Matthias Nikolaus Stulik


STULIK (Stulyck, Stollick u. ä), MATTHIAS NIKOLAUS fl. 1708–1732; Violinist und Komponist

Obwohl die Rätsel, die sich um den ersten nachweisbaren Konzertmeister am Mainzer Hof ranken, auch nach erneuter Recherche – die Altvorderen der Mainzer Musikgeschichtsschreibung haben sich bereits redlich bemüht – nicht komplett gelöst sind und sogar aufgrund inzwischen ermittelter Details weitere hinzugekommen sind, sei ein kleiner Zwischenbericht gegeben: Jener „Mathias Niclas Stulik“, der 1723 in Verzeichnis der kurpfälzischen Kapellmitglieder in Mannheim genannt ist (s. Gottron, S. 95, nach Walter), darf mit dem „Matthias Nicolaus Stulick“ identifiziert werden, der 1708 in Düsseldorf – hier war der Hof bis 1717 angesiedelt – heiratete und bis 1717 vier Kinder von seiner Ehefrau Clara Catharina geb. Schusbeck bekam; die seltene Namenskombination lässt keinen Zweifel, obwohl der Nachname variantenreich überliefert ist (Stollick, Stulyck, Stulyk, Stolik in der Reihenfolge der Geburten) und die Einträge im Kirchenbuch keine Berufsangaben enthalten. Dass Stulik sich bei der Verlegung des Hofs unter Pfalzgraf Johann Wilhelms Bruder und Nachfolger Karl Philipp zunächst nach Heidelberg und 1720 nach Mannheim zumindest in Reichweite seines Dienstherrn befand (und 1723 zu den Kapellmitgliedern zählte), ist ebenso wenig ungewöhnlich wie die Tatsache, dass er alsbald von einem weiteren Bruder der Genannten, nämlich Franz Ludwig von der Pfalz (wohl um 1725) in dessen kurtrierische Hofkapelle in Ehrenbreitstein aufgenommen wurde, und zwar, wie der Zeitzeuge Johann Georg Hoffmann berichtet, als eines der „vornehmsten“ Mitglieder neben den Gebrüdern Schwachhofer, was Bereths übrigens keiner Erwähnung wert hielt. 1729 schließlich bestieg Franz Ludwig den Kurfürstenstuhl in Mainz und nahm seine Musiker mit – Stulik wurde zum Konzertmeister einer neu strukturierten Hofkapelle ernannt, kam aber bereits im Jahre 1731 um seine Entlassung ein und mag nicht lange darauf (jedoch nicht in Mainz) verstorben sein; 1736 wurde Johann Ignaz Schwachhofer auf die bis dahin noch immer vakante Stelle des Konzertmeisters berufen.

Werke — Die in den Manuskripten mit Stulik (in allerlei Varianten, zumeist ohne Vornamen) gezeichneten bzw. ihm zugeschriebenen und überwiegend in D-ROu überlieferten Instrumentalwerke (s. RISMonline unter Matthäus Nicolaus Stulyck) mögen – argumentiert man (abgesehen von den durchaus passenden Datierungen bis in die 1730er Jahre hinein) wieder mit dem seltenen Namen – von unserem Stulik herrühren, wobei man jedoch nicht übersehen darf, dass auffallend oft die Querflöte als Soloinstrument begegnet (zu den Konzerten s. a. Gronefeld), was im Blick auf das Hauptinstrument des Mainzer Konzertmeisters ungewöhnlich wäre. Ein Concertino à tre stromenti (2 Vl., B.) del signor Stulik Germano ist in F-Pn (Ms. der Zeit um 1740/44 innerhalb des Fond Blancheton; s. Gottron) überliefert. Der Breitkopf-Katalog des Jahres 1760 bietet als Manuskript eine „Sonate a Oboe Sola con Basso“ von „Stutick“, eine Namensform, die nach allem auch nicht überraschen würde.

Quellen — KB Düsseldorf (St. Lambertus) <> Johann Georg Hoffmann (Organist in Breslau), [Autobiographie], in: Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, Hamburg 1740, S. 110–117, hier: S. 115 <> Verzeichniß Musikalischer Bücher, sowohl zur Theorie und Praxis, und für alle Instrumente […] welche bey Johann Gottlob Immanuel Breitkopf […] zu haben sind, Leipzig: Breitkopf 1760, S. 52; auch in: Catalogo delle Sinfonie […] Supplemento I, Leipzig: Breitkopf 1766, S. 47

Literatur — Friedrich Walter, Geschichte des Theaters und der Musik am kurpfälzischen Hofe, Leipzig 1898, S. 77 <> Schweickert 1937 <> Gottron 1959 <> Bereths 1964 <> Gronefeld


Axel Beer