Ripple (Familie) [Musik und Musiker am Mittelrhein 2

Diese Seite ist nicht editierbar. Sie können den Quelltext sehen, jedoch nicht verändern. Kontaktieren Sie den Administrator, wenn Sie glauben, dass hier ein Fehler vorliegt.
==== Ripple (Familie) ====
\\
(1) **Franz Xaver** get. Geisingen 21. Febr. 1758  | † Mainz 24. Okt. 1808; Orgelbauer

(2) **Laurentius (Lorenz; später auch Franz Lorenz)** Kleiner (genannt Ripple) get. Geisingen 10. Aug. 1769 (nicht 1768)| † Mainz 19. Mai 1819; vermutlich Stiefsohn von (1), Clavier- und Orgelbauer

----

**(1)** Erstmalig nachweisbar ist der Tischlersohn Franz Xaver Ripple (lt. Taufeintrag "Rieple") in Mainz 1788 bei einer Instandsetzung der Orgel in St. Ignaz, dann bei Reparaturen an den Orgeln von St. Emmeran (1790), St. Mauritius (1793 und 1796), St. Quintin (1795), der Kirche des Agnesenklosters (1795–1796), der Orgel im St. Rochushospital (1799) und St. Peter (zwischen 1802 und 1809). Außerdem lieferte er 1791 eine neue Orgel (I/P/10) nach Ransel (1912 von [[horn|Carl Horn]] aus Limburg ersetzt) sowie 1796 ein Instrument (II/P/26) an das Altmünster (und wartete bis 1802 – der Übergabe der Kirche von den Benediktinern an die luthersche und reformierte Gemeinde – auf eine Bezahlung); diese Orgel wurde 1830 in der Johanniskirche (ev.) aufgestellt und 1884 nach Tann (Rhön) verkauft.
Franz Xaver Ripple hatte die Werkstatt von Orgelbaumeister Johann Adam Flügel († Mainz 20. Sept. 1787; am 20. Jan. 1788 war Ripple Ehemann von dessen Witwe Margarethe geworden) übernommen, seinerseits Nachfolger von [[onimus|Joseph Anton Onimus]]. Als letzter Orgelmacher des Domkapitels verdiente Ripple während der Säkularisierungen der französischen Revolution gut mit dem Handel von Orgeln; so kaufte er die Orgel der Mainzer Karmeliterkirche an und verwendete das Registerwerk für einen Neubau in Rüsselsheim (St. Martin, ev.: II/P/25, 1944 zerstört). 1804–1807 erbaute er ein neues Instrument für den Mainzer Dom (III/P/34), das in den 1830er Jahren von [[dreymann|Dreymann]] repariert und erweitert und schließlich 1928 abgebrochen und 1929 durch eine Orgel von Johannes Klais aus Bonn ersetzt wurde.

{{ :kleiner_klavier_koethen.jpg?nolink&300|}}

**(2)** Sein Stiefsohn Lorenz Kleiner (auch „Franz Lorenz Ripple“) lernte vermutlich in der Werkstatt seines Stiefvaters sein Handwerk: Er ist als Erbauer eines im Schloss zu Köthen überlieferten Claviers erstmals nachweisbar, auf dessen mit 1794 datiertem Bauzettel er sich als "orgel und Instrument Machergesell" in der Werkstatt Ripples zu erkennen gibt. Er führte nach dessen Tod die Werkstatt als Geselle weiter. Belegt sind Reparaturen der Domorgel zwischen 1816 und 1819 sowie 1809–1811 in St. Peter, von 1818 bis 1819 in St. Stephan in Mainz; außerdem erbaute er die Orgel in Marienborn bei Mainz. Ob das „klein Orgelchen“ in Wicker, das die Gemeinde 1816 bei Ripple angekauft hatte, von ihm stammt oder nur weiterverkauft wurde, ist unklar; das Instrument wurde 1884 von [[voigtf|Voigt]] ersetzt.

Die Firma Ripple ist bei Reparaturen an rheinhessischen Dorfkirchen nachweisbar, so in Kastel (1789), Wackernheim (1789 und 1793), Bodenheim (zwischen 1792 und 1815), Nackenheim (1798–1799) und Bretzenheim (1819), außerdem auf rechtsrheinischer Seite – so in Hochheim (1787–1816), Weilbach (1789–1796) und Rüdesheim (1790–1801). 

Für Lörzweiler entstand 1802–1803 ein Neubau, ebenso für Ober-Olm 1806 (I/P/12) – im Tausch gegen das alte Instrument. Die Orgel in Ober-Olm wurde 1896 durch ein Instrument von [[schlimbach|Schlimbach]] ersetzt. Der 1821 erfolgte Umbau des Instruments in Flörsheim verantwortete bereits Bernhard Dreymann, aber auf Rechnung der Firma Ripple: Franz Xaver Ripples Witwe Margaretha trat noch bis 1823 als Rechnungsstellerin auf und übergab dann die Werkstatt an Bernhard Dreymann aus Beckum.

{{:ripple_marienborn_.jpg?nolink&300 |}}

**Werk** (in Auswahl) — 1802–1803 Lörzweiler, St. Michael (I/P/10); 1925 Umbau durch [[koerfer|Körfer]], dabei Austausch der Mehrzahl der Register <> 1817 Marienborn bei Mainz (I/P/10), transloziert aus dem Mauritiusstift

**Quellen** — KB und Zivilstandsakten Mainz; KB Geisingen (für die Scans Herrn Johannes Krämer, Erbischöfliches Ordinariat Freiburg, besten Dank) <> besten Dank an den Restaurator Georg Ott (Kirchensittenbach) für Auskünfte zum Köthener Clavier

**Literatur** — Bösken 1967 <> Bösken 1975

Abbildung 1: Clavier von Franz Lorenz Kleiner (1794), Historisches Museum im Schloss Köthen; Foto von Gudula Schütz, Aug. 2025

Abbildung 2: Ripple-Orgel in Marienborn; Foto von Gudula Schütz, Mai 2021

----
Birger Petersen