philips


(1) Eugen (Benjamin Philipp) * Aachen 14. Juni 1842 | † Frankfurt/M. 11. Jan. 1921; Kaufmann, Pianist und Komponist

(2) Alfred (August Maria) * Offenbach 20. Aug. 1866 | † Frankfurt/M. 7. Febr. 1952; Sohn von (1), Chemiker, Violinist und Komponist

(3) Paul (Max Eugen) * Offenbach 19. Okt. 1869 | † Hanau 14. Dez. 1939; Sohn von (1), Fabrikant, Fabrikbesitzer und Cellist


(1) Eugen Philips entstammte einer niederländischen Kaufmannsfamilie, die vor allem mit Tabakwaren handelte und mehrere Zigarrenfabriken in Europa besaß. Sein Vater August (1810–1890) war in Aachen Mitinhaber der Tabakfabrik Gebr. Philips jun. Über seinen Onkel Lion (1794–1866), der wiederum ein angeheirateter Onkel Karl Marx’ war, bestand eine Verwandtschaft zu den Gründern der Firma Philips, die seit 1891 bis in die Gegenwart Haushaltsgeräte herstellt. Eugen Philips wuchs in Aachen auf und war von etwa 1852/53 bis 1857 Klavierschüler von Peter Paul Ries und anschließend von Theodor Lausmann. Letzteren konnte er 1858 erfolgreich als Solist vertreten und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erste Werke komponiert. Nachdem er 1859 vermutlich kurzzeitig in Maastricht gelebt und 1860 in Aachen als Kaufmann die Ehe mit Maria (Elvira Franziska) geb. Startz (* Aachen 7. Aug. 1845| † Frankfurt/M. 1. Juli 1912) geschlossen hatte, ließ er sich mit ihr und weiteren Familienmitgliedern in Offenbach nieder. Dort fand Philips in André einen Verlag, der die meisten seine Kompositionen veröffentlichte. Auch sind gelegentliche Auftritte als Pianist, wie 1874 in einem von Martin Wallenstein und Hugo Heermann veranstalteten Konzert, bei dem sein Trio op. 20 aufgeführt wurde, zu verzeichnen. Hauptberuflich war er jedoch in der familieneigenen Zigarrenfabrik August Philips & Söhne (gegr. 1861) tätig. Diese hatte bis um 1898 ihren Hauptsitz in Offenbach (mit Fabrik in Groß-Auheim) und verlagerte ihn anschließend nach Hanau. Philips lebte seit etwa 1900 als Rentner in Frankfurt/M. und gehörte seit dessen Gründung 1907/08 dem Patronatsverein des Hoch’schen Konservatoriums an.

Werke4 Quartette (1. Wenn zwei von einander scheiden, 2. Mailied, 3. Wohl waren es Tage der Sonne, 4. Lenzlied; SATB) op. 15, Offenbach: André [1870]; ehem. D-B, D-KNh, D-OF – dass. ebd. [1894] <> Impromptu (Saltarella) (Kl.) op. 16, ebd. [1871]; D-B, D-OF, GB-Lbl <> 4 Lieder (1. Lüfte, die ihr scherzet, 2. Erster Verlust, 3. Volksliedchen: Blau ist ein Blümelein, 4. Im Walde wandl’ ich; Sst., Kl.) op. 17, ebd. [1871]; D-B, D-OF, siehe auch RISM P 1970 <> 2 Gesänge (1. Sehnsucht, 2. Schon wieder bin ich fortgerissen; Sst., Kl.) op. 18, ebd. [1871]; D-OF, s. a. RISM P 1970 <> 3 Fantasiestücke (1. Stilles Gück, 2. Romanze, 3. Wanderlust; Kl.) op. 19, ebd. [1871]; D-B, D-OF, GB-Lbl <> Trio c-Moll („Herrn J. C. Hauff freundschaftlichst gewidmet“; Vl., Vc., Kl.) op. 20, ebd. [1871]; CDN-Lu (digital), D-B, D-Bhm, D-BS, D-OF <> 4 Gesänge nach Gedichten von A. Träger (1. Morgenständchen, 2. Siehst du am Weg ein Blümlein stehn, 3. Mein Stern, 4. Der Frühling kommt; Sst., Kl.) op. 21, ebd. [1871]; D-OF, s. a. RISM P 1970 <> Oster-Cantate (gem. Chor, Soli, Kl.) op. 22, ebd. [1871]; D-OF, US-R (digital) <> Sonate (Vl., Kl.) op. 23, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1874]; D-B, D-F, GB-Lbl <> Romance (Joseph Joachim gew.; Vl., Kl.) op. 24, London: Woolhouse [1892]; D-Bhm, GB-En, GB-Lbl <> Cavatine (Vc., Kl.) op. 25, ebd.[1892]; GB-Lbl, s. a. RISM P 1971 <> Eine Gesellschaftsreise an den Neckar in 6 Tonbildern (Kl.) op. 26, Leipzig: Junne [1894]; D-B <> Fünf Lieder (1. „Wie unter Schnee und Eis“, 2. „Ich suche durch Mühen“, 3. „Mein Herz schmückt sich mit dir“, 4. „Still liegt vor meinen Blicken“, 5. Kommen und Scheiden „So oft sie kam“; Sst., Kl.) op. 27, ebd. [1894]; D-B <> Trio Nr. 2, D-Dur (Johannes Brahms gew.; Vl., Vlc., Kl.) op. 28, ebd. [1894]; CH-Gmu, D-B, D-KNh, D-Mbs <> Frühlingsahnung (Soli, Mch.) op. 29, ebd.; D-B

Quellen und Referenzwerke — KB Aachen (St. Adalbert, St. Foillan, St. Michael) <> Bevölkerungsregister Maastricht 1850–1860, 1860–1880 <> Briefe s. Kalliope <> Adressbücher Aachen, Offenbach, Frankfurt <> MMB <> Aachener Zeitung 22. Nov. 1858, 28. Nov. 1858, 30. Dez. 1858; Echo der Gegenwart (Aachen) 27. Nov. 1858; AmZ 18. Sept. 1872 (Rezension op. 20), 28. Jan. 1874 (Rez. op. 22), 11. März 1874 (Rez. op. 15); Musikalisches Wochenblatt 10. Apr. 1874; NZfM 10. Apr. 1874; Neue Berliner Musikzeitung 23. Apr. 1874, 8. Okt. 1874 (Rez. op. 20, 22), 12. Aug. 1875 (Rez. op. 23); The Monthly Musical Record (London) 1. Febr. 1892 (Rez. op. 24, 25); The Era (London) 5. März 1892; Musical News (London) 29. Juli 1892 (Rez. op. 24); The Musical Times 1. Juni 1893 (Rez. op. 24, 25); Deutsche Kunst- und Musikzeitung (Wien) 1. März 1895 (Rez. op. 27); Signale für die musikalische Welt Nr. 30 (Mai) 1895 (Rez. op. 28) <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums 1880/81, 1907/08ff.

Literatur — Jan Gielkens, Karl Marx und seine niederländischen Verwandten. Eine kommentierte Quellenedition, Trier 1999 <> Achim Großmann, Zigarren & Zigarillos aus Würselen. Die Geschichte der Würselener Zigarrenindustrie, Düren 2017 <> Andrea Hammes, Brahms gewidmet. Ein Beitrag zu Systematik und Funktion der Widmung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2015, S. 438f.

Abbildung: Titelseite zu Eugen Philips’ Trio op. 20; CDN-Lu


(2) Alfred Philips trat bereits während seiner Schulzeit in Offenbach im Rahmen von Schulveranstaltungen musikalisch auf und studierte von 1879 bis 1882 am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt/M. Violine bei Hugo Heermann. Anschließend nahm er ein naturwissenschaftliches Studium auf: Von 1885 bis 1886 studierte er in Gießen und daraufhin in Leipzig, wo er als „stud. chem.“ der Universitätssängerschaft St. Pauli angehörte und deren Auftritte in Leipzig und Umgebung als Violinist unterstütze. Zudem vertonte er den Text eines Kommilitonen als Weihnachtsoperette, die 1887 aufgeführt wurde. Philips beendete 1890 sein Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität mit einer Dissertation über das Alkaloid Hydrastin, die 1891 im Druck erschien. Ende der 1890er Jahre lebte er als Chemiker in Höchst am Main und mindestens spätestens seit 1922 Frankfurt/M. Eine musikalische bzw. kompositorische Betätigung nach der Jahrhundertwende lässt sich derzeit nur durch ein letztes, 1932 erschienenes Werk nachweisen. Philips war nicht verheiratet.

WerkeZwei Stücke „Herrn Concertmeister Willy Hess in Freundschaft zugeeignet“ (1. Romanze, 2. Capriccio; Vl., Kl.), Offenbach: André [1887]; D-OF <> Rêverie (Vc., Kl.), Leipzig: Junne [1895]; D-B <> Canzonetta (Vl., Kl.), ebd. [1897]; D-B <> Caprice (Vl., Kl.), ebd. [1897]; D-B <> Madrigal „Alma Moodie zugeeignet“ (Vl., Kl.), Würzburg: Pälz [1932] <> ungedruckt: Liebesglück (Chor); aufgef. Wernigerode 1887 <> Weihnachtsoperette „König Wenzel“ oder „Vom Prager Galgen in die Leipziger Bierehrlichkeit“, ein Universitätsgründungs-Bühnenweihfestspiel in drei Zügen (Text: Paul Tscharmann) (UA Leipzig 10. Dez. 1887)

Quellen und Referenzwerke — KB Offenbach, Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Programm der Großherzoglichen Realschule zu Offenbach a. M., Offenbach 1879, S. 16f. <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums 1879/80–1881/82 <> Personal-Bestand der Großherzoglich Hessischen Ludwigs-Universität Giessen (Sommersemester 1885, Wintersemester 1885/86) <> Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (Sommersemester 1890) <> Chronik der königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin für das Rechnungsjahr 1890/91, Berlin 1891, S. 105 <> Richard Kötzschke, Geschichte der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli in Leipzig 1822–1922, S. 275, 292, 296


(3) Paul Philips studierte von 1889 bis 1890 Cello bei Bernhard Cossmann am Hoch’schen Konservatorium. Dort lernte er vermutlich die Komponistin Rosette Loewenthal-Rheinberg kennen, die er 1899 heiratete. Nach der Jahrhundertwende lebte das Paar in Hanau, wo Philips in der familieneigenen Zigarrenfabrik arbeitete, deren Inhaber er später wurde. Zudem war er von 1922 bis 1923 Präsident der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern.

Quellen und Referenzwerke — KB Offenbach, Standesamtsregister Frankfurt und Hanau <> Adressbücher Hanau <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums 1888/89–1889/90 <> 150 Jahre Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, 2021 (digital)


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/09 17:24
  • von bkb
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