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SCHÄDEL, (JOHANN) BERNHARD * Hanau 13. Apr. 1808 | † Darmstadt 17. Dez. 1882; Komponist, Pianist

Bernhard Schädel, Sohn eines Hanauer Kaufmanns, erhielt ab ca. 1823 seine musikalische Ausbildung bei Johann Anton André in Offenbach, in dessen Verlag später einige seiner Kompositionen erschienen. In dieser Zeit folgten erste Auftritte als Pianist, und er gründete 1826 gemeinsam mit 14 weiteren Personen den Offenbacher Sängerverein, den er als Musikdirektor leitete, bis er Ende 1829 mit seinem späteren Nachfolger Franz Dillenberger nach Paris reiste und dort Mitglied eines von diesem gegründeten deutschen Sängervereins war. Eine Berufung als Lehrer dorthin (vgl. Mendel/Reissmann, SchuberthC) lässt sich nicht mit Sicherheit belegen. Fuhr zufolge (s. Lit.) wandte sich Schädel zugunsten des Studiums der Diplomatie in Paris von der Musik ab, was seinen Freund D. zu folgenden Zeilen veranlasst habe: er könne es nicht fassen, „daß dieser hochbegabte Künstler die herrliche Musik an den Nagel hängt. Er hat schon an André in Offenbach geschrieben, was wird sein Meister denken! Er hat eine Sünde begangen, seine Musik zu verlassen, ohne sich einer anderen Sache gewiß zu sein.“ (zit. nach Fuhr, S. 18). Ehe Schädel sich erneut der Musik widmete, studierte er seit Herbst 1831 Jura in Heidelberg – 1825 war er bereits Referendar in der Kasseler Ober-Finanzkammer gewesen – und bestand 1839 das Assessorexamen. Anschließend ließ er sich als Komponist und Musiklehrer in Frankfurt nieder. Zu seinen Schülern gehörten Heinrich Lucan und Benedict Widmann. Gelegentlich trat er selbst als Pianist auf, häufiger wurden jedoch seine Kompositionen – meist Lieder und Chöre sowie 1842 eine Sinfonie – zu Gehör gebracht. 1846 nahm ihn die Londoner Contrapuntist Society infolge einer eingesandten Arbeit als Mitglied auf. In dieser Zeit übernahm er von Aloys →Schmitt interimistisch die Leitung des Philharmonischen Vereins (sein Nachfolger wurde 1847 Franz Messer). 1858 zog sich Schädel nach Darmstadt zurück. Mit dem befreundeten Künstler Moritz von Schwind, dessen Nachbar er in Frankfurt gewesen war, blieb er in brieflichem Kontakt. Schädel war verheiratet mit Anna Elisabeth geb. Heräus (ca. 1819–1902), der Tochter eines Kasseler Leibarztes. Eine Verwandtschaft zum Frankfurter Musiker Georg Schädel (ca. 1819–1890) und dessen Bruder Johann Wilhelm Schädel (Vereinsdiener; ca. 1833–1879) ist nicht nachweisbar.

Werkegedruckt mit Opuszahl: Albumblätter. Characteristische Tonstücke in allen Dur- und Molltonarten in freien und gebundenen Style (Kl.) op. 25, 3 Hefte, Mainz: Schott [1845]; D-B <> [4] Lieder für Bariton op. 26, Hamburg: Schuberth & Co. [1846] <> [3] Volkslieder (Mch.) op. 27, Offenbach: André [1848]; D-OF <> Blüthen und Blätter aus d. deutschen Dichterwald. Cyclus von 40 Gesängen op. 29, 12 Hefte, Leipzig: Schuberth & Co. [1864–65] <> ohne Opuszahl: Sängers Wanderlied (Sst., Kl.) und Fughetta (Kl.) in: Amphion. Weihnachtsangebinde, allen Freunden des Gesanges und Piano-Forte-Spiels gewidmet, Offenbach: André [1829]; D-KWbeer, D-OF <> Irländischer Gesang (Sst., Kl.; Joseph Panny gewidmet), ebd. [1829]; D-F, D-OF (s. Abb.), F-Pn <> Souvenirs de Paganini. Caprice (Kl.), Paris: Schlesinger [1830]; Zuschreibung nicht gesichert <> 6 Lieder (Sst., Kl.), Leipzig: B&H [1836]; D-B <> Marcia festiva (Kl. 4ms), Offenbach: André [ca. 1840]; D-OF <> Fantasie […] Herrn Al. Schmitt zugeeignet (Kl.), Wien: Haslinger [1840]; D-KNh, D-Sl <> Romanze über das irländische Volkslied: St. Patrick’s Day (Kl.), Leipzig: B&H [1842]; D-B <> 3 Gedichte (Sst., Kl., Vl.), ebd. [1842]; CH-Bu, D-B, D-F, D-Sl <> [6] Deutsche Kriegslieder für Männerchor (Part. und St.), Offenbach: André [1843], CH-Zz <> Altdeutsches Lied („Spatzieren wollt’ ich reiten“), Mainz: Schott [1845]; D-B <> Laß tief in dir (Sst., Kl.), Offenbach: André [ca. 1846]; D-OF <> Wallisischer Schiffergesang (Mch., Ten.- u. Bar.-Solo, Soloquartett), ebd. [1891]; D-B, D-BABHkrämer, D-OF <> in Liedersammlungen: Leb wohl mein Lieb', die Nacht entweicht (Nr. 25), in: Liederkranz, Frankfurt: Löhr [ca. 1840] <> Der Frühling, in: Männgergesänge von Freunden der Tonkunst gesammelt u. zu Gunsten d. Eidgenöss. Sängervereins hrsg. v. J. J. Sprüngli, Zürich: Selbstverlag [1843] <> 4 Lieder für Mch. (Unsere Zuversicht, Wallisischer Schiffergesang, An den Mond, Freiheit, du mein Losungswort) in: Der deutsche Sängersaal, Hefte 1–4, Offenbach: André [1843, 1844, 1845, 1849] <> 2 Lieder (Eisenhut, Morgenritt) in: Liederkranz für die Turngemeinden, Stuttgart: Göpel [1844] <> 3 Männerchöre (Morgenritt, Eisenhut, Beim Scheiden eines Maurers; Nrn. 279, 322, 341), in: Odeon, hrsg. von Thomas Täglichsbeck, ebd. [1846] <> 2 Lieder (Abendständchen, Ihr Bild; Nrn. 185, 213) (Sst., Kl.) in: Orpheon, hrsg. von Täglichsbeck, ebd. [ca. 1847] <> 2 Lieder (Die Nachtigall, Der kleine Wanderer; Nrn. 9, 33), in: Liederquelle, hrsg. von Benedikt Widmann, Erfurt: Körner [1854/56] <> ungedruckt: Neugriechisches Nachtlied der Schiffer [1839], Autograph in D-B (s. RISMonline) <> Das Heimweh. Romanze (Vl., Kl.), [1842] Autograph in D-F (s. RISMonline) <> À la Savoyarde (Kl.), [1843] Autograph in D-BNu (s. RISMonline) <> La Capricciosa, Fughetta a 3 voci (Cemb.) [1844], Autograph in D-B (s. RISMonline) <> Mélodies (Kl., Vl.) [1856], Autograph in D-F (s. RISMonline) <> Der Bänkelsänger. Romanze (Kl., Vl.) op. 11 Nr. 2, Autograph in D-F (s. RISMonline) <> Die 1842 aufgeführte Sinfonie (vgl. Frankfurter Konversationsblatt 4. Febr. 1842) ist vermutl. verschollen <> Schriften: Briefwechsel mit Moritz Schwindt (1847–71, 48 Briefe): Briefe von Moritz von Schwindt. Mitgetheilt von Bernhard Schädel, in: Nord und Süd, 1880, Bd. 14, S. 23–46; Bd. 15, S. 357–380

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Darmstadt und Frankfurt <> Adressbücher Darmstadt und Frankfurt <> Quellen in D-MGs (Bestand 16 a Nr. 63 und Nr. 91) und D-DSsa (Bestand G 28 Darmstadt Nr. F 978/6759); 12 Briefe an Adolph Spiess in CH-Bu, Briefe von Moritz von Schwind (s. Schriften) <> Nennungen in der regionalen und musikalischen Presse (Auswahl): Didaskalia (Frankfurt) 4. Apr. 1825, 31. Jan. 1840, 24. Aug. 1843, 2. Apr. 1844, 24. Nov. 1849; Allgemeine Musikzeitung (Offenbach) 15. Dez. 1827; Frankfurter Konversationsblatt 10. Jan. 1840, 21. Febr. 1840, 4. Febr. 1842, 23. Aug. 1846; Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 24. Sept. 1841; AmZ 9. Nov. 1836, NZfM 29. Mai 1857 <> Einsegnungsworte gesprochen am Sarge des Herrn Bernhard Schaedel am 19. Dezember 1882, Darmstadt: C. F. Winter (1882); CH-Bu <> MMB, HmL <> FétisB, PaulH, SchuberthC 101877, Mendel/Reissmann, Frank/Altmann 1936

Literatur — K. Brockmann, Hundert Jahre Sängerverein. Die Zeit bis zum 25jährigen Stiftungsfest, in: Alt-Offenbach 2 (1924), S. 49–55 <> Wilhelm Fuhr, Ein deutscher Sängerverein in Paris. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Offenbacher Sängervereins, in: ebd. 3 (1927), S. 16–19 <> Offenbacher Oratorienchor. Sängerverein 1826 e. V. Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum, Offenbach 2001

Hörbeispiel: Fughetta, aus Amphion. Weihnachtsangebinde […] (Aufnahme von Kristina Krämer für das MMM2, Dez. 2021)

Abbildung: Irländischer Gesang, Titel; D-OF


Kristina Krämer

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