SCHÖLTZEL, (CARL) ARTHUR * ca. 1833 | † Budweis (České Budějovice) 3. Sept. 1906; Offizier und Komponist
Obwohl Arthur Schöltzel nur wenige Monate in Mainz verbrachte – der Mainzer Anzeiger (2. Febr. 1867) spricht vom „zur Zeit hier im Urlaub weilenden k. k. Hauptmann“ –, dürfen wir ihn nicht übergehen. Als Hauptmann des österreichischen Infanterie-Regiments Freiherr von Wernhardt war er Chef der Militärkapellmeister Ludwig Jeschko und Johann Hopf, die in den 1850er und 1860er Jahren wesentliche Träger des Mainzer Musiklebens waren: Die Konzerte der Kapellen erfreuten sich eines enormen Zuspruchs, und das vielfältige Repertoire beinhaltete neben Referenzen an die musikalische „Hochkultur“ zwischen Mozart und Wagner vor allem jenes klingende Naschwerk in Form von Polkas, Quadrillen, Märschen und Potpourris, dessen gesellschaftlichen Anspielungsreichtum wir heute nur noch in geringen Ausschnitten wahrnehmen, zumal die Wissenschaft derlei allenfalls mit spitzen Fingern anfasst. Dass Schöltzel überhaupt in der Region weilte, war wohl der Auszeichnung geschuldet, die er in Form des Ritterkreuzes mit Schwertern des Herzoglich Nassauischen Adolph-Ordens entgegennehmen durfte; und dass er nicht nur selbst zu den Musikliebhabern zählte, sondern auch als Komponist in das musikalische Miteinander eingriff, erfordert unsere besondere Aufmerksamkeit: Stücke aus seiner Feder wurden in Mainz sogar von der preußischen Militärkapelle unter Ernst Teschner gespielt sowie von gleich mehrere Verlagen der Region veröffentlicht. Gegen Ende seines Aufenthalts am Mittelrhein erfuhren die Leserinnen und Leser des Mainzer Anzeigers unter der bemerkenswerten Überschrift Feuerwehrmusikalisches (25. Juni 1867), dass Schöltzel, der „unermüdliche Komponist“, der Mainzer Feuerwehr „einen ausgezeichnet gelungenen Feuerwehr-Marsch dedicirt hat.“ Um diese Zeit war Schöltzel wieder nach Wien zurückgekehrt, wo bereits 1864 von seiner musikalisch-schöpferischen Freizeitbeschäftigung – er hatte einen Waffenbrüdermarsch komponiert – in der Presse berichtet wurde. Später lebte er zeitweise in Ungarn (um 1871) sowie als pensionierter Major in Budweis, dessen komfortable Situierung sich anhand der Dienerschaft zeigt, die ihn bei Kuraufenthalten u. a. in Karlsbad begleitete.
Werke — (sämtlich für Kl.; teils auch Orchesterstimmen): Kameraden-Marsch op. 17, Mainz: Herf & Wolff [ca. 1866] <> Trentinaglia-Marsch op. 22, ebd. – TA Gebr. Wolff [1874] als op. 14 <> Waffenbrüder-Marsch op. 27, ebd. <> Fantasten-Quadrille op. 28, Offenbach: André [1866]; D-OF (s. die Abb.) <> Allegria-Marsch op. 28 [bis], Mainz: Herf & Wolff – TA Gebr. Wolff [1874] als op. 25 <> Louisen-Polka op. 29, ebd. – TA Gebr. Wolff [1874] als op. 18 <> Wiener Souvenir-Marsch op. 32, ebd. <> Mélancolique-Polka op. 33, ebd. <> Georginen-Polka op. 34, ebd. <> „Bruder-Lustig“-Marsch op. 35, ebd. <> Erbprinz Wilhelm-Marsch op. 36, ebd. <> Cajetan-Polka op. 41, ebd. [1866]; D-OF <> Josephinen-Polka op. 43, Mainz: Schott [1867]; D-B <> Liebessehnen op. 45, ebd. [1867]; D-B <> Moquirer-Polka (schnell) op. 46 (erstmals im Carnevals-Concert der Wiesbadener Kurkapelle unter Kéler Béla am 18. Febr. 1867 in Mainz), Mainz: Herf & Wolff [1867] <> Mainzer Künstlerclub-Marsch op. 47, ebd. <> Offenbar nicht im Druck erschienen der genannte Feuerwehr-Marsch und ein Marsch Vivat Mainz, der von Teschners Kapelle am 19. Mai 1867 erstmals aufgeführt wurde. Bei Haslinger in Wien kam 1872 ein Jubiläums-Marsch heraus (A-Wn).
Quellen — Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthums, Wien (1866 u. ö.) <> Wiener Zeitung 28. Mai 1864 u. ö.; Fremden-Blatt (Wien) 12. März 1866; 15. Juni 1866, 26. Mai 1871 u. ö.; Mainzer Anzeiger 2. Febr. 1867, 3. Febr. 1867, 15. Febr. 1867, 18. Febr. 1867, 21. Apr. 1867, 19. Mai 1867, 1. Juni 1867, 8. Juni 1867, 25. Juni 1867, 11. Juni 1867 u. ö.; Neue Freie Presse (Wien) 5. Sept. 1906 <> Cur-Liste Karlsbad 10. Sept. 1896, 1. Sept. 1897, 10. Mai 1900; Badener Bade-Blatt 23. Mai 1906 <> Musikalien-Verlag von Herf & Wolff (Verzeichnis) [1867]; D-Kbeer <> Carl Rühle’s Musik-Verlag in Leipzig. Haupt-Katalog, Leipzig [ca. 1900]
Abbildung: Titel der bei André in Offenbach 1866 erschienenen Fantasten-Quadrille; D-OF
Axel Beer