Blenkner (Familie)
(auch Blenckner; nicht Blenker)
(1) Ignaz (von Loyola) (auch Joseph) * Miltenberg ca. 1750 | † Mainz 2. Juli 1823; Organist
(2) Johann Adam (Joseph) get. Mainz 1. März 1783 | † ebd. 1. Aug. 1832; Sohn von (1), Organist
(3) (Johann) Peter get. Mainz 22. Apr. 1794 | † ebd. 9. Mai 1856; Sohn von (1), Buchbinder, Organist, Musiklehrer
(1) Ignaz Blenkner immatrikulierte sich Anfang 1771 (als „paup[er]“) zum Theologiestudium in Mainz. Seit 1779 war er Organist am dortigen Rochus-Hospital (im Hofkalender 1777 und 1778 ist, Andreas Neberle nachfolgend, ein Johann Christoph Blenkner in dieser Position genannt, der sich bislang nicht identifizieren ließ – vielleicht war dies bereits Ignaz Blenkner, der anschließend bis 1797 aufgeführt ist). Daneben war er zudem in der Nachfolge Johann Friedrich Starks von 1794 bis 1797 Domorganist. Die Annahme, dass er auch als Domschullehrer im Mainzer Hofkalender geführt sein soll (vgl. Pelz 1994), basiert auf einem Lesefehler und ist ein Irrtum. Rückwirkend zur Wiedereröffnung des Gottesdienstes im Dom im August 1804 (nach starker Beschädigung während der französischen Besetzung und religionspolitischem Umbruch) wurde Blenkner abermals als Domorganist bzw. Organist des neuen Domstifts angestellt und hatte diesen Posten bis zu seinem Tod inne. Aus seiner 1775 mit (Anna) Clara geb. Koehler (auch Koehlein, Kehl(e)) gingen mindestens 15 Kinder hervor, wobei Blenkner „die Ausübung der Musik nur dem männlichen Geschlecht reservirt wissen“ wollte (vgl. Rückert) und somit nur den Söhnen eine entsprechende Ausbildung angedeihen ließ. Seine Tochter (Maria) Franziska (get. Mainz 25. März 1778 | † Bruchsal 28. Sept. 1848) ehelichte 1804 den aus Wien gebürtigen und in Bruchsal als Hofmusiker angestellten Witwer Matthias Orbin (* ca. 1761 | † Bruchsal 4. Mai 1833).
(2) Johann Adam Blenkner wurde ebenfalls Organist, zunächst an St. Ignaz, und trat 1823 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters (1) als Mainzer Domorganist an. Seine Mutter Clara hatte sich für ihn um die Stelle beworben und sie – insbesondere vor dem Hintergrund der langen Dienste ihres Mannes – zu ihrer finanziellen Absicherung formal erhalten. Unter den Mitbewerbern befanden sich Joseph Bellroth, der Schullehrer Sebastian Albrecht (1775–1846) aus Hechtsheim und der Mainzer Organist Johann Lorenz Bayer (1758–1826). Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1825 sollte die Domorganistenstelle neu vergeben werden, wobei die Chancen für Johann Adam Blenkner aufgrund seines vom Domkapitel als „mangelhaft“ erachteten Orgelspiels und seiner „üblen Reputation“ gering waren (zit. nach Pelz 1994, S. 249f.). Auch der Hinweis darauf, dass sein Vater Ignaz seinerzeit die Domorgel für 1.000 fl. von Johann Friedrich Stark erworben habe, änderte nichts. Offenbar keinen anderen Ausweg sehend, drohte Blenkner dem avisierten Nachfolger Joseph Bellroth, er würde „mit zwey Pistolen ein Unglück anfangen“, wenn dieser die Stelle antrete (zit. nach ebd., S. 250). Statt Bellroth, der Blenkners Drohung nachgab, wurde schließlich Martin Holler sein Nachfolger. Blenkner war seit 1810 verheiratet mit der Chirurgentochter (Maria) Barbara geb. Martin (get. Mainz 15. Dez. 1791 | † ebd. 26. Apr. 1859), von der er jedoch getrennt lebte.
(3) Peter Blenkner übte im Laufe seines Lebens mehrere Berufe aus. Bei seiner Eheschließung mit der Landwirtstochter Antonette geb. Grünewald (* Büdesheim 8. Aug. 1788 | † Mainz 24. Jan. 1840; unter den Trauzeugen der Musiker Mathias Hagen) ist er als „relieur“ (Buchbinder) bezeichnet. Wohl in dieser Funktion übernahm er von Mai bis August 1818 mehrere Arbeiten für den Musikverlag Schott (siehe Einträge im Lohnbuch). In den Mainzer Adressbüchern von 1825 bis 1846 ist er zumeist als Organist geführt (davon abweichend nur 1833 als Musiklehrer), anschließend kurzzeitig als Kleinhändler und 1853 als Privatier. Öffentlich Notiz wurde von ihm genommen, als Karl Theodor Winkler, der Königl. Sächsische Hofrat und Vormund der minderjährigen Kinder des verstorbenen Carl Maria von Weber, 1829 eine Warnung in der Fachpresse inserierte: „Es hat sich ein Betrüger, der sich P. Blenkner, Organist in Mainz, unterschreibt, erfrecht, Abschriften der Partitur von Karl Maria v. Weber’s ‚Oberon‘ für einen Preis, der sogleich den Diebstahl zu erkennen gibt, auszubiethen. […]“ (Allgemeine Theaterzeitung (Wien) 5. Dez. 1829). Als Organist und Musiklehrer schloss er 1841 seine zweite Ehe – mit Catharina Margaretha geb. Eder (* Mainz 7. Juni 1810).
Quellen und Referenzwerke — Kirchenindexkarten Mainz; Familienregister Mainz; Zivilstandsregister Mainz <> KB und Standesbücher Bruchsal <> Kurmainzischer Hof- und Staats-Kalender 1779–1797 <> Adressbücher Mainz <> Einträge im [Schott] Taglohn und Arbeiter Zalungs[!] Buch [1818–1822]; D-MZsch <> Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 5. Sept. 1823; Allgemeine Theaterzeitung (Wien) 5. Dez. 1829 <> K. Th. Rückert, Johann Bapist Orbin, in: Badische Biographieen, hrsg. von Friedrich von Weech, Teil 3, Karlsruhe 1881, S. 289–310 (hier insb. S. 290f.) <> Verzeichnis der Studierenden der alten Universität Mainz, hrsg. von Josef Benzing und Alois Gertsch, Wiesbaden 1979 (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 13)
Literatur — Gottron 1959 <> Bösken 1967, S. 173 <> Werner Pelz, Die Mainzer Domorganisten des 19. Jahrhunderts, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 46 (1994), S. 247–260 (dort weitere Quellen) <> Werner Pelz, Kirchenmusik in Mainz am Übergang von der kurfürstlich-erzbischöflichen Residenz und Metropole zur Hessen-Darmstädtischen Bischofs- und Provinzstadt, in: Kirchenmusik zwischen Säkularisation und Restauration, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riedel, Sinzig 2006, S. 267–286 (hier S. 274)
Kristina Krämer