HABERL, KARL (meist K. F. Haberl) * Wien 26. Sept. 1885 | † Eichberg (Eltville am Rhein) 1. Mai 1924; Pianist, Komponist

Als unehelicher (aber seit März 1886 legitimierter) Sohn des Drechslers Anton H. und Anna Nedved in Wien aufgewachsen, studierte Haberl im Jahr 1900 für ein Semester Fagottspiel am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bei Johann Böhm. Anschließend verliert sich seine Spur, bis wir ihm im Juni 1911 als Musiker bei seiner Heirat in Frankfurt/M. mit der Kassiererin Ludovika Maria geb. Grünthaler (* Augsburg 25. Aug. 1887 | † Frankfurt/M. 9. Juli 1959) wiederbegegnen. Die Adressbücher führen ihn bis 1914 als Kapellmeister, und es ist anzunehmen, dass er in dieser Funktion „lange Jahre im Frankfurter Wintergarten reiche Erfolge erntete“ (Homburger Zeitung 23. Sept. 1919). Aus jener Zeit stammen mehrere durch Martin Eichler verlegte Kompositionen, die Haberl wohl auch im Hinblick auf den eigenen Bedarf für Salonorchester arrangierte. Sein Orientalisches Marsch-Intermezzo Salem Aleikum wurde ein ausgesprochener Erfolg: in Frankfurt lassen sich zwischen 1914 und 1926 zahlreiche Aufführungen (insbesondere durch den Orchesterverein, aber auch zuletzt durch die Kapelle Paul Georgys) nachweisen; überregional finden sich etwa in den Niederlanden Belege für Aufführungen und Radioübertragungen (1920–1949). Die Jahre 1919/1920 verbrachte Haberl als Pianist in Bad Homburg, wo er abermals Werke für Klavier – und im Arrangement für Orchesterbesetzung – komponierte. Dass einzelne Stimmen im dortigen Stadtarchiv überliefert sind, lässt eine Verwendung durch die Kurkapelle vermuten. Spätestens 1921 kehrte er nach Frankfurt zurück und setzte dort seine Pianistentätigkeit fort. Haberl starb in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Eichberg im Rheingau. Seine Witwe heiratete im März 1925 den Postschaffner Franz Reul – unter den Trauzeugen befand sich die 27-jährige Klavierlehrerin Anna Reimann.

Werke — Kompositionen: Salem Aleikum. Orientalisches Marsch-Intermezzo (Kl.), Frankfurt: Eichler (Leipzig: Hofmeister) [1913]; D-B – TA: Berlin: Eichler [nach 1919]; AUS-CAnl, D-BABHkrämer (s. Abb.), D-Dl, D-SPlb, PL-Wn, RCH-Spuc digital) – dass. arr. (Salonorch.), Frankfurt: Eichler; D-KNh, D-Mbs (Leipzig/Frankfurter Impressum), DK-Kk (Leipziger Impr.), NL-Aoba – dass. arr. von Arthur Weber (Bandoneon), Berlin: Eichler [ca. 1920?]; D-LEu – dass. arr. von Max Villinger (Blasorch.), Berlin: Eichler; D-Cl – dass. arr. von B. Bernards (Mandolinenquart.), Berlin: Rob. Rühle [1921] – dass. arr. von P. Fries (Bandoneon), Dortmund: A. Weber [1920] <> Honved Liebchen. Ungarisches Marsch-Intermezzo (Kl.), Frankfurt: Eichler [1919]; D-B (Leipziger Impr.) – dass. (Orch. bzw. Salonorch.), ebd. [1919]; D-SWl (Berliner Impr.), NL-DHnmi (Berliner Impr.) <> Gruss an den Rhein. Lied (Sst., Kl.), Berlin: Eichler (1928); D-B <> Fern Andra-Boston und Königin der Nacht (Ma Belle). Valse Intermezzo (Boston) (Kl.), Bad Homburg: Grützner [1920] – beide zusammen als Tänze für Salonorchester, ebd. [1920] <> Aus der Wiener Stadt. Marsch (Orch.), Bad Homburg: Taunus-Verlag (Paul Grützner) [ca. 1919/20?]; D-BDHsta (2 hs. Orchesterst.) <> Tiroler-Marsch (Orch.) ebd. [ca. 1919/20?]; D-BDHsta (2 hs. Orchesterst.) <> Arrangements fremder Werke: Arthur Jaecks, Vergib, vergib, dass ich Dich lieb. Walzerlied (Salonorch.), Berlin: Eichler [1922] <> Ferdinand Wallner, Fleurs de Paris. Valse (Militärmusik), Leipzig: Eichler; NL-DHnmi

Quellen und Referenzwerke — KB Wien (Meidling) <> Standesamtsregister Frankfurt, Erbach (Rheingau) <> Adressbücher Wien, Frankfurt <> Studierendenliste des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Liste des Sophie Drinker Instituts) <> Homburger Zeitung 23. Sept. 1919 <> MMB

Abbildung: Titelseite der Berliner Titelauflage von Haberls Salem Aleikum; D-BABHkrämer

Kristina Krämer