vollweiler

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VOLLWEILER (Familie)

(1) Georg Jacob (fälschlich Johann Georg), * Eppingen 29. Nov. 1770 | † Heidelberg 17. Nov. 1847; Musiklehrer, Chorleiter, Musikschriftsteller und Komponist

(2) Carl (Charles, Karl), * Offenbach (nicht Frankfurt bzw. Hanau) 27. Nov. 1813 | † Heidelberg 27. Jan. 1848 (nicht 1847); Sohn von (1), Pianist, Klavierlehrer, Komponist

(3) andere Namensträger


(1)


Nach seiner Ausbildung in Heidelberg (um 1786) fand Georg Jacob Vollweiler eine Anstellung als Cellist im Mannheimer Orchester. 1799 übersiedelte er nach Offenbach und wurde Mitarbeiter des Musikverlags André, den Johann Anton André (er war seit 1792 Kompositionsschüler Vollweilers in Mannheim gewesen) in diesem Jahr nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte. 1805–1807 lebte Vollweiler als Leiter der von Andrés Bruder Philippe begründeten und als Filiale des Offenbacher Unternehmens dienenden Druckerei (Polyautographic Printing Office) in London. Anschließend kehrte er nach Offenbach zurück, wo er die Geschäftsführung des Verlags übernahm, lebte seit 1814 erneut zeitweilig in London und ließ sich 1820 als Musiklehrer in Frankfurt/M. nieder, bevor er in gleicher Funktion und ohne eine öffentliche Anstellung zu bekleiden 1835 nach Heidelberg ging; hier widmete er sich überdies verstärkt musikthoretischen Arbeiten. Während seiner Frankfurter Zeit waren Carl Arnold, Anton Bernhard Fürstenau, Ferdinand Hiller, Aloys →Schmitt und Wilhelm →Speyer seine Schüler. Zumal Vollweiler nach Ausweis des Nekrologs in der AmZ als Musiker und Lehrer „zu den Wenigen“ zählte, die „still und geräuschlos ihre Aufgaben lösen“, genoss er hohe Anerkennung bei den Zeitgenossen.

WerkeKompositionen: Variations d’une difficulté progressive Nr. 1–3 (Kl.; seinem Sohn Carl gewidmet), Offenbach: André [1819]; D-OF, D-Tu (digital, s. Abb.) <> Sonatine (Kl., Vl., Vc. ad lib.), ebd. [1822]; D-OF, NL-DHnmi <> theoretische Werke: Elementar-Gesang-Unterricht, besonders für Schulen, Mainz: Schott [1844]; B-Ac <> Anleitung zum Elementarunterricht im Klavierspiel, Mainz: Schott [1844]; NL-DHnmi <> Beiträge zur Caecilia (Mainz: Schott) 1828–1833

Quellen und Referenzwerke — Briefe (1793–1797, 1835–1840) und weitere Quellen in D-OF, s. Kalliope <> Senatssupplikation 97/24 [1820–1835] (Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt) <> Nekrologe in Didaskalia 23. Nov. 1847; NZfM 29. Nov. 1847; AmZ 1. Dez. 1847; Wiener allgemeine Musik-Zeitung 11. und 14. Dez. 1847 (ausführlich) <> MMB <> Mendel/Reissmann <> Constapel 1998

Literatur — Reinhold Sietz, Art. Vollweiler in MGG1 <> Harald Pfeiffer, Heidelberger Musikleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Heidelberg 1989 <> Michael Kassler, Vollweiler’s Introduction of Music Lithography to England, in: ders., The Music Trade in Victorian England, Farnham 2001, S. 451–505 (hier weitere Quellenangaben insbesondere zur Londoner Zeit)


(2)


Carl Vollweiler erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater und weiterhin von Peter Horr und Aloys Schmitt in Frankfurt. Seit 1826 trat er dort öffentlich als Pianist auf und unternahm 1832 eine Konzertreise durch Süddeutschland mit dem Darmstädter Hofklarinettisten Wilhelm Wagner. In dessen Begleitung brach er 1834 zu einer weiteren Tour durch Holland (Konzerte in Den Haag und Rotterdam im April 1834), Norddeutschland (Hamburg Juni 1834), Dänemark (Kopenhagen Dez. 1834), Schweden, ins Baltikum (Riga Sept. und Okt. 1835) und nach St. Petersburg auf, wo er sich als Musiklehrer niederließ. Auf dem Weg nach Heidelberg, wo er seinen Vater zu besuchen plante, erfuhr er in Leipzig aus der Presse von dessen Tod.

Werke — (für Klavier, wenn nicht anders angegeben) mit Opuszahl: Am Grabe der Geliebten (Sst., Kl.) op. 1, Offenbach: André [1833] <> Grosse Sonate op. 3 (Preis-Sonate des Norddeutschen Musikvereins in Hamburg), Hamburg: Schuberth [1842]; A-Wn, D-Sl <> 6 Etudes melodiques op. 4 (2 Hefte), Leipzig: Kistner [1842, 1844]; DK-Kk <> La Bohemienne russe. Fantaise caractéristique op. 5, ebd. [1843]; A-Wn, D-Sl <> Sur le lac. Nocturne op. 6, ebd. [1843] <> Marche heroique op. 7, ebd. [1843] <> Tarantelle Nr. 1 op. 8, ebd. [1843] <> 3 Etudes lyriques op. 9, Mainz: Schott [1844]; D-SWl, US-AAc <> 2 Etudes lyriques op. 10, ebd. [1844]; D-SWl, US-AAc <> Elegie en forme de marche funèbre op. 11, Hamburg: Schuberth [1846] <> Tarantelle Nr. 2 op. 12, ebd. [1846] <> Grande Caprice op. 13, ebd. [1843]; F-Pn <> Variations concertantes sur l’hymne russe d’Alexis Lvoff (2 Vl., Va., Vc.) op. 14, Berlin: Schlesinger [1845]; D-B (digital) <> Trio concertant sur des thèmes italiens (Kl., Vl. bzw. Klar. bzw. Vc.) op. 15, Hamburg: Schubert [1846]; D-Ju (digital) <> Trois pensées fugitives op. 16, Leipzig: Hofmeister [1846] <> Elegie (Ventil-Trp., Kl.) op. 17, ebd. [1847]; PL-Wn <> Deux Impromptus op. 18, ebd. [1847]; D-B (digital), DK-Kk <> Premier Trio (Kl., Vl., Vc.) op. 20, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1847]; D-B (digital) <> Nocturne op. 21, Leipzig: Kistner [1848]; A-Wn, D-B <> Barcarolle op. 22, ebd. [1848] <> Gigue op. 23, ebd. [1848]; D-B (digital) <> weitere Werke erschienen postum bis 1881 bei Schlesinger in Berlin <> ohne Opuszahl: Rondinos und Fantasien über Themen von Auber, Paganini, Rossini u. a. erschienen 1829–1831 bei André in Offenbach (D-OF; s. Abb. 2) und Schott in Mainz; s. a. RISMonline <> Weitere im Nekrolog in der AmZ genannten Werke (darunter eine Sinfonie und mehrere Klavierkonzerte) blieben ungedruckt und sind verschollen.

Quellen und ReferenzwerkeDidaskalia (Frankfurt/M.) 11. Dez. 1826, 6. Mai 1830, 1. März 1834; Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung 11. März 1834, 31. Jan. 1848; Journal de la Haye 5. Apr. 1834 u. ö.; Affiches, annonces et avis divers de Rotterdam 10. Apr. 1834 u. ö.; Staats- und gelehrte Zeitung des unpartheyischen Hamburgischen Correspondenten 2. Juni 1834; Kiøbenhavns Kongelig alene privilegerede Adressencomptoirs Efterretninger 8. Dez. 1834; Abend-Zeitung (Dresden) 6. Mai 1834; Rigasche Zeitung 25. Sept., 2. Okt., 26. Okt. 1835; NZfM 19. Okt. 1836; AmZ 26. Juli 1848 (Nekrolog) u. ö. (s. Register) <> Briefe an Schott, s. Kalliope <> MMB, Pazdírek <> Mendel/Reissmann <> Constapel 1998

Literatur — Reinhold Sietz, Art. Vollweiler in MGG1

Abbildung 1: Peter Horrs Variationen Nr. 2 (Offenbach: André [1822]), die er seinem neunjährigen Schüler Carl Vollweiler widmete (D-KWbeer)

Abbildung 2: Choix d’airs favoris aus Aubers La muette de Portici, bearbeitet von Carl Vollweiler, Offenbach: André [1829], D-BUDbierwisch


(3)


Arnulph Vollweiler ist ein Pseudonym, dessen sich E.T.A. Hoffmann 1814 bei der Veröffentlichung seiner Fantasie Deutschlands Triumph im Siege bey Leipzig (Leipzig: Industrie-Comptoir) bediente (vgl. Gerhard Allroggen, E.T.A. Hoffmanns Kompositionen. Ein chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner musikalischen Werke mit einer Einführung, Regensburg 1970, S. 117). Ob eine Verwandtschaft Wilhelm Vollweilers, der 1898 bei André in Offenbach zwei Lieder op. 4 und 5 veröffentlichte, mit (1) und (2) besteht, lässt sich nach augenblicklichem Kenntnisstand nicht sagen.


Axel Beer

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  • angelegt 2019/01/17 18:32