Johann Christian Köhler


KÖHLER, JOHANN CHRISTIAN * (Barby-) Groß Rosenburg (Saale) 31. Juli 1714 (lt. KB Groß Rosenburg am 32. Juli [sic!!!] getauft) | † Frankfurt/M. (nicht in Reisdorf bei Jena) 12. Mai 1761; Orgelbauer

Der Sohn des Schreinermeisters Friedrich Köhler (* Groß Rosenburg um 1680 | † Frankfurt 9. Dez. 1758) erlernte bei einem unbekannten Lehrherrn den Orgelbau; er arbeitete als Geselle des Darmstädter Hoforgelmachers Johann Conrad Wegmann, unter anderem auch am Bau der Orgel für die Frankfurter Barfüßerkirche, und erwarb 1729 eine Bestallung für die Grafschaft Nassau-Usingen. 1739 heiratete er Wegmanns Witwe Maria Hedwig und übernahm die mit dem Darmstädter Privileg ausgestattete Werkstatt. Nach der Verlegung der Werkstatt nach Frankfurt/M. um 1740 erhielt er 1753 das Frankfurter Bürgerrecht. Sein Nachfolger wurde sein Stiefsohn Philipp Ernst Wegmann, den K. zum Orgelbauer ausbildete; sein einziger leiblicher Sohn starb im Alter von zehn Jahren. Zu K.s Gesellen gehörte Johann Georg Linck. Aus Köhlers Werkstatt sind 39 ein- oder zweimanualige Neubauten nachweisbar, insbesondere im Rheinhessischen und im Rhein-Main-Gebiet bis nach Franken; ihre Gestaltung ist vom Geschmack des Rokoko geprägt. Zu seinen größten Instrumenten gehörten die 1744–1747 erbaute Orgel für das Dominikanerkloster in Frankfurt/M. (II/P/25), 1808/1809 in die St. Leonhardskirche umgesetzt und 1867 durch ein Instrument von Walcker ersetzt; die 1749 für die Hospitalkirche St. Anna in Limburg an der Lahn erbaute Orgel (I/P15), 1918 durch ein Instrument von Carl Horn ersetzt; die 1750–1752 erbaute Orgel für den Limburger Dom (III/P/36), deren Prospekt bereits 1877 und deren Registerbestand im 20. Jahrhundert verlorengegangen ist; die 1758 erbaute Chororgel des Wetzlarer Doms (II/P/21), die bereits 1831 von Johann Georg Bürgy umgebaut und 1844 durch einen Neubau von Loos ersetzt wurde. Mindestens teilweise erhalten sind 13 Orgeln.

Erhaltene Werke (in Auswahl) — 1747 Oberweimar, Martinskirche (ev.) (I/P/15); nach einigen Umbauten des 19. Jahrhunderts und Weltkriegsschäden sind noch sechs Register und der Prospekt erhalten, 1971 und 2010/2011 von Gerald Woehl restauriert <> 1748 Pfungstadt (ev.) (I/P/10), 1825 an St. Dionysius Kelkheim-Münster verkauft <> 1752 Rückershausen (ev.) (I/P/9); 1972 restauriert von Oberlinger <> 1752 Trebur, Laurentiuskirche (II/P/20), 1843 von der Talkirche Eppstein ersteigert; nach einem Neubau von Oberlinger ist das Gehäuse erhalten <> 1753 Bechtheim (Hünstetten) (ev.) (II/P/9) <> 1753 Allendorf (ev.) (I/P/7); 1822 von Daniel Raßmann repariert, 1984 Restaurierung durch Günter Hardt, Weilmünster-Möttau <> 1753 Kloster Ebrach, Evangelienorgel (IIP/22); 2012 durch Klais restauriert <> 1753/1754 Haintchen, Pfarrkirche St. Nikolaus (I/P16); 1969 durch Klais restauriert <> 1754 Wallau (ev.) (I/P/16); 1979 von Gerald Woehl (Marburg) restauriert <> 1753–1755 Würzburg, Käppele (II/P/26); Prospektpfeifen und Gehäuse sind erhalten, 1991 von Vleugels rekonstruiert und um vier Register erweitert <> 1758–1760 Bamberg, Unsere Liebe Frau („Obere Pfarre“) (II/P/24), vollendet von Johann Michael I Schott (Bamberg), der lange als Erbauer der Orgel galt; 1855 umgebaut von Josef Wiedemann, 1926 Neubau im Prospekt Köhlers von Steinmeyer (Oettingen) <> 1760 Kloster Ebrach, Epistelorgel (I/P/13), 2012 von Klais restauriert.

Quellen — KB Frankfurt, Groß Rosenburg, Darmstadt (luth.)

Literatur — Wilhelm Strube, Johann Christian Köhler, ein unbekannter mitteldeutscher Orgelbauer in Hessen-Darmstadt, in: Ars Organi 13 (1965), S. 885–886 <> Hans Martin Balz, Orgeln und Orgelbauer im Gebiet der ehemaligen hessischen Provinz Starkenburg. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaus, Marburg 1969 <> Bösken 1967 <> Bösken 1975 <> Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Historische Orgeln in Unterfranken, München und Zürich 1981 <> Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Historische Orgeln in Oberfranken, München 1982 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Hans Martin Balz und Reinhard Menger, Alte Orgeln in Hessen und Nassau, Berlin 21997 <> Hermann Fischer, Johann Christian Köhler, Orgelbauer in Frankfurt am Main, in: Acta Organologica 31 (2009), S. 217–275 <> Hans-Wolfgang Theobald, Zu den Chororgeln von Johann Christian Köhler in der ehem. Abteikirche Ebrach, in: Ars Organi 66 (2018), S. 181–184 <> Hermann Fischer, Art. Köhler, Johann Christian, in: Frankfurter Personenlexikon online

Abbildung: Orgel der Eppsteiner Talkirche; Foto für MMM2 von Frau Monika Rohde-Reith (Stadtarchiv Eppstein)


Birger Petersen