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KÖLGES, BENEDIKT * Mönchengladbach 5. Mai 1774 | † Mainz 5. Jan. 1850; Apotheker, Weinbauer, Komponist

Kölges erlernte den Beruf seines Vaters, des Apothekers Servatius K. Zunächst studierte er 1795–96 in Würzburg Botanik, Chemie und Physik und widmete sich anschließend der Pharmazie. 1802 siedelte er nach Rüdesheim über, wo er die Apotheke seines Bruders (Peter Joseph) übernahm und als „erste Rüdesheimer Vollapotheke“ (Tidy) unter dem Namen Zum weissen Ross führte. Infolge des Medizinaledikts von 1818 wurde er zum Apotheker des Medizinalamtes in Rüdesheim ernannt und behielt dieses Amt, bis er 1829 die Apotheke seinem Neffen überließ. Daneben war er Ratskassierer (1823–30), Mitglied der Armenkommission und seit 1810 Besitzer eines Weinguts. Inwieweit Kölges sich in seiner Jugend mit Musik befasste, ist ungewiss. In Rüdesheim erhielt er durch den dortigen Organisten Peter Josef Hammerschlag Unterricht im Violin- und Klavierspiel. Ein Orgelspieler namens Wittig/Wüchtrig (1835 Sackträger am Binger Krahn; vgl. Schneider S. 327) soll ihn in Kontrapunkt, Generalbass und Komposition unterwiesen haben. In seinem Haus veranstaltete Kölges private musikalische Unterhaltungen, bei denen etwa Peter Joseph →Schneider beteiligt war. Mindestens zwei seiner Kompositionen wurden vom Rüdesheimer Musikverein öffentlich aufgeführt: 1817 ein Requiem anlässlich des Todes von Carl Theodor von Dalberg und 1819 die Kantate Vertrauen auf Gott zum Besten der Amtsarmenkommission. Außerdem gehörte eine Ouverture von ihm zum Repertoire der Nassauischen Hofkapelle in Biebrich (unter Leitung von Rummel und Foreit). 1835 zog Kölges nach Mainz, wo er sich weiter wissenschaftlich mit dem Weinbau auseinandersetzte und zahlreiche önologische Schriften veröffentlichte. Das Komponieren stellte er damit offenbar nicht ein, denn noch 1840 bot er erfolglos einen Festgesang für die Trauung Prinzessin Maries von Hessen und bei Rhein an und ersuchte zudem um Erlaubnis, ihr eine Fantasie (Kl. 4ms) zu widmen. Die letzten Lebensjahre verbrachte Kölges mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen.

Werkegedruckt: 12 Walses (2 Vl., Klar./Fl., 2 Hr., B.), Bonn: Simrock [1807/08] <> 12 Walses (Kl.), Mainz: Schott [1811]; D-B, D-Mbs (digital, s. Abb.) <> Vertrauen auf Gott. Eine Friedens-Cantate mit Begleitung des Piano-Forte. Ihro Durchl. der Reg. Frau Herzoginn von Nassau geb. Prinzessin von Sachsenhildburghausen unterthänigst gewidmet, Rüdesheim: Selbstverlag [1817/1818]; D-WIl, NL-DHnmi <> Schneider zufolge erschien ein kleiner Teil seiner Werke auf eigene Kosten bei Becker in Eltville, wofür bislang keine Beweise gefunden werden konnten <> ungedruckt: es sind keine Handschriften Kölges’ überliefert; Schneider (S. 328–329) erwähnt Messen, „Symphonien, Instrumental-Stücke, Walzer-Sammlungen, Streich-Quartette, Flöten-Conzerte mit Orchester-Begleitung, 4stimmige Gesänge, theils mit, theils ohne Pianoforte-Begleitung, Polonaisen à 4 ms. u. s. w.“ sowie eine Ouverture (Kl. 4ms bzw. Orch.) <> Requiem [1817] <> Dank- und Abschieds-Hymne, von den Armen im Rheingau, dem erhabenen Fürstenpaare Wilhelm und Luise von Nassau, gesungen 1818, Text abgedruckt in: Johann Heinrich Kaufmann, Gedichte Briefe und Tageblätter, Offenbach 1821, S. 283–289 <> Festgesang (Orch.), Text von G. Heinrich Kaufmann in Kreuznach [1840], für die Trauung von Prinzessin Marie (wurde vor Vollendung abgelehnt und nicht aufgeführt, s. D12-Akte) <> Phantasie (Kl. 4ms) [1840]; geplante Widmung an Prinzessin Marie als „Andenken an das geliebte Vaterland“ (s. ebd.) <> Schriften: s. die Angaben bei Lidy.

Quellen und Referenzwerke — Akte in D-DSsa (D 12 Nr. 27/57, digital) <> 12 Briefe an Schott in D-Mbs (Rüdesheim 1817–1824) <> HmL 1817 <> AmZ IB Nr. 5, 1808; Rheinische Blätter (Wiesbaden) 23. März 1817, 12. Okt. 1819; Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 5. Juli 1817

Literatur — Peter Joseph Schneider, Die Musik und Poesie, System einer medizinischen Musik Bd. 2, Bonn 1835, S. 327–332 <> Tanja Lidy, In vino sanitas. Apotheker des 19. Jahrhunderts als Wegbereiter der modernen Önologie, Marburg 2014 (Diss.), insb. S. 49–67 (dort weitere Literatur und Quellenangaben)


Kristina Krämer

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