harder


HARDER, (DAVID) JOHN (auch Johann) von * St. Petersburg 3. März 1837 (oder 1838) | † Frankfurt/M. 19. Jan. 1882; Komponist

Natürlich war John von Harder nicht eigentlich Komponist, wie oben angegeben; er starb mit 44 Jahren als Rentner, und bei seiner ersten Eheschließung (1865) bezeichnen ihn die Kirchenbücher an der Stelle, wo man gewohnt ist, den Beruf bzw. die gesellschaftliche Situierung zu erfahren, als „ehelichen Sohn“ seines gleichnamigen Vaters (1797–1871). Dieser wiederum besaß als niederländischer Generalkonsul in St. Petersburg bereits ein beträchtliches Vermögen, als er 1824 Natalie von Stieglitz (1805–1882), die Tochter des geradezu unermesslich wohlhabenden russischen Bankiers Ludwig (von) Stieglitz heiratete, mit der er 1853 in seiner nunmehr bestehenden Funktion als kaiserlich russischer Generalkonsul ins Rhein-Main-Gebiet zog, für sich und seine Familie repräsentative (und jeweils mehrere) Villen in Frankfurt und Wiesbaden erwarb und 1855 zusätzlich, als Sommersitz, ein stattliches Haus auf dem Gelände der ehemaligen Kaiserpfalz in Nieder-Ingelheim. Dass John, fünftes Kind seiner Eltern, alle nur denkbaren Möglichkeiten zur Entfaltung und Entwicklung seiner Persönlichkeit offenstanden, muss wohl nicht belegt werden; dass zudem wenigstens der Onkel Alexander von Stieglitz – ehedem u. a. Chef der russischen Staatsbank – „große Freude an Theater und Musik“ hatte (Frankfurter Zeitung und Handelsblatt), mag entsprechende Neigungen der gesamten Familie vermuten lassen, wobei wir nicht wissen, wer John von Harder (und vermutlich seine Geschwister) in St. Petersburg und sicher auch noch in unserer Region musikalisch unterwiesen hat. Jedenfalls bestand für ihn keine Notwendigkeit, einem Brotberuf nachzugehen – gelegentlich komponierte er eben; hierbei ist die Kritik in der Neuen Zeitschrift für Musik des Jahres 1873 unerheblich, nach der „die Hardersche Muse […] die Sache eben nicht sehr ernst“ nahm. Ob John von Harder in irgendeiner Weise mit seiner Mutter zusammenarbeitete, die sich in Ingelheim, wo eine nach ihr benannte Straße an ihr Wirken erinnert, mit großer Leidenschaft wohltätigen Aufgaben hingab, ist noch zu ermitteln. Eine Verwandtschaft mit der Pianistin Marie von Harder, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts für Aufsehen sorgte, ist eher unwahrscheinlich.

Werke (sämtlich Lieder für Sst. und Kl. sowie in Offenbach bei André erschienen) — Die Wasserrose, Für Musik, Du bist wie eine Blume, Der Tod, der ist die kühle Nacht, Gondoliera, Leise zieht durch mein Gemüth, Veilchen op. 1–7 [1868]; D-DÜk (op. 3), D-OF <> Ein Fichtenbaum, Frühlingssehnsucht, Ja, du bist elend, Ich will meine Seele tauchen, Schwanenlied, Das Sternchen, Nacht liegt auf den fremden Wegen op. 8–14 [1873]; D-OF (op. 8–10, 12, 14)

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt und Wiesbaden <> Adressbücher Frankfurt und Wiesbaden <> Erik Amburger-Datenbank (online) <> [Nekrolog Alexander von Stieglitz], in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 10. Nov. 1884 (Abendblatt); [Nekrolog Natalie von Harder], in: Rigaisches Kirchenblatt 11. Juni 1882 <> Nachlassakte John von Harder sen.; D-Fsa (Best. H.15.15 Nr. 1871-215) <> Signale Nr. 2 (Jan.) 1868, S. 15; NZfM 4. Apr. 1873

Literatur — Art. Natalie von Harder, in: Ingelheimer Persönlichkeiten (digital) <> Art. v. Harder, Frl. Marie, in: Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon, hrsg. von Moritz Rudolph, Riga 1890

Abbildung: Titel des Lieds op. 5 mit Widmung an Schwester Natalie (1833–1911); D-OF


Axel Beer

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • harder.txt
  • Zuletzt geändert: 2024/02/11 12:25
  • von ab
  • angelegt 2024/02/10 20:41