ehlers


EHLERS, (JOHANN) WILHELM (eigentlich Johann Jacob Gerhard Ulrich) * Hannover 24. März 1776 | † Mainz 30. Nov. (nicht 29. Nov. bzw. 1. Dez.) 1845; Sänger, Gesangslehrer, Opernregisseur, Gitarrist und Komponist

Wilhelm Ehlers, dessen eigentliche Vornamen 1809 von der Wiener Zeitung (s. u.) verraten werden und sich genau so im Geburtseintrag finden, war Sohn eines „Vorreiters“ im könglichen Marstall in Hannover. Er debütierte 1796 als Sänger am Weimarer Theater und wird im gleichen Jahr bei seiner Eheschließung (s. u.) als „teutscher Schauspieler“ bezeichnet. Nach Engagements in Hamburg (1798/99–1800), Weimar (1801–05, unter Franz Seraph von Destouches), Berlin (1805), Wien (1805–14 mit Unterbrechungen), Breslau (1814–15), Prag (1815–16), erneut Breslau (1819–20), Ofen und Pest (1820–23), Graz (1823), wiederum Berlin (1824), Magdeburg (1825–26), Mannheim (1826–27) und Stuttgart ließ sich Ehlers 1829 in Frankfurt nieder, um „hier als Director einer musikalischen Privatanstalt einige Zeit in Ruhe zu verleben“ (Schilling); 1831 übernahm er die Direktion der Frankfurter Oper. Bereits 1816 war er dort sowie in Darmstadt als Gast aufgetreten und hatte 1827 (von Mannheim aus, wo er als Professor für Gesang und Deklamation, sowie Regisseur für Oper und Schauspiel wirkte) ohne Erfolg Großherzog Ludewig I. seine Pläne angetragen, in Darmstadt ein „dramatisches Singinstitut“ zu errichten. 1834 übernahm er die Funktion des Ober-Opernregisseurs der vereinigten Bühnen in Mainz und Wiesbaden und widmete sich, nach weiteren Stationen in Amsterdam (1836–38), Koblenz und Trier (1838–39) nach Mainz zurückgekehrt, als „Professor der Gesangslehre“ (also solcher begegnet Ehlers schon 1824 in Berlin) pädagogischen Aufgaben. Neben seinen übergeordneten Verpflichtungen veranstaltete Ehlers vielfach Konzerte, in denen er auch seine eigenen Lieder vortrug und sich auf der Gitarre begleitete (u. a. 1805 in Berlin und Halle, 1816 in Darmstadt und Frankfurt, 1822 in Preßburg, 1825 in Berlin, 1835 in Bonn und Wien). Von seiner ersten Ehefrau (Dorothea) Christiane geb. Knoken (Heirat Hannover 26. Mai 1796), die in Hamburg und Weimar mit ihm als Sängerin engagiert gewesen war, ihm aber 1807 den Rücken kehrte, ließ sich Ehlers im Mai 1810 scheiden. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit etwa einem Jahr mit der an seiner Seite in Wien als Sängerin tätigen Louise (eigentl. Aloysia) geb. Jonas (* ca. 1790 | † Wien 18. Okt. 1812) verheiratet (gemeinsame Töchter get. in Preßburg 24. Jan. 1810 und Wien 29. Okt. 1811). Ehlers’ letzte Ehefrau, die Schauspielerin Wilhelmine geb. Barlow (ca. 1798–1875), die ihm noch 1821 in Preßburg eine Tochter geboren hatte, lebte seit 1822 getrennt von ihm und war zum Zeitpunkt seines Todes in Riga wohnhaft. Wilhelm Ehlers war Johann Wolfgang von →Goethe (1818 Taufpate des Sohns Wolfgang in Weimar), Carl Maria von →Weber und Giacomo Meyerbeer freundschaftlich verbunden. Ein kreatives Miteinander pflegte Ehlers auch mit Beethoven, der ihm nicht nur das Opferlied (op. 121b; Frühfassung) für ein Konzert in Pressburg (23. Dez. 1822) komponierte, sondern ihm auch gerne zugestand, aus bereits veröffentlichten Werken eine Oper Simson zu formen.

Werke — [24] Gesänge mit Begleitung der Chitarra (neben 10 Liedern von Ehlers weitere von ihm arrangierte von Zelter, Paisiello, Reichardt, Hurka, von Winter, Martín y Soler, Latrobe, Zumsteeg, Louise Reichardt), Tübingen: Cotta 1804 [erschienen bereits 1803]; A-Wst, D-ESfuk, D-Mbs (digital) – Texte teils gleichzeitig (und mit Verweis auf die Kompositionen) in Taschenbuch auf das Jahr 1804, hrsg. von Wieland und Goethe, Tübingen: Cotta 1804 – 2. Aufl. der Gesänge 1808; Nachdruck (Vier und Zwanzig Gesänge) Berlin: Werckmeister [1808] <> [12] Deutsche Gesänge mit Begleitung der Chitarra oder des Claviers, Autograph mit Widmung an Maria Pawlowna Erbprinzessin von Sachen-Weimar-Eisenach [Ende 1804/1805]; D-WRz (digital) <> Sammlung deutscher Gesänge aus den besten deutschen Dichtern (Sst., Kl./Git.), 1. Lieferung, Wien: Steiner [1812]; A-Wgm, A-Wn <> Sammlung deutscher Gesänge aus den besten deutschen Dichtern (Sst., Kl./Git.), 2. Lieferung, ebd. [1814]; D-Mbs <> Lieder (Sst., Git./Kl.) op. 2, Leipzig: Hofmeister [1817]; A-Wn, D-B, D-DÜk, D-F <> Einzeln sowie in zeitgenössischen und späteren Sammelwerken veröffentlichte Lieder entstammen sämtlich den genannten Sammlungen und sind teils Bearbeitungen. Die „Travestie“ Prinz Hamlet (UA Berlin 1825) enthält neben einer „Eröffnungsmusik“ und einer „Zwischenmusik“ von Ehlers lediglich von ihm „gewählt[e] und arrangirt[e]“ „Musik- und Gesangsstücke“ – Libretto Berlin [1825]; D-F, D-Mbs (digital) <> Zu einer 1839 angekündigten Herausgabe der „eigenen Compositionen […] mit Anecdoten“ über die „Dichter-Heroen“ (Europa. Chronik der gebildeten Welt, hrsg. von August Lewald, Stuttgart 1839, S. 476) kam es nicht. <> Neben den genannten Arrangements weitere Bearbeitungen, darunter die aus Werken Beethovens (Musik zu Die Ruinen von Athen und Die Weihe des Hauses) gewonnene einaktige Oper Simson, die Ehlers 1827 Schott in Mainz vergeblich anbot.

Quellen — KB Hannover (Kreuzkirche und Schlosskirche); KB Preßburg; KB Wien (St. Josef ob der Laimgrube); Zivilstandsregister Mainz <> Akte Ehlers in D-DSsa (D 12, 9/9; digital) <> Mitteilungen der Stadtarchive Mainz und Hannover <> Briefe Ehlers’ (2, 1840) an Louis Spohr sowie Zeugnis Spohrs für Ehlers (1830; s. Spohr-Briefe, hrsg. von Karl Traugott Goldbach); Brief an Schott in Mainz (1827; digital); weitere Briefe (29, 1815–1845, u. a. an Meyerbeer) s. Kalliope; Brief Beethovens an Ehlers, Wien 1. Aug. 1826, sowie Erwähnungen in den Konversationsheften <> Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher, hrsg. von Heinz Becker (und Gudrun Becker), Bände I–III, Berlin 1960–1975 (s. Register) <> Wiener Zeitung 8. März 1809 (gerichtliche Vorladung der 1807 abhanden gekommenen ersten Ehefrau des Sängers, dessen eigentliche Vornamen hierbei genannt sind); AmZ (s. Register) <> NN., Wilhelm Ehlers (Nekrolog), in: Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das Jahr 1846, S. [102]–104 <> Wiener Theater-Zeitung 24. Okt. 1812 (Nekrolog Louise Ehlers), 27. Juni 1820, 29. Juli 1820 (Wilhelm Ehlers Rechtfertigung über seine Verwaltung der Opern-Regie in Breslau, S. 364), 21. Aug. 1824, 4. Jan. 1827, 30. Mai 1835, 19. Aug. 1836 u. öfter; Bonner Wochenblatt 17. Sept. 1835 <> HmL

Literatur — ADB, Bernsdorf, EitnerQ, Ledebur, Mendel/Reissmann, SchillingE, StiegerO <> Peth 1879, S. 196 <> Wilhelm Kosch, Deutsches Theaterlexikon, Bd. 1, 1953 <> BeerEM (s. Register) <> Art. Ehlers, Wilhelm, in: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe (WeGA), digitale Edition; Stand: 16. Jan. 2024

Abbildung: Wilhelm Ehlers in der Rolle des Don Juan, kolorierte Lithographie des Mainzer Lithographen David von Zabern (1809–1847); D-DS (digital)


Axel Beer | Kristina Krämer

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  • angelegt 2018/03/27 01:09