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SPOHR, LOUIS (eigtl. Ludwig) * Braunschweig 5. Apr. 1784 | † Kassel 22. Okt. 1859; Violinist, Kapellmeister, Komponist

Spohrs knapp zweijähriges Engagement (Dez. 1817 bis Aug. 1819) als Opern- und Musikdirektor am Frankfurter Stadttheater (als Nachfolger Carl Joseph Schmidts) stellt in seinem Leben nur eine beiläufige Episode dar, ist aber aus regionalhistorischem Blickwinkel durchaus erwähnenswert. Nachdem er es zunächst nicht ausgeschlossen hatte, sich dauerhaft mit seiner Familie am Main niederzulassen, plante er bereits im April 1819, enttäuscht von den Arbeitsbedingungen, seinen Weggang, was Ludwig Börne mit den Worten kommentierte: „Daß wir ihn verlieren ist das Schlimmste nicht, das Schlimmste ist, daß er nichts an uns verliert“ (Die Waage). Jedenfalls war es Spohrs Plan, sich nunmehr auch als Opernkomponist einen Namen zu machen; seinen in Wien komponierten Faust führte er ebenso in Frankfurt erstmals auf (März 1818) wie seine hier entstandene Oper Zemire und Azor (Apr. 1819). Daneben leitete er die musikalischen Aktivitäten der Museumsgesellschaft, deren Ehrenmitglied er bereits im Januar 1818 wurde, und veranstaltete – ein Novum in Frankfurt – unter Beteiligung von Nicolaus Baldenecker und Heinrich Anton Hoffmann Quartettsoiréen, für die er seine Streichquartette op. 45 komponierte. Außerdem ließ sich Spohr, zumeist gemeinsam mit seiner Frau, der Harfenistin Dorette geb. Scheidler, in eigenen Konzerten (ein letztes Mal noch im März 1820) hören und trat bisweilen in Konzerten durchreisender Virtuosen auf. Spohrs Nachfolger in Frankfurt wurde (nach interimistischer Tätigkeit Hoffmanns) Carl Guhr. In Kassel, seiner letzten Wirkungsstätte, folgte Spohr 1822 auf den nur kurzzeitig hier als Hofkapellmeister angestellten Siegfried Benzon; 1858, nach Spohrs Pensionierung, erhielt Carl Reiß die Stelle. Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich die drollige Begebenheit, die sich 1818 in Mainz zutrug und von der Spohr in seinen Lebenserinnerungen (Bd. 2, S. 54) amüsiert berichtet – man wird sie unter der Rubrik „Meenzer derfe des“ zu verzeichnen haben, und wer neugierig geworden ist, mag selbst nachlesen.

Werke — s. Göthel; zu den in Frankfurt entstandenen Kompositionen s. oben. Bereits 1811/12 hatte Spohr seine Opera 21–24 (Ouverture zu Alruna, drei Potpourris) bei André in Offenbach veröffentlicht; ihnen folgten das 9. Violinkonzert op. 55 (1822) und die Streichquartette op. 84 (1834). Bei →Zulehner in Mainz erschienen bereits 1807/08 Nachdrucke der Violinkonzerte op. 2 und 7; →Schott gab seit 1820 Bearbeitungen einzelner Nummern aus Opern Spohrs heraus, darunter ein Arrangement der Romanze aus Zemire und Azor, bearbeitet für Sst. mit Git.-Begl. von Johann Arnold (D-Mbs digital, s. Abb. 2).

Quellen und ReferenzwerkeLouis Spohr. Lebenserinnerungen, hrsg. von Folker Göthel, 2 Bde., Tutzing 1968 <> AmZ (s. Reg.); Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 1817–1820; weitere Erwähnungen in der zeitgenössischen Presse; Die Waage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst (Frankfurt), hrsg. von Ludwig Börne, Heft 6, Apr. 1819, S. 287 <> Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981 <> Spohr Briefe, hrsg. von Karl Traugott Goldbach i. A. der Internationalen Louis Spohr Gesellschaft e. V.

Literatur — Schaefer 1979 <> Martin Wulfhorst, Art. Spohr, in: MGG2P

Abbildung 1: Louis Spohr, Lithographie von Josef Kriehuber (1833), Privatbesitz


Axel Beer

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