freihold

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FREIHOLD (Familie), auch Freyhold, Freyholtt, Freyholz

(1) Gerhard * 1697 (Ort unbekannt) | † Mainz 3. Okt. 1791; Flötist, Oboist, Komponist

(2) Franz Erwein Anselm get. Mainz 13. März 1743 | † ebd. 15. Nov. 1762; Sohn von (1), Flötist, Oboist

(3) Johann Philipp get. Mainz 5. Mai 1750 | † Aschaffenburg 2. Sept. 1826; Sohn von (1), Flötist, Komponist


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Herkunft und Ausbildung von Gerhard Freihold liegen im Dunkeln. Nach eigener Angabe war er bereits ab 1721 in der Mainzer Hofkapelle tätig, wo er als Flötist und Oboist eingesetzt war. Für die Hofmusik bildete er seine Söhne Franz Erwein und Johann Philipp gegen Gehaltszulage aus.

Werke — Die Zuweisung der drei handschriftlichen, unter dem Familiennamen überlieferten Flötenkonzerte an einen der drei Namensträger ist vorläufig nicht gesichert (Incipits bei Gronefeld, Bd. 1, S. 367–369 (Freyholtt, Freyholtz); vgl. auch RISMonline unter „Freyhold“); Stilistik der Themen, instrumentale Besetzung und die frühe Datierung eines der Werke sprechen jedoch für den älteren Freyhold.

Quellen — Kirchenbuchkartei Mainz <> Kur-Mainzischer Stands- und Staats-Kalender 1740–1769, Kur-Mainzischer Hof- und Staats-Kalender 1770–1791 <> Geheime Mainzer Kanzlei 225 (D-WÜst)

Literatur — Israel 1876 <> EitnerQ <> Schweickert 1937 <> Adam Gottron, Mozart und Mainz, Mainz 1951 <> Gottron 1959 <> Gronefeld


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Franz Erwein erhielt seine musikalische Ausbildung zum Flötisten und Oboisten vom Vater Gerhard Freihold (1). Schon vor Erhalt einer ersten Besoldung 1762 spielte er geraume Zeit in der Mainzer Hofkapelle. Jedoch verstarb er wenige Monate nach seiner Dekretierung. Sein Vater erhielt den frei gewordenen Geldbetrag, um seine anderen Kinder zur Hofmusik auszubilden.

Quellen — Kirchenbuchkartei Mainz <> Gottron 1959 <> Geheime Mainzer Kanzlei 225 (D-WÜst)

Literatur — Schweickert 1937


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Johann Philipp Freihold erhielt von seinem Vater Gerhard Freihold (1) Unterweisung in der Musik und im Flötenspiel, worauf er schon 1766 in der Mainzer Hofkapelle musizierte und 1771 die Festanstellung als Hofflötist erhielt. Zugleich durfte er an auswärtigen Höfen konzertieren. Bei den Konzerten im Roten Haus in Frankfurt ist Freihold als Solist für 1770, 1775/76 sowie 1779 bis 1781 nachgewiesen. Eine Konzertreise führte ihn über München nach Salzburg, wo er mit Leopold Mozart zusammentraf, sowie nach Wien. Hier hörte ihn Wolfgang Amadeus Mozart im Februar 1784, und hier spielte er am 30. März 1784 unter Joseph Haydns Leitung in einer Aufführung. Ab März 1787 initiierte Freihold zusammen mit Hofmusiker Udalrikus Baldenecker die Mainzer Liebhaberkonzerte, für deren Durchführung er bis Ende 1798 sorgte. Auch im Mainzer Nationaltheater wirkte er gegen Gage 1788 bis 1792 mit. Infolge der anhaltenden französischen Besetzung ab Ende 1797 und der Beurlaubung der Kapelle zeigte Freihold zwar im März 1799 seine Ausreise für drei Monate nach Aschaffenburg an, kam jedoch wieder zurück. Sein Mainzer Wohnhaus verkaufte er erst 1802, denn erst im Herbst 1802 wurde er als kürzlich nach Aschaffenburg zugezogen beschrieben. Mit Freihold verbanden sich etliche der 1803 durch die Reichsdeputation pensionierten Mainzer Musiker und frisches Personal wieder als Hofmusik im neu geschaffenen Fürstentum Aschaffenburg, wo Freihold ab Herbst 1802 in den Konzerten der öffentlichen Winterbelustigungen auftrat. Ab 1805 musizierte die allmählich reorganisierte Aschaffenburger Hofmusik auch wieder in Hofkonzerten, durch Substituten, und ab Sommer 1808 durch hinzugezogene Militärmusiker verstärkt. Hierdurch wurde sein Neffe, der Flötist und Militärmusiker Ferdinand Kaiser, Freiholds Partner am Flötenpult. 1808 gastierte Freihold in Mainz im Konzert unter Leitung Carl →Zulehners. Seit 3. November 1811 war zudem im neu erbauten Großherzoglich privilegierten Theater Dienst in Aschaffenburg zu leisten. Nach dem Übergang ans Königreich Bayern 1814 erfüllte er hier seine Verpflichtung zu Kirchen- und Theaterdiensten weiter. In diesem Zusammenhang wurde Freihold noch im Dezember 1818 als „fleißig und guter Flötenspieler“ bezeichnet (Regierung von Unterfranken 478, fol. 298r, Vorstand der Hofmusik, Domkapitular Emmerich Freiherr von Hettersdorf (D-WÜst)). Freihold war in Adels- und Bürgerkreisen gesellschaftlich hoch geschätzt. Dafür sprechen die langjährige freundschaftliche Verbundenheit mit der Familie Maria Anna von Dalbergs und seit 1813 die Mitgliedschaft in der Aschaffenburger Casino- und Lesegesellschaft, für die er lange Zeit Abonnementkonzerte organisierte. Freiholds Schüler, angeblich „mehrere der ersten Flötenspieler in Europa“ (Rheinländische Zeitung; s. Quellen) sind bislang nicht zu identifizieren. Zu den Schülern gehört wahrscheinlich auch sein Neffe Ferdinand Kaiser (s. o.), der 1815 zum pensionierten königlichen bayerischen Hofmusiker ernannt wurde. Freihold war anerkannt als „Tonkünstler von dem feinsten Geschmacke […]. Sein reizender Ton, voll Feuer und Ausdruck, macht den empfindlichsten Eindruck. Er hat uns bisher solche Proben seiner Geschicklichkeit auf der Flöte in Anbringung der Schwäche und Stärke gezeigt, das man ihn nicht ohne jedesmalige Befriedigung hören kann. Ein deutlicher Beweis hiervon ist seine vieljährige Gegenwart in Frankfurts Concerten. Im Allegro trägt er die geschwindesten Noten mit dem nettesten Ausdrucke vor. Das Adagio spielt er mit der singbarsten und gefälligsten Empfindung, die das Ohr nicht unbemerkt lassen kann“ (Frankfurter Staats-Ristretto 1781; s. Quellen). Dass Freihold zeitweise im Dienst des Markgrafen von Baden-Durlach stand, ist nach der Quellenlage ein Irrtum (vgl. Erich Staab, Kurmainzische Hofmusik nach 1797/98: Schlussakkord, Nachklang oder Übergang?, in: Kramer/Pietschmann 2014, Dokumentation Anhang II, S. 24 f.)

WerkeConcerto pour deux Flutes avec accompagnement d’orchstre composé par Freyhold & arrangé par L. Massonneau, Offenbach: André [ca. 1801]; s. RISM M 1340, zusätzlich D-ERstaab (s. Abb.). Worin die Bearbeitung Massonneaus besteht, ist bis dato unklar.

Quellen — Kirchenbuchkartei Mainz <> KB St. Peter und Alexander Aschaffenburg (D-WÜd) – Briefe W. A. Mozarts an seinen Vater, Wien 10. Febr. 1784 und 20. Febr. 1784 (Bauer/Deutsch Bd. 3, S. 300–302) <> Kur-Mainzischer Staats- Hof- und Stands-Kalender […] 1772–1797 <> Schreib- und Adres-Kalender […] 1804–1810 <> Staats-Kalender für das Grosherzogthum Frankfurt. 1812 <> Akten aus: Geheime Mainzer Kanzlei 225, Mainzer Polizei-Akten V 186, V 1608, Regierung von Unterfranken 478, 1142, Stiftungsamt Aschaffenburg VII, Mainzer Regierungsarchiv 961, Rechnungen 27462 1/2, 27462 1/3, 27462 1/4, 33960, 34003, 36996, 37133, 37134, 37358, 38374, 38375, 38376, 38377, 38378, 38668, 38760, 38761 (D-WÜst) <> Ministerium der Finanzen 35485, 55872 (D-Mhsa) <> Heimatregister, Casino-Akten (D-ASsta) <> Gagezettel für das Orchester des Mainzer Nationaltheaters (D-DSsa) <> Frankfurter Staatsristretto 1. Apr. 1776, 9. Febr. 1781 <> Münchner politische Zeitung 24. Dez. 1783 <> Mainzisches Intelligenzblatt 21. Dez. 1796, 4. Febr. 1797, 7. Febr. 1798, 17. Febr. 1798 <> Rheinländische Zeitung 9. Febr. 1803 <> Didaskalia 25. Nov. 1825

Literatur (Auswahl) — EitnerQ, Gerber ATL <> Maria Belli-Gontard, Leben in Frankfurt am Main. Auszuge der Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (des Intelligenz-Blattes) von ihrer Entstehung an im Jahre 1722 bis 1821, Bd. 6, Frankfurt 1850 <> Israel 1876 <> Schweickert 1937 <> Adam Gottron, Mozart und Mainz, Mainz 1951 <> Gottron 1959 <> Ernst Fritz Schmid, Haydns Oratorium ‚Il ritorno di Tobia‘, seine Entstehung und seine Schicksale, in: Archiv für Musikwissenschaft 16, 1959, S. 292–313 (hier: S. 301f.) <> Gronefeld <> Jules Keller, Aus dem Alltagsleben einer Frankfurter Goethe-Freundin. Unveröffentlichte Briefe der Anna Elisabeth Schönemann geborene d’Orville an ihre Tochter Lili in Straßburg (1778–1782), Bern etc. 1997 <> Peter Cahn, Neue Quellen zur Familie des Organisten und Konzertunternehmers Johann Matthaus Kayser in Frankfurt, in: Philipp Christoph Kayser (1755–1823). Komponist, Schriftsteller, Pädagoge, Jugendfreund Goethes, hrsg. von Gabriele Busch-Salmen, Hildesheim etc. 2007, S. 25–46 <> Sebastian Hauck, 200 Jahre Aschaffenburger Theater, in: 200 Jahre Theater Aschaffenburg 1811–2011. Festschrift zum Jubiläum und zur Wiedereröffnung, Aschaffenburg 2011, S. 10–95 <> Erich Staab, Mainzer Musiker in Verzeichnissen der Munizipalverwaltung Mainz, in: MittAGm 87, 2013, S. 26–41 <> Ders., Kurmainzische Hofmusik nach 1797/98: Schlussakkord, Nachklang oder Übergang?, in: Kramer/Pietschmann 2014, S. 119–162, und Dokumentation Anhang II, S. 23–25 <> Jana Bisová, Von Aschaffenburg nach Datschitz. Die Korrespondenz Maria Annas von Dalberg mit ihren Söhnen Friedrich und Carl (1807–1828) als Zeugnis epochalen Wandels, Aschaffenburg 2016


Erich Staab

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  • Zuletzt geändert: 2020/11/05 15:00
  • von kk
  • angelegt 2019/03/07 13:57