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STERN, JULIUS * Sontheim bei Heilbronn 3. Jan. 1843 | † Worms 9. Nov. 1901; Buch-, Musik- und Instrumentenhändler

Julius Stern, Sohn des Lehrers und Vorsängers an der Synagoge in Sontheim Jakob St., absolvierte eine Buchhändlerlehre in Heilbronn und trat nach Stationen in Ems und Mannheim noch im selben Jahr in die am 1. Sept. 1863 von Heinrich Adolph Kräuter (Kraeuter; * Worms 26. Juni 1836 | † ebd. 14. Mai 1916) in Worms gegründete „Buch-, Kunst- & Musikalienhandlung“ ein. Am 1. Nov. 1865 kaufte Stern das Unternehmen (Neumarkt 23) „mit allen Activen u. Passiven“ (Allgemeines Adreßbuch für den deutschen Buchhandel 1867, 4. Abt., S. 115). Nach seiner Einbürgerung (1867) firmierte es als H. Kräuter’sche Buchhandlung (Julius Stern); eine Filiale in Alzey ging am 1. Jan. 1869 an Joseph Weiss über. Bereits seit 1864 war dem Wormser Geschäft ein zunächst 6000 Titel umfassendes und nachfolgend erweitertes Musikalien-Leihinstitut angegliedert, das Stern vermutlich ab 1866 neben seinem Journal-Lesezirkel und der Leihbibliothek (bis 1883) weiterführte. 1876 wurde eine Instrumentenhandlung angeschlossen, die sich insbesondere auf den Verleih und Verkauf von Klavieren und Harmonium-Instrumenten spezialisierte. Auch waren Eintrittskarten zu Lesungen und Konzerten zu haben. 1899 publizierte Stern, der als Verleger sonst nur mit einigen Regionalschriften hervorgetreten ist, zwei Männerchöre von Heinrich Keidel. Nach Sterns Tod führten dessen Witwe Emma Nannette geb. Maier (* Nussloch/Baden 13. April 1849 | † Worms 17. Dez. 1921) und Sohn Theodor (* Worms 22. Aug. 1868 | † ebd. 16. Juni 1931) das Geschäft unter dem alten Namen weiter; es blieb bis zur Arisierung im Jahre 1936 in Familienbesitz und war bis dahin, u. a. als Konzertagentur, einer der Mittelpunkte des Wormser Kulturlebens. Unter den Pseudonym T. H. E. Ostern trat Theodor Stern 1924 anlässlich des Stiftungsfestes des deutschen und österreichischen Alpenvereins (Sektion Worms) auch als Verfasser und Verleger eines „heiteren Spiels mit Musik und Tanz“ mit dem Titel Bergheil in Erscheinung (vorhanden in der Bibliothek des Deutschen Alpenvereins München). Nicht zu verwechseln ist Julius Stern mit dem Gründer (1820–1883) des Stern’schen Konservatoriums in Berlin sowie dem Wiener Operettenkomponisten (1858–1912) jeweils gleichen Namens.

Quellen — KB Worms <> Briefe an Breitkopf & Härtel (1897–1901); D-LEsta (Bestand 21081, Nr. 5831) <> Wormser Zeitung 17. März 1864 (Gründung des Musikalien-Leihinstituts) <> Süddeutsche Musik-Zeitung 13. Juli 1868, S. 112 <> Adressbücher Worms <> Geschäftsrundschreiben (s. DNB) <> Adressbuch des deutschen Buchhandels 1864, 1867, 1876, 1902, 1914 <> MMB

Literatur — Detlev Johannes, Geschichte des Wormser Bibliothekswesens, in: Der Wormsgau 11 (1974/75), S. 5–57, bes. 31–32 <> Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Band 1: Das Kaiserreich 1871–1918, Teil 3, hrsg. von Georg Jäger, Berlin/New York 2010, S. 97 <> Art. Stern IV, in: Die Wormser Juden 1933–1945, hrsg. vom Stadtarchiv Worms (2012) (digital) <> Busso Diekamp, Der Buchhändler Julius Stern (1843–1901). Aus den Anfängen der Kräuter’schen Buchhandlung in Worms, in: Notwendige Begegnungen. Judentum und Christentum von der Antike bis zur Gegenwart. Beiträge aus Wissenschaft, Synagoge und Kirche, hrsg. von Michael Tilly/Lothar Triebel, Darmstadt 2016, S. 180–191 <> Gerold Bönnen, Anmerkungen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aufstiegs- und Akkulturationsprozess der Wormser Juden (1816–1865), in: Der Wormsgau 32 (2016), S. 169–248

Abbildung: Vorder- und Rückseite eines Werbeumschlags von Julius Stern (Pianohaus Worms) zu einem Heft der Leipziger Miniatur-Bibliothek (Julius Urgiß, Allgemeine Musiklehre, Leipzig [um 1905]), ca. 1913/14; D-KWbeer


Gudula Schütz

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  • Zuletzt geändert: 2021/02/21 12:21
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  • angelegt 2021/02/15 13:46