schlimbach

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SCHLIMBACH (Familie)

(1) (Michael Joseph) Gustav * Bad Königshofen 12. (nicht 13.) Nov. 1818 | † Heidelberg 7. Apr. 1894; Orgelbauer

(2) Martin Joseph * Würzburg 28. Jan. 1841 | † ebd. 12. Apr. 1914; Neffe von (1), Orgelbauer

(3) Friedrich * Speyer Mitte 1848 | † ebd. 24. März 1877; Sohn von (1), Orgelbauer

(4) Hermann * Speyer 10. Febr. 1850 | † verm. Luzern nicht vor 1925; Sohn von (1), Orgelbauer


Der Stammvater der vornehmlich in Unterfranken vertretenen Orgelbauer-Dynastie ist der Orgelbauer Johann Caspar Schlimbach (1777–1861), Vater von Gustav Schlimbach (1), der ihn vermutlich auch ausgebildet hat. Gustav Schlimbach ist ab 1844 als Orgelbauer in Speyer nachweisbar, wo er 1846 heiratete. 1887 gründete er in Heidelberg eine Musikalienhandlung, mit der er unverschuldet in Insolvenz geriet; gerettet wurde die Firma durch eine Intervention seines Neffen Martin Joseph Schlimbach (2), Sohn von Gustavs Bruder Balthasar Philipp (1807–1896). Gustav Schlimbachs erster Sohn Friedrich (3) konnte die Firma nicht übernehmen, der zweite Sohn Hermann (4) wanderte nach Luzern aus, wo er 1893 eine Klavierbaufirma eröffnete. Die Firma Gustav Schlimbachs wurde unter dem Namen „C.O. Rees & Co. (Schlimbachs Nachfolge)“ bis 1889 weitergeführt. Seine Orgeln weisen in der Regel Schleifladen, von den 1860er Jahren an auch Kegelladen auf; nachweisbar sind über sechzig Neubauten. Schlimbach war auch bei Umbauten und umfangreicheren Reparaturen in der Pfalz nachgefragt.

Erhaltene Werke (Auswahl) — 1853 Alsenz (ev.) (II/P/16), 1928 aus dem Chor auf die Empore transloziert, 1962 demontiert und eingelagert; 1978 Wiederaufstellung durch Oberlinger, Umbau und Erweiterung zu II/P/18 <> 1857 Wolfersheim (ev.) (I/P/10); 1960 Umbau durch Lotar Hintz, Heusweiler, 1974 durch Walcker (Ludwigsburg); 2003 Teilrestaurierung durch Walcker (Kleinblittersdorf) <> 1859 Lettweiler (ev.) (I/P/10), 1892 renoviert von Karl Förster (Heimersheim) <> 1959 Albersweiler, St. Stephan (II/P/15); 1959 umgebaut von E.F. Walcker & Cie. <> 1861 Freimersheim (ev.) (I/P/12), 1977 von Werner Owart (Neuhofen) renoviert <> 1861 Ottweiler, Mariä Geburt (II/P/18), 1917 Abgabe der Prospektpfeifen (1928 ersetzt); 1970/71 Renovierung und Umbau durch Hugo Mayer (Heusweiler), 2012 (nach einem verheerenden Kirchenbrand 2011) umfangreiche Erneuerungsarbeiten durch Dietmar Schömer (Kleinbittersdorf-Bliesransbach) <> 1864 Schifferstadt (ev., heute Martin-Luther-Kirche) (I/P/6); 1989 restauriert durch Orgelmanufactur Vleugels <> 1874 St. Ingbert, St. Engelbert (II/P/18), 1884 von Schlimbach und 1906 von Huber (Pirmasens) repariert; 1950 zu II/P/23 umgebaut und erweitert, 1991 durch Hugo Mayer (Heusweiler) renoviert, 2018 von Klais restauriert <> 1874 Marnheim (ev.) (I/P/6) <> 1875 Obrigheim (ev.) (I/P/10); 1953 von Walcker zu I/P/12 erweitert, 2006 von Andreas J. Schiegnitz (Albsheim/Grünstadt) restauriert.

Auch Martin Joseph Schlimbach baute im mittelrheinischen Gebiet, so 1884 in Bingen, St. Martin (III/P/42) – 1970 durch ein Instrument von Paul Ott (Göttingen) ersetzt –, und 1896 die Orgel der Binger Rochuskapelle (II/P/19), 2020 restauriert durch Rainer Müller, sowie 1904 im Prospekt der Orgel von Kohlhaas eine neue Orgel in Nackenheim, St. Gereon (II/P/17), 1994 restauriert durch Orgelmanufactur Vleugels. Insgesamt entstanden in den Würzburger Werkstätten der Firma Schlimbach über 250 Instrumente, die vor allem im Bistum Würzburg nachweisbar sind. Das einzige erhaltene Instrument Hermann Schlimbachs ist die 1887 hinter einem Gehäuse des 18. Jahrhunderts errichtete Orgel in Elmstein, Mariä Heimsuchung (I/P/14), 2002 von Gerhard Kuhn (Esthal) restauriert.

Quellen — Zivilstands- und Standesamtsregister Speyer <> Zuger Volksblatt 9. Febr. 1893 (Anzeige Hermann Schlimbachs in Luzern)

Literatur — Bernhard H. Bonkhoff, Denkmalorgeln in der Pfalz, München und Zürich 1990 <> Günter Schneider, Der Orgelbau in der Diözese Mainz zwischen 1866 und 1945, in: Friedrich W. Riedel (Hrsg.), Die Orgel als sakrales Kunstwerk, Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz 1991/92, S. 154–182 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Achim Seip, Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003 <> Hermann Fischer, Art. Schlimbach, in MGG2P (2005) <> Ders., Die Orgelbauerfamilie Schlimbach in Würzburg, Speyer und Königshofen, Würzburg 2013 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 66) <> Bernhard H. Bonkhoff, Historische Orgeln im Saarland, München und Zürich 2015 <> Manfred Wittelsberger, „Doppelchörig“. 125 Jahre Rochuskapelle und Schlimbach-Orgel in Bingen am Rhein, in: Musica Sacra 141 (2021), Heft 1, S. 36–37


Birger Petersen

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  • Zuletzt geändert: 2021/01/21 11:00
  • von ab
  • angelegt 2020/08/27 20:39