wilm

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WILM, (PETER) NIKOLAI VON * Riga 4. März (julianisch: 20. Febr.) 1834 | † Wiesbaden 19. (nicht 20.) Febr. 1911; Komponist

Nikolai von Wilm enstammte einem ebenso musikliebenden wie vermögenden Elternhaus; der Fürsprache seines Lehrers Conradin Kreutzer verdankte er die hingegen nicht selbstverständliche Erlaubnis, eine musikalische Laufbahn einschlagen zu dürfen, und studierte in den Jahren 1851 bis 1856 am Leipziger Konservatorium u. a. bei Ferdinand David, Moritz Hauptmann und Julius Rietz. Nachdem er anschließend eine Reise durch Deutschland, Belgien und Frankreich unternommen hatte, versah er 1857 kurzzeitig die Funktion des 2. Kapellmeisters am Rigaer Stadttheater, wandte sich aber bereits 1858 nach St. Petersburg, wo er seit 1860 als Lehrer für Klavier und Musiktheorie am kaiserlichen Nikolaj-Institut wirkte. Nicht lange nach seiner Eheschließung mit der Petersburger Staatsratstochter Johanna Karoline („Jenny“) geb. Lessig (1873) ließ er sich – gerade einmal 41 Jahre alt – 1875 in den Ruhestand versetzen und nahm seinen Wohnsitz zunächst in Dresden, bevor er sich 1878 dauerhaft in Wiesbaden niederließ. In jenem „Pensionopolis“ lebte er „ruhig und bescheiden in seinem Haus in der Pagenstecherstraße, dem seine liebenswürdige Gattin den Stempel der Gemüthlichkeit und des Wohlbehagens aufdrückt[e]“ (C. H., Nikolai von Wilm). Abgesehen von seinem anfänglichen Engagement im Vorstand des Wiesbadener Künstlervereins hatte Nikolai von Wilm „mit der Öffentlichkeit […] nichts zu thun. Das trait d’union zwischen dem Componisten und der Welt [waren] seine Werke“ (ebd.). In der Tat widmete von Wilm sich während seiner Wiesbadener Zeit fast ausschließlich seiner schöpferischen Arbeit; die meisten seiner Werke (ab op. 20) erschienen ab den späten 1870er Jahren, wobei aus bisher unbekannten Gründen eine Zusammenarbeit mit in der Region ansässigen Verlegern nur selten zustandekam. Nikolai von Wilms Urne wurde in Mainz beigesetzt; seine Witwe starb 1921.

Werke — s. das ausführliche Verzeichnis bei Scheunchen. Die Opusreihe der zu Lebzeiten veröffentlichten Werke reicht bis über 240; daneben wurden etliche Kompositionen ohne Zählung publiziert. Schwerpunkte: Klaviermusik (vor allem Charakterstücke unterschiedlicher Art), Lieder, Männerchöre, geistliche Musik. Hauptverleger: Forberg, Kistner, Leuckart, Rahter und Siegel (alle in Leipzig), Heinrichshofen (Magdeburg). Bei Steyl & Thomas in Frankfurt erschienen jeweils Zwei Männerchöre op. 172 und 174 [1899]; Henkel in Frankfurt bzw. Cezanne in Wiesbaden konnten die Mch. Am Genfer See op. 232 bzw. Mein Vaterland op. 236 [1910] für sich gewinnen, während der Mch. Des Turmwarts Minne op. 244 wohl unmittelbar nach Wilms Tod bei Ebling in Mainz herauskam. Sicher postum (aber wenigstens teilweise vom Komponisten zur Veröffentlichung vorgesehen) publiziert wurden die Klavierwerke ab op. 246 von Schott in Mainz sowie der Mch. An Zeppelin von Kastl in Frankfurt.

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Wiesbaden <> Arnold Niggli, Nikolai von Wilm. Eine biographisch-kritische Skizze, in: Neue Musik-Zeitung (Stuttgart) Heft 19, 1888, S. 225–227 <> Art. v. Wilm, Peter Nicolai, in: Moritz Rudolph, Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon, Riga 1890 <> C. H.: Nikolai von Wilm, in: Wiesbadener General-Anzeiger 28. Apr. 1900 <> [private Todesanzeige], in: Wiesbadener Tagblatt 20. Febr. 1911 <> Tony Canstatt, [Nekrolog], in: Neue Musik-Zeitung (Stuttgart/Leipzig) Heft 12, 1911, S. 256 <> [kurzer Nachruf], in: Wiesbadener General-Anzeiger 21. Febr. 1911 <> Paul Th. Falck, Der Komponist Nikolai von Wilm. Ein Gedenkblatt, in: Baltische Monatsschrift (Riga) 71, 1911, S. 489–498 <> Jansa 1911 <> MMB, Pazdírek

Literatur — Art. Wilm, Peter Nicolai v., in: Helmut Scheunchen, Lexikon deutschbaltischer Musik, Wedemark-Elze 2002 (dort weitere Quellen- und Literaturangaben)

Abbildung 1: Nikolai von Wilm (Jansa 1911)

Abbildung 2: Nikolai von Wilm, Drei Charakterstücke op. 132, Magdeburg: Heinrichshofen [1895]; D-KWbeer


Axel Beer

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  • angelegt 2020/10/08 18:33