macrander

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MACRANDER (Familie)

(1) Johann Friedrich * (Wetzlar-)Garbenheim 11. Jan. 1661 | † Frankfurt/M. 15. Jan. 1741; Orgelbauer

(2) Johann Jacob * Frankfurt/M. 9. Sept. 1703 | † Worms (?) nach 1779; Sohn von (1), Theologe, Kantor und Orgelsachverständiger

(3) Philipp Wilhelm * Miehlen (heute Verbandsgemeinde Nastätten) 10. Juli 1705 | † Frankfurt/M. 5. Juli 1764; Sohn von (1), Orgelbauer und Gastwirt


(1)


Nach einer Lehre als Schreiner in Gießen lernte Johann Friedrich Macrander den Orgelbau bei Paulus Prescher in Nördlingen, arbeitete zunächst als Orgelbauer in der Schweiz, im Elsass, in Merseburg und in Wetzlar. Als Verwalter des Gräflich Degenfeld-Schomburgischen Hofs siedelte er sich um 1700 in Frankfurt an, wo er von 1705 bis 1709 mit der Pflege der Orgeln in den evangelischen Kirchen betraut wurde, sonst aber keinerlei Aufträge erhielt.

Seine Orgeln sind in der Regel einmanualig und durch einen fünfteiligen Prospekt geprägt; etwa 40 Orgelneubauten sind überliefert. Erhalten geblieben sind nur die Instrumente in Springen (ursprünglich für Rödelheim) und in Limbach (ursprünglich in Wiesbaden), außerdem die Prospekte in Bleidenstadt im Taunus und im Kloster Engelthal bei Altenstadt in der Wetterau, hier mit über 90% des ursprünglichen Pfeifenmaterials.

Zu den ersten Instrumenten Macranders gehörte ein Instrument für St. Ignaz in Mainz – ein Instrument, das ausgesprochen anfällig gewesen zu sein scheint: Nach den Wartungen Macranders im Jahr 1702 folgten 1703–1710 umfangreiche Reparaturen und klangliche Veränderungen durch den domkapitelschen Orgelbauer Johann Anton Ignaz →Will, nach 1731 durch Johann Onimus; Anton Onimus brach die Orgel wegen des Neubaus der Kirche 1759/60 ab und lagerte sie ein, Johannes Kohlhaas baute sie nach der Fertigstellung der Kirche 1774–1776 wieder auf.

Viele seiner Instrumente sind nur schlecht dokumentiert, so die Orgeln in der Kirche in Sprendlingen – für die er 1700 ein Positiv lieferte, das er nach der Aufstellung einer Orgel 1701 wieder zurücknahm), der Stiftskirche Landau (ev.), (1702–1703, 1753 und 1758 umfänglich repariert und 1772 durch ein Instrument von Ignaz Seuffert ersetzt), (Wiesbaden-)Erbenheim (ev.) (1705–1708, 1729–1731 umgebaut und 1790 durch einen Neubau von Johann Andreas Mahr ersetzt), Annweiler (ev., 1707, vermutlich 1778 ersetzt), im katholischen Teil der als Simultankirche genutzten ehemaligen Zisterzienser-Abteikirche Otterberg (1708, 1932 durch Späths op. 431 ersetzt), in Lindheim (1712, 1802 abgebrochen), Schornsheim (ev.) (1733, umfangreich repariert durch Philipp Wilhelm Macrander und 1835 abgerissen) und Nastädten (1734–1737). Darüber hinaus erbaute Macrander vermutlich auch die Instrumente in der Stiftskirche in Diez (1703), in Weilbach (1716–1720, vermutlich I/P/12, 1845 abgebrochen) und in Bornich (I/P/11, 1939 von Weigles op. 763 ersetzt). Macrander ist außerdem nachweisbar als Erbauer eines Spinetts für die Gräfin in Weilburg (1710) sowie bei Reparaturen in Arnsburg bei Gießen (1712).

Werk (in Auswahl) — 1698 Kloster Gottesthal (I/P/8); das Pedal war nur angehängt. 1811 von Johann Michael Engers abgebrochen und nach Bleidenstadt transloziert sowie um das Pedalwerk mit zwei Registern erweitert. <> 1698–1699 Mainz, St. Ignaz (I/P/11); nach umfangreichen Reparaturen und Veränderungen durch Will, Onimus und Kohlhaas 1779–1781 Abbruch zugunsten eines Neubaus von Anton Onimus. <> 1705–1708 Partenheim (ev.) (I/P/10), 1781 nach Undenheim (ev.) verkauft – zugunsten einer Orgel von Johann Georg Geib – und dort von Landolt umgebaut und um ein Register erweitert; 1901 durch eine Orgel von Karl Förster ersetzt. <> 1707–1711 Wiesbaden, St. Mauritius (I/P/11); 1804 nach Limbach-Huenstetten transloziert und 1989 von Förster & Nicolaus restauriert. <> 1710 (Frankfurt-)Rödelheim (ev.) (I/P/10), 1872 nach Heidenrod-Springen (ev.) transloziert, 1893 restauriert und erweitert; 1967/1968 von Erich Breitmann (Nieder-Olm) restauriert, 1995 Einbau eines neuen Gebläses und eines neuen Subbass 16’ durch die Firma Christian Gerhardt & Söhne (Boppard). <> 1710–1711 Egelsbach (I/P/9), vor 1780 auf 12 Register und um eine zweite Windlade erweitert; 1763 von Orgelbauer Braun aus Darmstadt renoviert, 1792 durch einen Neubau von Schöler (Bad Ems) ersetzt. <> 1712 Altenstadt (ev.) (I/P/10), 1910 ersetzt durch einen Neubau von Bechstein, allerdings unter Verwendung des Prospekts (der um zwei Pfeifenfelder erweitert wurde). <> 1715–1720 Engelthal, Klosterkirche (I/10); 1980 von Oberlinger auf zwei Manuale und um das Pedal erweitert, 2001 restauriert und elektrifiziert. <> 1718–1720 (Wiesbaden-)Biebrich (ev.) (I/P/12), zwischen 1767 und 1772 von der Werkstatt Mahr (Wiesbaden) erweitert und 1883 durch ein Instrument von Friedrich Ratzmann (Gelnhausen) ersetzt, das 1907 von Walcker umgewandelt wurde (1956 renoviert und umgebaut durch Emanuel Kemper); Ratzmann und Walcker verwendeten das Pfeifenmaterial Macranders. <> 1720 Münzenberg (vermutlich I/P/10), 1765 auf die Orgelempore transloziert und 1895 durch einen Neubau von den Gebr. Link ersetzt. <> 1726–1731 Mommenheim (ev.); 1772 erweitert von Johann Friedrich Wiegleb zu I/P/12, 1906 ersetzt durch einen Neubau von Förster & Nicolaus. <> um 1731 Oppenheim, St. Katharinen (ev.); 1838 auf die neue Orgelempore transloziert und in den 1860er Jahren durch ein Instrument von Walcker ersetzt. <> 1731–1736 Nierstein (ev.) (I/P/12); die Orgel wurde auch im Kirchenneubau von 1787 wieder aufgestellt, 1895/96 ersetzt durch ein Instrument von Karl Förster.


(2)


Der älteste Sohn Macranders, Johann Jacob Macrander, wirkte ab 1730 als Konrektor am Grünstadter Gymnasium und Kantor an der Martinskirche in Grünstadt sowie als Orgelsachverständiger der Leiningischen Lande. Von 1747 bis 1779 arbeitete er als Kantor und Praeceptor am Gymnasium in Worms.


(3)


Der zweite Sohn Macranders, Philipp Wilhelm, erlernte den Orgelbau zunächst bei seinem Vater, aber auch bei Christian Müller in Amsterdam und bei Christian Vater in Hannover. Er wurde 1739 als Bürger von Frankfurt Nachfolger seines Vaters. Nachweisbar ist er bei den Reparaturen der Orgel in Holzappel (1744) und Schornsheim (1754); seine Mitarbeit, wenn nicht sogar alleinige Ausführung der Neubauten seines Vaters in Nierstein und Nastädten ist sehr wahrscheinlich; seine Arbeit an der Orgel in Bornich (I/P/11, 1930 unter Beibehaltung des Prospekts ersetzt durch ein Instrument von Weigle) ist fraglich. Der einzige sicher überlieferte Orgelneubau entstand 1743 in Bad Nauheim; später gab er den Orgelbau auf und übernahm – vermutlich in Nachfolge seines bereits 1741 verstorbenen Schwiegervaters – das Gasthaus Zum Boxhorn. Bis 1761 existieren keinerlei Nachrichten, erst 1761 wird er als „Gasthalter“ bezeichnet.

Werk — 1743 Bad Nauheim (ev.) (I/P/11); 1837 und 1855 repariert und 1892 durch einen Neubau von Johann Georg Förster ersetzt.


Literatur — Bösken 1967 <> Bösken 1975 <> Bernhard H. Bonkhoff, Historische Orgeln in der Pfalz, Zürich 1984 <> Bösken/Fischer 1988 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Martin Balz, Die Orgelmacher Macrander in Frankfurt am Main, in: Dulce melos organorum. Festschrift Alfred Reichling zum 70. Geburtstag, hrsg. von Roland Behrens und Christoph Grohmann, Bonn 2005, S. 37–64 <> Baldur Melchior, Der Frankfurter Orgelmacher Johann Friedrich Macrander und seine Orgelbauten in Hessen und der Pfalz, in: Vestigia II. Aufsätze zur Kirchen- und Landesgeschichte zwischen Rhein und Mosel. Gewidmet Dr. Bernhard H. Bonkhoff dem Sechzigjährigen, hrsg. von Mathias Gaschott und Jochen Roth, Regensburg 2013, S. 343-354 <> Christian Binz, Neue Funde zu Johann Friedrich Macrander, in: Ars Organi 61 (2013), S. 121f. <> Hermann Fischer, Art. Macrander, Johann Friedrich, in: Frankfurter Personenlexikon online


Birger Petersen

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  • Zuletzt geändert: 2020/10/08 18:36
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  • angelegt 2019/09/27 21:50