruher Intelligenz- und Wochen-Blatt 9. Okt. 1831). Ein Jahr später informiert eine ähnliche Anzeige in Darmstadt, dass sie, dort „von früheren Jahren als Musiklehrerin bekannt“, mit der entsprechenden Erlaubnis ihren Unterricht wieder beginnen und fortsetzen wird (Darmstädter Tagblatt 23. Nov. 1833). Sie ist zuletzt im Darmstädter Adressbuch von 1840 als „Sing- und Clavier-Lehrerin“ geführt.

Quellen — KB Darmstadt (ev.) <> Adressbücher Darmstadt <> Sterbefallanzeige und Familien-Akte Janitsch; D-DSsa (Best. G 28 Darmstadt Nr. F 2219/35; Best. D 12 Nr. 23/1, zu Therese Müller: fol. 11, 21f., 25f., 34, 49f., 53, 69f., 73f., 77–79) <> Akte betr. erbetene Gnade an den Kaiser; D-DGla (Best. Großherzogtum Berg AA 0637, Nr. 10344) <> Konzert- und Theaterzettel Hannover (Dez. 1789, Febr.–Mai 1790, März–Okt. 1795, Jan.–Sept. 1796) <> Münsterisches Intelligenzblatt 1. Juli 1788; Musikalische Real-Zeitung 17. März 1790; Amsterdamsche Courant 1. Febr. 1791; Utrechtsche courant 16. Jan. 1792; Zeitung für Theater und andere schöne Künste Nr. 8 (1795), S. [173]–181 (Ueber die Großmannische Gefangenschaft-Geschichte. Auszug eines Schreibens aus Hannover vom Mai 1795); Hamburg und Altona, Heft 5 (1802), S. 237–252 (XII. Uebersicht der hamburgischen Bühnen und des altonaischen Theaters bei dem Anfange des Jahrs 1802, hier S. 240); AmZ IB Nr. 8 ([15.] Juli) 1812; Karlsruher Intelligenz- und Wochen-Blatt 9. Okt. 1831, 29. Jan. 1832, 9. Febr. 1832, 3. Juni 1832, 14. Juni 1832; Darmstädter Tagblatt 23. Nov. 1833


(5)


Zu Franz Janitsch ist lediglich bekannt, dass sein Vater Anton (1) sich 1790 im Rahmen seines Engagements in Burgsteinfurt verpflichtete, ihn im Violinspiel konzertreif für die zweite Violine auszubilden (vgl. Kruttge, S. 84) und er 1793 mit Vater und Schwester Theresia (4) angestellt wurde. Ob es sich bei ihm um jenen 1810 unter den Einwohnern Berns genannten Violinlehrer François Janitsch handelt, ist ungewiss.

Quellen — KB Wallerstein <> N. Koenig, Description de la Ville de Berne, Bern 1810, S. 33

Literatur — Eigel Kruttge, Die Geschichte der Burgsteinfurter Hofkapelle 1750–1817, 1973


(6)


Carl Janitsch wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Louise (7) unter der Obhut der Mutter Therese (2) auf und kam mit diesen 1805 nach Darmstadt, wo die Geschwister 1806 als Sänger für zwei Jahre in der Hofkapelle engagiert wurden. 1809 wurde seine Anstellung um drei Jahre verlängert, sein Jahresgehalt auf 500 fl. erhöht (mit weiteren 60 fl. in Naturalien, falls er ein Instrument lernen und in der Kapelle mitspielen würde), und ihm in Aussicht gestellt, anschließend (bei entsprechend vorbildlichem Verhalten) „auf immer bey der Großherzogl. Hofkapell-Musik“ beschäftigt zu werden (Familien-Akte Janitsch, fol. 2). Mit der Einrichtung des Hoftheaters war er gezwungen, sich vom Konzert- zum Opernsänger umzuorientieren (erster Auftritt als Belmonte in Mozarts Entführung am 29. Sept. 1811). Der Intendant der provisorischen Theaterdirektion, Gustav Alexander von Weyhers, bescheinigte Janitsch Anfang 1812, ein „würklich gebildeter Sänger, u[nd] musicalischer Sänger“ zu sein, der stimmlich und theatralisch Fortschritte mache und dessen „Character u. Betragen […], jugendliches Aufbrausen u[nd] Künstlereigenliebe abgerechnet“ gut seien (Familien-Akte Janitsch, fol. 12f.). Auch bezeugten ihm Abbé Vogler und Hofkapellmeister Karl Wagner, dass er „alles frei vom Blatt“ singe, „was unter den theatralischen Sängern selten“ sei (ebd.). Im Oktober 1812 heiratete Janitsch die Marschkommissarstochter Sophie geb. Gräcmann (auch Gräckmann, Greckmann; * Buchsweiler (nicht Zwingenberg) ca. 16. Juni 1787 | † Darmstadt 23. Okt. 1823; bei den Schauspielerinnen Wilhelmine (* Mainz 17. März 1831) und Mathilde Gräcmann (* Mainz 25. Juni 1835) handelt es sich um ihre Nichten). Aufgrund der finanziellen Belastung der wachsenden Familie und gesundheitlichen Leiden suchte er mehrfach, teils mit Erfolg, um Besoldungszulagen und Vorschüsse an. Zur Förderung seiner Gesundheit war er 1818/19 zur Kur in Bad Ems, wo er Zeit fand, alte und neuere Rollen zu lernen, und wollte anschließend „wieder in Thätigkeit“ kommen (vgl. Familien-Akte Janitsch, fol. 57), was wohl nicht oder zumindest nicht lange gelang. Trotzdem bezog er bis zu seiner Pensionierung 1830 sein volles Gehalt als Hofsänger (1200 fl.), woneben er Klavier- und Gesangunterricht erteilt haben soll (vgl. Thomas 1859). Seit Ende 1824 war Janitsch, inzwischen verwitweter Vater von sieben Kindern, in zweiter (kinderloser) Ehe mit der Oberförsterstochter Philippine Sophie geb. Müller (* ca. 1793 | † Darmstadt 5. Febr. 1872) verheiratet. Neben den unter (8) und (9) behandelten Kindern sei noch seine Tochter Marie (Theresa) Janitsch (* Darmstadt 11. Apr. 1813 | † ebd. 23. Sept. 1891) genannt, die 1846 Ehefrau des Lithographen (Karl Jacob Friedrich) Eduard Wagner (* Darmstadt 25. März 1811 | † ebd.? 23. Aug. 1885) wurde, aus dessen Lithographisch-geographischen Anstalt beispielsweise Stadtpläne von Darmstadt und Aschaffenburg sowie Ehrenmitgliederurkunden der Darmstädter Liedertafel überliefert sind.

Quellen — KB Nürnberg (Unsere liebe Frau); KB Darmstadt (ev.) <> Standesamtsregister Darmstadt <> Hoftheater-Personalakte und Personalakte Finanzverwaltung; D-DSsa (Best. D 8, Nr. 122/14; Best. G 31 P, Nr. 2242 und 2565) <> Akten zu Ehe- und Erbverträgen; D-DSsa (Best. G 28 Darmstadt Nr. F 1808/3 und F 1815/19; Best. G 31 P Nr. 2565) <> Familien-Akte Janitsch; D-DSsa (Best. D 12 Nr. 23/1) <> Brief an Schott (1, 1822); D-Mbs, s. Kalliope <> Adressbücher Darmstadt <> Zeitung für die elegante Welt 26. Juni 1812; Morgenblatt für gebildete Stände 14. Aug. 1812; Darmstädtisches Frag- und Anzeige-Blatt 26. Okt. 1812

Literatur — Dismas Fuchs, Chronologisches Tagebuch des Großherzoglich Hessischen Hoftheaters von der Begründung bis zur Auflösung desselben, Darmstadt 1832, S. 27f., 37, 98, 244 <> Thomas 1859, S. 57, 62, 122 <> Pasqué 1868, S. 23 <> Knispel 1891, S. 32f., 43f., 69, 72


(7)


Louise Janitschs frühester nachweisbarer Auftritt als Sängerin erfolgte im Alter von zehn Jahren im Februar 1803 in Münster (Westf.). Ihre gesangliche Ausbildung erhielt sie sicherlich durch ihre Mutter (2), die sie in den Jahren bis 1806 auf Reisen begleitete (Auftritte u. a. in Leipzig). 1806 wurde sie, nach erfolgreichen Konzerten, gemeinsam mit ihrem Bruder Carl (6), am Darmstädter Hof als Konzertsängerin für zwei Jahre engagiert, wobei ihr Gehalt mit 600 fl. (und weiteren 100 fl. in Naturalien) zunächst doppelt so hoch ausfiel wie das ihres Bruders. Der Vertrag wurde 1809 um drei weitere Jahre verlängert, worauf eine dauerhafte Anstellung folgte. Im Sept. 1811 wirkte Louise Janitsch als Solistin bei einer Akademie Carl →Zulehners in Mainz mit. Durch die Errichtung des Darmstädter Hoftheaters mussten sie und ihr Bruder ins theatralische Fach wechseln (Debüt als Donna Elvira am 13. Okt. 1811), obwohl – so jedenfalls ein Schreiben der Mutter – sie „durchaus niemals auf das Theater“, sondern „an Einen Hoffe als Cammer Sängers angestelt[!] sein“ wollten (15. Jan. 1812, Familien-Akte Janitsch, fol. 14f.). Etwa vom Herbst 1812 bis mindestens Ende 1813 hielt sie sich auf Kosten des Hofs zur Weiterbildung in Frankfurt/M. auf, wo sie Unterricht von Opernsängerin Charlotte Graff erhielt, mit dieser fünf Rollen aus Opern von Paër und Mozart einstudierte und gemeinsam öffentlich auftrat. Über das zunehmend unerträgliche Verhalten Graffs, die sie über ein halbes Jahr hinweg „beynahe wie eine Magd“ behandelte und Beleidigungen aussetzte, berichtete Louise Janitsch nach Darmstadt (16. Nov. 1813; s. Familien-Akte Janitsch, fol. 28f.). Spätestens nach ihrer Mitwirkung bei einem von Klarinettist Joseph →Baumgärtner veranstalteten Konzert im April 1814 kehrte sie nach Darmstadt zurück. Ab August 1816 unternahm sie – wiederum mit ihrer Mutter – eine Reise über Karlsruhe und Straßburg nach Basel, die sowohl der Weiterbildung als auch der Wiederherstellung der Gesundheit dienen sollte (1815 hatte Louise Janitsch nur knapp eine schwere Erkrankung überlebt). Letzteres gelang nicht; vielmehr sorgte u. a. ihre schlechte Verfassung für eine verfrühte Heimkehr im Mai 1817 und finanzielle Verluste. Dennoch erfreute sie sich, insbesondere als Konzertsängerin in Basel, größerer Beliebtheit. Anschließend wurde sie von Großherzog Ludewig I. dem neu als Großherzoglich Hessische Nationalbühne eingerichteten Mainzer Opernhaus als erste Sängerin zur Verfügung gestellt, weshalb sie mit der Mutter nach Mainz übersiedelte und dort am 21. Sept. 1817 erstmals in Rossinis Tancred zu hören war. 1819 unternommene Versuche, während der Messezeit ein Gastspiel in Frankfurt/M. durchzuführen, scheiterten, ebenso wie eine angestrebte weitere Kunstreise, die von Direktor Ludwig Kramer abgelehnt wurde.

Im Frühjahr 1823 ließ sie sich beurlauben und brachte im Juli desselben Jahres in Heppenheim einen unehelichen Sohn (Carl Andreas Ernst Janitsch (gen. Schulz) * Heppenheim 26. Juli 1823 | † Mainz 8. Okt. 1847; später Steindrucker von Beruf) zur Welt, dessen Vater ein preußischer Leutnant gewesen sein soll, den sie seit viereinhalb Jahren kannte und der sie aufgrund seiner Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt noch nicht heiraten konnte – so lautet zumindest die Erklärung an ihren Dienstherrn für ihr „Vergehen, waß Taussende[n], von Jedem Stande, in der Weld; schon passirt ist, und noch passiren kan[n]“ (1. Mai 1823, Familien-Akte Janitsch, fol. 66f.). Zur finanziellen Versorgung der Familie und ihrer kranken Mutter reiste sie für ein Gastspiel bereits im Dezember 1823 (bis Februar 1824) nach Köln, das aber aufgrund schlechter Presse für ihr abschließendes Benefizkonzert (ihr zufolge gestreut durch einen „Menschen, der längst einen Privathaß gegen unsre Familie“ hegte, vgl. Familien-Akte Janitsch, fol. 75f.) mehr Schaden als Nutzen brachte. Ende 1824 erhielt sie abermals Urlaub, um ein Gastspiel in Trier wahrzunehmen und lässt sich dann nicht weiter auf der Bühne nachweisen. In Mainz lebte Sophie Janitsch nun ausschließlich von ihrem Darmstädter Gehalt (900 fl.), das infolge ausbleibender Auftritte (seit Sommer 1822) vom Mainzer Theater nicht weiter aufgestockt wurde und – angesichts mehrerer überlieferter Bittgesuche um finanzielle Unterstützung – offenbar kaum ausreichte, insbesondere da sie ihre zuletzt bettlägerige Mutter bis zu deren Ableben im Jahr 1828 in alleiniger Verantwortung pflegte. Danach wurde Louise Janitsch abermals Mutter zweier unehelicher Kinder, von denen nur Ludwig Viktor Janitsch (* Mainz 7. Okt. 1829 | † ebd. 20. Sept. 1866; Küfergeselle) überlebte (das zweite Kind *† Rüsselsheim 4. Dez. 1830). Der Vater war Ludwig Fellig (* Fischle (lt. Sterbeeintrag, Ort nicht ermittelbar, vermutlich bei Köln gelegen) 1798 | † Mainz 9. Mai 1862), mit sie seit etwa 1828 zusammenlebte und den sie 1846 zu heiraten plante, als sie wegen ihres Verhältnisses die Stadt verlassen sollte (vgl. Familien-Akte Janitsch, fol. 93). Wie genau sich die Situation weiter entwickelte, ist ungewiss. Es ist jedoch anzunehmen, dass der von ihr vorgetragene Wunsch, ihre Darmstädter Pension ausgezahlt zu bekommen, in irgendeiner Form dazu beigetragen hat, dass die Eheschließung ausblieb und sie seit diesem Jahr als pensionierte Hofsängerin im Mainzer Adressbuch aufscheint.

Quellen — KB Amsterdam <> Zivilstandsregister Mainz <> Sterbeprotokoll der katholischen Pfarrei Haßloch <> Hoftheater-Personalakte; D-DSsa (Best. D 8, Nr. 122/14) <> Nachweisakte; D-DSsa (Best. S 1) <> Familien-Akte Janitsch; D-DSsa (Best. D 12 Nr. 23/1) <> Adressbücher Mainz <> Münsterisches Intelligenzblatt 22. Febr. 1803; Zeitung für die elegante Welt 27. Nov. 1804; AmZ 5. Dez. 1804, 16. Juni 1813, 12. Okt. 1814, 11. Dez. 1816, 25. Juni 1817, 8. Okt. 1817, 15. Okt. 1817; Berlinische Musikalische Zeitung Nr. 14 (wohl Jan.?) 1805; Morgenblatt für gebildete Stände 14. Aug. 1812, 29. Aug. 1812; Frankfurter Ober Postsamts Zeitung 3. Apr. 1814; Karlsruher Intelligenz- und Wochen-Blatt 18. Sept. 1816; Der Beobachter am Main und Rhein 29. Jan. 1822, 12. Febr. 1822, 16. März 1822, 18. Apr. 1822, 14. Mai 1822, 25. Mai 1822, 8. Juni 1822; Beilage zur Charis und zum Boten vom Neckar und Rhein 31. Aug. 1822; Didaskalia 3. Jan. 1824, 20. Jan. 1824, 12. Febr. 1824

Literatur — Dismas Fuchs, Chronologisches Tagebuch des Großherzoglich Hessischen Hoftheaters von der Begründung bis zur Auflösung desselben, Darmstadt 1832, S. 27f., 37, 81, 97, 160 <> Thomas 1859, S. 57, 62, 122 <> Pasqué 1868, S. 23 <> Peth 1879, S. 132, 144f., 147 <> Knispel 1891, S. 32f., 43f., 69, 72 <> Wollner 2009


(8)


Eduard Janitsch übernahm im Herbst 1843, nachdem er zehn Jahre Berufserfahrung in den Buchhandlungen C. Dingeldey (Darmstadt), Th. Pergay (Aschaffenburg) und Carl Jügel (Frankfurt/M.) gesammelt hatte, die A. Le Roux’sche Hofbuchhandlung in Mainz. 1844 trat er in Verbindung mit (Thomas) Bernhard Kunkel (* Hagenau 7. März 1789 | † Mainz 31. Jan. 1864) und beide kauften das Sortimentsgeschäft von Florian Kupferberg auf. Im Juni 1849 trennten sich Janitsch und Kunkel wieder – ersterer führte die Le Roux’sche Hofbuchhandlung weiter, während letzterer eine eigene Buch- und Schreibmaterialienhandlung eröffnete. Im Juli 1850 nahm Janitsch den aus Bingen stammenden Joseph Michel (* Bingen 15. Juli 1816 | † Ludwigshafen 17. Okt. 1905) als Associé auf und übergab ihm ein Jahr später die Hofbuchhandlung. Anschließend publizierte Janitsch noch im eigenen Verlag (E. Janitsch) mehrere Bücher, darunter als einziges Musikwerk 1855 die Römische[n] Choräle nach dem Graduale Romanum und Antiphonarium von Adam Cornelius Hom. 1856 wurde Janitsch kaufmännischer Leiter der Darmstädter Firma J. Schröder’s Polytechnisches Arbeitsinstitut und lebte seitdem wieder in seiner Heimatstadt. In erster Ehe war er mit (Maria) Magdalena Franziska geb. Leo (* Aschaffenburg 10. Jan. 1821 | † Darmstadt 24. Aug. 1859; Heir. 27. Dez. 1843), einer Tochter des Aschaffenburger Bürgermeisters Gottlieb Leo verheiratet, und in zweiter Ehe mit der Kanzleiratstochter Susanna geb. Becker (* Darmstadt 10. Nov. 1835 | † Bensheim 22. Febr. 1898; Heir. 3. Mai 1862). Während seiner Mainzer Zeit engagierte sich Janitsch als passives Mitglied der Liedertafel.

Quellen — KB Darmstadt (ev.) <> Zivilstandsregister Mainz <> Adressbücher Darmstadt, Mainz <> Geschäftsrundschreiben; D-LEdb <> Mitgliederverzeichnisse der Mainzer Liedertafel <> Brief im Namen der Firma Le Roux an Schott (1, 1844); D-Mbs <> Börsenblatt für den deutschen Buchhandel u. a. 4. Nov. 1863 (Todesanzeige), 13. Apr. 1864 (betr. Nachlassversteigerung) <> Nachlassakte Magdalena Janitsch geb. Leo; D-DSsa (Best. G 28 Darmstadt Nr. F 1819/17)


sauer_janitsch_d-mbs.jpg

(9)


Sophie Janitsch wuchs als jüngstes von sieben Kindern auf. Ihr erster öffentlicher Auftritt als Pianistin erfolgte im Rahmen eines Konzerts der Mainzer Liedertafel im Jahr 1851. Als Musiklehrerin in Darmstadt trat sie 1854 mit Clara Schumann in Kontakt, um bei ihr weiteren Unterricht zu nehmen. Eine im September desselben Jahres ausgestellte Passkarte legt nahe, dass sie sich im Herbst bzw. Winterhalbjahr 1854/55 zu diesem Zweck in Düsseldorf aufhielt. Die von Janitsch im folgenden Sommer angestrebte Fortsetzung der Stunden konnte vermutlich erst im Frühjahr 1856 realisiert werden; für Clara Schumanns Konzert in Darmstadt am 3. Nov. 1856 übernahm sie einen Teil der Organisation und beriet diese bei der Programmauswahl. 1863 erhielt Janitsch den Titel einer Großherzoglich Hessischen Hofpianistin und war noch bis mindestens 1874 als Klavierlehrerin tätig. Zu ihren Schülerinnen, mit denen sie gelegentlich bei Wohltätigkeitskonzerten mitwirkte, gehörte ihre Nichte Anna Rau (11). Sophie Janitsch starb kinderlos und ledig – in ihrem Nachlass, der versteigert wurde, befanden sich u. a. ein Tafelklavier und ein Flügel. Heinrich Sauer widmete ihr seinen Valse brillante „Hochheimer 1855er“ (Kl.) op. 1 (s. Abb.).

Werke — Eine Konzertanzeige im Mainzer Anzeiger (28. März 1856) nennt ein „Lied von Sophie Janitsch“, gesungen von Caroline Wagner.

Quellen — KB Darmstadt (ev.) <> Personalakte Finanzverwaltung, Nachlassakte und Nachweisakte; D-DSsa (Best. G 31 P Nr. 2565; Best. G 8 Darmstadt Nr. F 1820/3; Best. S 1) <> Briefe s. Kalliope (sehr unvollst.) <> Renate Brunner, Ein unbekannter Brief Clara Schumanns an Sophie Janitsch, in: Blumenlese für Bernhard R. Appel, Bonn: Beethoven-Haus 2015, S. [19]–22 <> Briefwechsel mit Sophie Janitsch 1854 bis 1856, in: Schumann Briefedition, Serie II Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen, Bd. 26 Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland, hrsg. von Ekaterina Smyka et al., Köln 2024, S. 437–457 (mit irrigen Angaben zu ihrem Bruder Eduard (8) und Tante Louise (7)) <> Adressbücher Darmstadt <> Fünfter Jahres-Bericht der Mainzer Liedertafel für das Jahr 1851, S. 6 <> Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 (23. Nov.) 1863 <> Didaskalia 4. Aug. 1851; Mainzer Anzeiger 28. März 1856; Darmstädter Tagblatt 20. Jan. 1874, 7. Febr. 1874, 29. Aug. 1874, 17. Jan. 1880

Abbildung: Titelseite des Sophie Janitsch gewidmeten Valse brillante op. 1 von Heinrich Sauer (Mainz: Schott [1856]); D-Mbs (digital)


(10)


Julius Janitsch studierte im Anschluss an seine schulische Ausbildung zunächst von 1863 bis 1866 Violoncello am Kölner Konservatorium. Um die Mitte der 1870er Jahre lässt er sich als Hauslehrer für die Kinder des Ehepaars Joseph und Amalie Joachim in Berlin nachweisen, ehe er im Herbst 1876 ein Philosophiestudium an der Universität Straßburg aufnahm. 1879 wurde er mit der Arbeit Kants Urteile über Berkeley. Ein Beitrag zur Kantphilologie (erschienen Straßburg: Astmann 1879) promoviert. Es folgte eine (zunächst kommissarische) Anstellung als Direktorial-Assistent im Kupferstich-Kabinett der Königlichen Museen Berlin, bevor Janitsch Ende 1885 zum Direktor der Kunstsammlungen des Schlesischen Museums der Bildenden Künste in Breslau gewählt wurde. Er publizierte mehrere Aufsätze zu kunstgeschichtlichen Themen sowie einen Katalog zu den Sammlungen des Schlesischen Museums (Breslau: C. T. Wiscott [1899]). Im April 1918 wurde er mit dem königlichen Kronenorden dritter Klasse ausgezeichnet und im selben Jahr erfolgte seine Pensionierung. Die letzten Lebensjahre im Ruhestand verbrachte er mit seiner Ehefrau Marie Elise geb. Bertsch (Heir. Stuttgart 5. Mai 1885) in Darmstadt.

Quellen — Zivilstandsregister Mainz <> Standesamtsregister Stuttgart, Darmstadt <> Adressbücher Berlin, Darmstadt <> Briefe von Julius Janitsch an Joseph Joachim (17. März 1876, 22./23. März 1876, 23. Aug. 1877) und von diesem an Janitsch (14. Sept. 1876) sowie Erwähnung Janitschs in einem Brief von Joachim an Clara Schumann (10. Juli 1874), s. Kalliope und s. Briefe von und an Joseph Joachim, hrsg. von Johannes Joachim u. Andreas Moser, Bd. III Die Jahre 1869–1907, Berlin 1913, S. 168 <> SchülerInnen Konservatorium Köln (Liste des Sophie Drinker Instituts) <> Amtliches Verzeichniss des Personals und der Studenten der Universität Strassburg (Winterhalbjahr 1876/77 bis Sommerhalbjahr 1879) <> Zur Geschichte der Königlichen Museen in Berlin. Festschrift zur Feier ihres Fünfzigjährigen Bestehens am 3. August 1880, Berlin 1880, S. 171 <> Niederrheinische Musik-Zeitung 8. Sept. 1866; Karlsruher Tagblatt 21. Jan. 1874; Kölnische Zeitung 22. Mai 1879; Berliner Börsen-Zeitung 20. Jan. 1881 (Morgenausg.), 2. Juni 1885 (Morgenausg.), 10. Dez. 1885 (Abendausg.); Deutscher Reichsanzeiger und Königlich Preußischer Staatsanzeiger 17. Apr. 1918

Literatur — Urszula Bończuk-Dawidziuk, Die Besetzung leitender Positionen in schlesischen Museen mit Universitätsprofessoren im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: Gelehrte – Schulen – Netzwerke. Geschichtsforscher in Schlesien im langen 19. Jahrhundert, hrsg. von Joachim Bahlcke und Roland Gehrke, Köln u. a. 2019, S. 257–280, hier S. 277


(11)


Anna Rau, Tochter des Katastergeometers und Steuerrats Johann Jacob Rau (* Selters 28. Aug. 1812) und (Gustavine) Alexandrine Janitschs (* Darmstadt 9. Apr. 1815 | † ebd. 16. Febr. 1888), erhielt ihre musikalische Ausbildung bei ihrer Tante Sophie Janitsch (9), als deren Schülerin sie 1874 bei einem Benefizkonzert in Darmstadt auftrat. Zudem besuchte sie das Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt/M. (lt. Jahresbericht 1883/84 Gesangsschülerin von Louise Héritte-Viardot; lt. MüllerDML und späteren Zeitungsberichten Gesang bei Julius Stockhausen und Klavier bei Florence Rothschild-Bassermann). Seit Mitte der 1880er Jahre wirkte sie regelmäßig als Konzertsängerin und Sopranistin bei (zumeist Vereins- und Wohltätigkeits-) Konzerten in Darmstadt und Umgebung mit (u. a. belegt in Worms, Bingen, Gießen und Mainz) und erteilte seit dieser Zeit Gesangsunterricht „nach Stockhausen’scher Methode“ (Anzeige vom 22. Sept. 1886). Zu ihren Schülerinnen zählt Lilli Bornträger.

Quellen und Referenzwerke — KB Darmstadt (ev.) <> Standesamtsregister Darmstadt <> Adressbücher Darmstadt <> Jahresbericht des Hoch’schen Konservatoriums 1883/84 <> Darmstädter Tagblatt 20. Jan. 1874, 4. Nov. 1885, 6. Mai 1886, 22. Sept. 1886, 10. Nov. 1886, 27. Okt. 1887, 16. Febr. 1888, 18. Febr. 1888, 10. Okt. 1888, 17. Okt. 1888, 6. Nov. 1888, 14. März 1889, 14. Sept. 1889, 23. Nov. 1889, 19. März 1892, 4. Febr. 1896, 22. Febr. 1896, 1. Febr. 1910, 3. Febr. 1910, 7. Febr. 1910, 29. Sept. 1910, 1. Okt. 1910, 8. Okt. 1910, 27. Febr. 1912, 26. März 1913, 6. Aug. 1913, 17. Sept. 1913, 22. März 1915; Signale für die Musikalische Welt Nr. 2 (Jan.) 1889; NZfM 9. Jan. 1889 <> Art. Rau, Anna, in: MüllerDML


Stammbaum-Diagramm:


Kristina Krämer

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • janitsch.txt
  • Zuletzt geändert: 2025/04/18 16:47
  • von kk
  • angelegt 2018/12/05 20:12