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BRAUN, FRANZ CHRISTOPH * Kreuznach 13. Nov. 1766 | † Oppenheim 9. Juni 1833; Pfarrer, Dichter, Komponist

Braun, der in seinem fünften Lebensjahr beide Elternteile – seinen Vater, den Organisten und Präzeptor Heinrich Christoph Braun (im Taufeintrag: Johann Christophel; * Kreuznach 11. Nov. 1733 | † ebd. 27. Juni 1771), und seine Mutter Maria Jacobina geb. Sauermann († Kreuznach 9. Mai 1771), die Tochter des Schulmeisters und Organisten Gottfried Sauermann – verlor, wuchs sicherlich in einem kirchennahen Umfeld auf. Dass der Heidelberger Wallonische Pfarrer Franz Christoph ab Hospital als sein Taufpate fungiert hatte, deutet ebenfalls darauf hin. Braun immatrikulierte sich am 5. Juli 1785 an der Heidelberger Universität und wurde im Anschluss an sein Theologiestudium, das er der Literatur zufolge in Halle und Jena fortgesetzt hatte (bislang anhand der Matrikel nicht belegt), 1789 Vikar in Seckenheim. Im selben Jahr trat er erstmals mit einem von ihm verfassten Schauspiel an die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, dass es „durchs Lesen einiges Vergnügen aber mehr Belehrung bewürken möge“ (Vorbericht zu Mariane von Lindheim) – insbesondere das Vergnügen wurde einem Rezensenten nicht zuteil, der vielmehr auf Zurückhaltung Brauns hoffte, „wenn ihn ja wieder der Dämon der Auctorsucht plagt, das Publicum mit einem neuen Geistesproducte heimzusuchen“ (Rezension von „J . . r“, in: Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung 15. Jan. 1790). Seit 1790 war Braun zweiter und seit 1797 erster reformierter Pfarrer und Inspektor in Oppenheim (bis 1824 reformiert, dann evangelisch), versah aber auch die Pfarrstellen in Dienheim und Rudelsheim. Zu seiner dichterischen kam eine musikalische Beschäftigung, die in mehreren Kompositionen mündete. Inwiefern er sich als praktischer Musiker betätigte, ist allerdings ungewiss. Braun stand im Kontakt mit Gottfried Weber und Johann Christian Heinrich →Rinck. Letzter widmete ihm seine Leichten Orgelpräludien op. 49 (Mainz: Schott [1817]). Weiterhin engagierte sich Braun als Präsident eines Wohltätigkeitsausschusses für die Verlegung des Dorfes Rudelsheim zum Schutz vor weiteren Hochwasserschäden und war 1820/21 sowie 1823/24 für den Wahlbezirk Rheinhessen 6 Oppenheim Mitglied der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Braun war mit Philippine Wilhelmine Henriette Petri, der Tochter des Apothekers und Kirchenältesten Wilhelm Petri, verheiratet (Heir. Oppenheim 3. Mai 1791). Der gemeinsame Sohn Johann Wilhelm Braun (* Oppenheim 28. Apr. 1800) war später u. a. als Pfarrer zu Niederflörsheim tätig.

Werke (Fundorte der nichtmusikalischen in Auswahl) — Kompositionen: Die Macht des Glaubens an Unsterblichkeit von Klopstock (Sst., Kl.; Widmung an Großherzog Ludewig I.), [Mainz]: [Schott] [1818]; s. RISM B/BB 4272 <> Ein Rundgesang (3–4st. Chor; geplante Widmung an Rinck), 1819 Schott angeboten, wurde nicht verlegt und ist nicht überliefert, auch sind die zeitgleich pauschal angekündigten Beiträge für die Sammlung Maurerischer Liederkranz nicht überliefert, so sie denn überhaupt eingereicht wurden. <> dramatische Werke: Mariane von Lindheim oder Weiber Größe und Männer Schwäche. Ein Schauspiel in einem Aufzug (Widmung an Freifrau Mariane von Franck), Mannheim: Tobias Löffler 1789; A-Wn (digital) – dass. als Die Familie von Lindheim ein Schauspiel in einem Aufzuge, Mannheim: Tobias Löffler 1796; D-B (digital) <> Ferdinand und Elise, oder Rückkehr von der Schwärmerey zur Vernunft. Ein Schauspiel in vier Aufzügen (Widmung an seinen „Gnädigen Gönner und Freund“ Reichsfreiherr Johann Christian von Frank), Heidelberg: F. L. Pfähler 1789; A-Wn (digital), D-HEu (digital), D-KA, D-KNu (digital) <> Die schöne Eiche bei Babenhaussen oder Bürgerfreude und Bürgerglück. Zu der Feier des Hessischen Friedens mit der Republik Frankreich. Ein Familiengemälde in 2 Aufzügen (Widmung an Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel), Frankfurt/M. 1795; A-Wn (digital), CZ-Pu (digital), D-MGs <> (Zuschreibung unsicher, seit ca. 1830 an Benedikte Naubert:) Friedrich der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz, der Mark Aurel des Mittelalters, treu nach der Geschichte bearbeitet, 2 Bde., Leipzig 1796 <> Schriften: Historische Uebersicht der vielfachen Unfälle, welche die Gemeinde Rudelsheim, (Provinz Rheinhessen) durch Eisgänge und Ueberschwemmungen erlitten hat, weshalb Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein etc. dieser Gemeinde die Verlegung ihrer Wohnungen in die bergige Gegend ihrer Gemarkung zu genehmigen allergnädigst geruheten. Bitte an edle Menschenfreunde, um wohlwollende Begünstigung und Unterstützung dieser bedeutenden Unternehmung, im Namen des Wohlthätigkeits-Ausschusses, Mainz: Theodor von Zabern (1820); D-MGu (digital) <> Rechenschaft des Wohlthätigkeits-Ausschußes für die unglückliche Gemeinde Rudelsheim, über die bisherigen Arbeiten wegen der Verlegung des Dorfes auf die höheren Gemarktheile unter dem Namen Ludwigshöhe, unter Anfügung der lithographirten Bauplans; nebst einer kurzen Nachricht über die Festlichkeiten, welche bei Legung des Grundsteins am 25ten August d. J. statt fanden, Mainz: Theodor von Zabern 1822; D-Mbs (digital) <> Der Sylvester-Abend von 1825 in der St. Katharinenkirche zu Oppenheim. Gottesdienstliche Andacht zur Erinnerung an die Denkwürdigkeiten in dem ersten Viertheile des neunzehnten Jahrhunderts. Zum Besten der Katharinenkirche, Mainz: Wirth 1826; D-DS, D-MZs

Quellen und Referenzwerke — KB Kreuznach (ref.); KB Oppenheim (ref.) <> Gustav Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg (Teil 4, 1704–1807), Heidelberg 1903, S. 339 <> Akten betr. Rudelsheim bzw. Ludwigshöhe; D-DSsa (Best. D 12, Nr. 31/45) <> Nachweise über Akten zu Brauns Pfarrdienst; ehem. D-DSsa (Best. E 5 C alt) <> 4 Briefe an Schott in Mainz; D-B (1819), D-Mbs (1817, 1818, 1833) <> Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung 15. Jan. 1790; Allgemeine Literatur-Zeitung 6. Dez. 1790; Wochentliches Extrablatt der Hanauer Neuen Europäischen Zeitung 2. Okt. 1793; Hanauer Neue Europäische Zeitung 20. Okt. 1795, 22. Okt. 1795, 24. Okt. 1795, 2. Nov. 1795; Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung 20. Apr. 1796, 8. Juni 1796; Allgemeiner Litterarischer Anzeiger 24. Sept. 1801; Frankfurter Ober Postamts Zeitung 7. Febr. 1817, 5. Dez. 1822; Allgemeine Kirchen Zeitung 21. Febr. 1826

Referenzwerke und Literatur — Art. Braun (Franz Christoph), in: Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexicon der jeztlebenden teutschen Schriftsteller, 5. Aufl., Bd. 1 und Bd. 11, Lemgo 1796 bzw. 1805 <> Art. Braun, Franz Christoph, in: Heinrich Eduard Scriba, Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogthums Hessen, 2. Abteilung, Darmstadt 1843 <> Art. Braun, Franz Christoph, in: Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten, Leipzig 1884 <> Wilhelm Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Provinz Rheinhessen und die kurpfälzischen Pfarreien der Provinz Starkenburg, Darmstadt 1928, S. 129, 234, 236, 246 <> Art. Braun Franz, in: Wilhelm Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 1, Klagenfurt 1953 <> Art. Braun, Franz Christoph, in: Hessische Parlamentarismusgeschichte online <> Art. Braun, Franz Christoph, in: Hessische Biographie online

Abbildung 1: Titelseite zu Die Macht des Glaubens an Unsterblichkeit; D-Mbs (digital)

Abbildung 2: Die von Braun dramatisch verarbeitete „Schöne Eiche“ bei Babenhausen-Harreshausen, Foto: Kristina Krämer (im März 2019)


Kristina Krämer

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